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Was geschieht mit den Alttextilien?

In Liechtenstein werden, wie in vielen anderen Ländern auch, Alttextilien gesammelt. An vielen Orten stehen Sammelcontainer oder es finden Strassensammlungen für Alttextilien statt. Doch wohin gehen die entsorgten Kleider?

Triesen. – Fragt man beim Hilfswerk Liechtenstein nach, landen die Kleider, die in Liechtenstein gesammelt werden, in Ländern wie Moldawien, Albanien, Rumänien oder in der Ukraine. Beatrice Amann, die Präsidentin vom Hilfswerk Liechtenstein: «In diesen Ländern gehen die Kleider an Institutionen, denn nur diese dürfen die Kleider in Empfang nehmen und verteilen. Das wird vom Staat kontrolliert.» Die Altkleider werden in Liechtenstein geladen und mit dem Lastwagen in die Länder gebracht.

Beatrice Amann ist im Februar selber nach Rumänien gefahren, um sich zu vergewissern, dass die Lieferungen auch wirklich ankommen. In Liechtenstein gibt es diverse Sammelstellen oder Container vom Hilfswerk Liechtenstein. Sammelstellen gibt es in den Gemeinden Mauren, Triesen und Triesenberg. Container sind in Schaan, Vaduz, Balzers und Triesen aufgestellt. Insgesamt werden jährlich 100 Tonnen Textilien in der Sammelstelle an Bedürftige weitergegeben. Beatrice Amann garantiert, dass die gesammelten Kleider zu Menschen gelangen, die sie wirklich brauchen. Nicht nur im Ausland – es gibt auch in Liechtenstein Familien, die dankbar sind, wenn sie Kleider bei der Sammelstelle des Hilfswerks abholen können.

Kleider werden weiterverkauft

Beatrice Amann weiss von Firmen, welche die Kleider weiterverkaufen oder teilweise sogar schreddern. Sie persönlich hat vor Jahren einen solchen Betrieb besichtigt. Hierbei handelt es sich um ein anderes Sammelsystem – die Kleider werden weiterverkauft und dies aus gutem Grund, wie die zuständigen Firmen erklären. Neben den Containern des Hilfswerks sind in Liechtenstein auch andere Container aufgestellt, beispielsweise der Schweizer Firma Tell-Tex, welche im Auftrag der Organisation SoliTex Altkleider sammelt. Auf Anfrage bestätigt die Firma Tell-Tex, dass die Kleider nicht in die Länder bedürftiger Menschen verschenkt werden. Stattdessen sammeln sie die Kleider, sortieren und entscheiden, welche Kleider noch tragbar sind. Die noch brauchbaren Kleider werden ins Ausland verkauft – in Länder wie Italien, Tunesien oder in die Ostblockstaaten.

Der Erlös der verkauften Kleider kommt hinterher diversen Hilfsorganisationen zu Gute, wie beispielsweise der Schweizer Berghilfe oder der Stiftung Kinderdorf Pestalozzi. Auf der Homepage des Unternehmens Tell-Tex heisst es: «Ein Teil der Waren wird in Sortierlagern in Zusammenarbeit mit dem Verband für Heimarbeit sowie durch Arbeitsintegrationsprojekte gesammelt und sortiert. Ein Teil der Waren wird als Direkthilfe in der Schweiz abgegeben, der andere Teil wird in verschiedene Länder verkauft.

«Wir haben festgestellt, dass dies die bessere Variante ist – es macht mehr Sinn, das Geld für andere Projekte zu spenden. Das Lagern von Kleidern ist sehr kompliziert und eine solche Menge an Kleidern zu lagern, ist sehr teuer. Mit dem Verkauf der Kleider kann der Erlös spezifisch eingesetzt werden», sagt Frank Pleuss, ein Mitarbeiter der Firma Tell-Tex. Laut Frank Pleuss würden es viele Leute gut meinen, aber man müsse auch bedenken, was die Lagerung oder der Transport kostet.

«Viel Ware bedeutet viel Geld»

Die grössten Alttextil-Sammelorganisationen in der Schweiz sind Contex, Texaid, Satex und SoliTex, wobei die beiden Letzteren seit 2006 zusammenarbeiten. 80 Prozent der Sammelmenge in der Schweiz fällt auf die vier Organisationen. Laut dem Bundesamt für Umwelt beträgt die jährliche Sammelmenge in der Schweiz 40 000 Tonnen Alttextilien.

Diese Organisationen sortieren das Sammelgut und verkaufen es in Gebiete, in welchen ein Markt für getragene Kleider besteht. Die vier Textilsammelorganisationen führen Strassen- und Containersammlungen durch, um unter anderem den Secondhand-Markt zu beliefern.

Gemeinsam haben sie eine Koordinationsstelle für Strassensammlungen eingerichtet, die Koordinationsstelle für die Textilsammlungen in der Schweiz. In der Koordinationsstelle sind Mitarbeiter aller Organisationen vertreten. Die Koordinationsstelle ist nur für die Strassensammlungen zuständig, mit den aufgestellten Containern hat diese nichts zu tun.

Laut Theo Leemann von der Koordinationsstelle seien die Containerplätze sehr begehrt – es herrsche eine gewisse Konkurrenz zwischen den Organisationen – es werde ständig nach guten Containerstellplätzen gesucht. «Viel Ware bedeutet viel Geld», sagt Theo Leemann. Die Container sind sehr beliebt, die Strassensammlungen hingegen verlieren an Popularität. Das kommt daher, dass mit Hilfe der Container rund um die Uhr Kleider entsorgt werden können und man nicht auf gewisse Termine angewiesen sei.

Verschiedene Sammelsysteme

Auch Theo Leemann ist der Meinung, dass durch den Altkleiderverkauf der Erlös gezielter eingesetzt werden könne. Der Mitarbeiter der Textilkoordination bestätigt, dass der Secondhand-Handel insbesondere im Ostblock, in Afrika und in Italien gross ist.

Wie die Altkleider entsorgt werden, beziehungsweise wohin sie gebracht werden, ist jedem selbst überlassen. Beatrice Amann vom Hilfswerk Liechtenstein: «Mir ist einfach wichtig, dass die Leute wissen, dass es einen Unterschied gibt.»
Beide Sammelsysteme haben ihre Berechtigung. Einige Leute geben die Kleider, die sie nicht mehr benötigen, auch ihren Bekannten in der Nähe und wollen sie erst gar nicht weit wegschicken. Auf jeden Fall lohnt es sich nach zu fragen, wohin die Alttextilien kommen und was mit ihnen passiert. (alf)

 

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