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Stark, kreativ und selbstbestimmt

Cornelia Eberle hat sich schon als ganz junge Frau selbstständig gemacht. Eigenständig sein und bleiben, war der Grafikerin auch wichtig, als sie Mutter wurde. Eine starke, selbstbestimmte Frau, die gerne eine «freche Alte» werden möchte.

Von Shusha Maier

«Quadrate!», ihre Verwunderung schwingt in der Stimme mit, «warum ausgerechnet Quadrate?»  Jede Firma will zurzeit offenbar Quadrate in Logos, in Broschüren, in der Werbung und sie bekommen die Kästchen auch. Ein Augenschein im Strassenraum beweist es. Dabei müsse es das erste sein, was sich Kreative, was sich Werber fragen, wenn sie an einen Auftrag herangehen: «Welche Formen sind bereits besetzt? Wie kann ich mich abheben von der Masse?» Zumindest geht die Grafikerin Cornelia Eberle auf diese Art ihre Arbeit an und Quadrate sind eben schon seit Jahren besetzt.

Mit ihren bald drei Jahrzehnten Berufserfahrung gehört die Ruggellerin bereits zu den alten Hasen, bald ist es 25 Jahre her, dass sie sich mit einem eigenen Atelier selbstständig gemacht hat. Weit härter sei das Geschäft geworden, berichtet Cornelia Eberle, das Offertwesen, wie es hierzulande mittlerweile auch in der Grafikerbranche gang und gebe ist, war in ihren Lehrjahren und bis weit hinein in ihre Selbstständigkeit wenig gebräuchlich. «Die Leute kamen einfach auf mich zu und erklärten, was sie gerne hätten», erinnert sie sich.

Über Geld wurde eher am Rand gesprochen. «Meist kannte ich die Kunden ja, ihr Metier, ihren Hintergrund; da verstand es sich von selbst, dass ich mich nach ihren finanziellen Möglichkeiten richtete und versuchte, das Gewünschte so kostengünstig wie möglich zu gestalten.» Wobei das Kostenbewusstsein sich keineswegs nur auf den Entwurf bezog. Auch Material, Druck und Umsetzung hatte Cornelia Eberle bei ihrer kreativen Arbeit stets im Hinterkopf. Heute muss erst ein Berg Vorarbeit erledigt werden, bis man zum Gestalten kommt. «Nur mehr ein Viertel meiner Arbeit», bedauert sie, «ist kreativ, ist das, was wirklich Spass macht!»

Formen entwickeln, mit Farben experimentieren, das ist es, das Cornelia Eberles Geist beflügelt: «Ich bin ein stark visuell geprägter Mensch. Alles Bildliche nehme ich besonders gut wahr und auf. Schon als Kind habe ich stets einen visuellen Zugang zu den Dingen gesucht.» Bis heute ist Cornelia Eberle ein Bilderfan geblieben, Bücher ohne Illustrationen sind für sie nur ein halbes Vergnügen. «Es geht mir meist um Illustrationen. Bücher und CDs kaufe ich oft nach Covergestaltung, dennoch lese ich auch Bücher ohne Bilder gerne, sammle aber kunstvoll gestaltete Kinderbücher und natürlich Kunst- und Grafikbücher, da komme ich ins Schwärmen.» Ihre Tochter entwickelt sich ähnlich. «Sie ist sehr musisch, zeichnet gerne und betrachtet Bilder sehr, sehr genau.» Die 13-Jährige habe sich zur schärfsten Kritikerin von Mutters Entwürfen gemausert.

Cornelia Eberle hat sich recht spät zur Mutterschaft entschlossen, Schwierigkeiten Kind und Beruf unter einen Hut zu bringen, hatte sie schliesslich kaum. «Nur die ersten drei Monate nach der Geburt habe ich nicht grafisch gearbeitet. Geplant war zwar nur eine Pause von zwei Monaten, aber das Baby hat sich neben dem Computer nicht sehr kooperativ verhalten», erzählt sie lachend. Eine Zeitlang habe sie es geschäftlich zu spüren bekommen, dass das Kind Priorität hatte und obwohl ihr Lebenspartner viel Familienarbeit geleistet hat, empfand Cornelia Eberle die ersten vier Jahre als «zäh». Die Möglichkeit auch zu Hause zu arbeiten, erwies sich dabei häufig als Segen.

Auch ihre Umgebung reagierte verständnisvoll auf die «working mom». Der «Künstlerbonus» habe ihr dabei aber sicher geholfen, ist Cornelia Eberle sicher. Sie weiss durchaus, dass nicht jeder arbeitenden Mutter mit demselben Wohlwollen begegnet wird. «Briefmarken gestalten wird halt nicht als schnöde Lohnarbeit gesehen», mutmasst sie.

Als Frau hat sie sich im Berufsumfeld nie benachteiligt gefühlt – obwohl: «Die richtig fetten Aufträge gehören immer den Männern, das ist noch heute so.» Die Konkurrenz ist gross geworden in den vergangenen 20 Jahren. Als Cornelia Eberle vom liechtensteinschen Grafikpionier Louis Jäger in die Lehre genommen wurde, gab es nur eine Handvoll Grafiker im Land, jetzt sind es … sie beginnt nachzuzählen, muss aber bei einem Dutzend aufgeben. Sie ist froh, heute nicht als ganz junge Frau anfangen zu müssen. Cornelia Eberle schätzt jedes ihrer Lebensjahre, «Sie haben mir Sicherheit, Gelassenheit, Selbstbewusstsein gebracht.» Mittlerweile tue sie sich viel leichter, Kunden ihre Ideen zu präsentieren, ihre Meinung kundzutun.
«Ich möchte schrecklich gerne eine richtig freche Alte werden», gesteht sie lachend.  Vom Alter ist sie, trotz grauer Lockenpracht, noch weit entfernt und das Frechsein wird Cornelia Eberle, die eine ruhige, besonnene Art auszeichnet, wohl ein wenig üben müssen. Bestimmt auftreten, das kann sie allerdings und so bestimmt sagt sie auch: «Ganz sicher ist, dass ich arbeiten will, solange es geht.» Wer ihren Fleiss kennt, ihren Ehrgeiz und die Neugierde und Beharrlichkeit mit der sie sich Herausforderungen stellt, weiss: Es geht noch lange.
 

 

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