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Powerfrau hoch drei

Idaeta Porics Wurzeln liegen im Balkan, ihre und die Heimat ihrer Kinder aber ist Liechtenstein. «Vor allem durch die Kinder wachse ich jetzt richtig fest mit dem Land zusammen», sagt die junge Frau, die es schafft, Kinder, Haushalt und Beruf perfekt unter einen Hut zu bringen.

Von Shusha Maier

«Müar gon halt glich all no viel ahi», sagt Idaeta Poric in astreinem Unterländer Dialekt. Mit «ahi» ist Bosnien gemeint, das Land aus dem die Eltern der jungen Frau stammen. Idaeta Poric ist in Wien geboren, aber kehrte noch im Kleinkindalter nach Bosnien zurück. Ihr Aufenthalt dort dauerte allerdings nur wenige Jahre – schon bald war die Sehnsucht der Eltern nach ihren Kindern, die bei den Grosseltern untergebracht waren – die Aufenthaltsbestimmungen liessen es nicht anders zu – so gross, dass sie sich für den Nachzug der Kinder stark machten. So entging die Familie den Wirren des Balkankriegs und fand einem Ort, an dem ihre Kinder in eine bessere Zukunft hineinwachsen konnten als im damals bitterarmen, von Kriegwirren gebeutelten und politisch instabilen Bosnien.

Idaeta Poric ist in Bosnien schon zur Schule gegangen, war in der Sprache zu Hause, hatte Freundinnen und Freunde, die sie zurücklassen musste. Und dennoch hat es ihr von Anfang an in Liechtenstein gefallen, sie hat sich wohlgefühlt, sicher und gut aufgehoben. Sie musste zwar noch einmal in die zweite Klasse, der Sprache wegen, aber nicht einmal das hat ihr etwas ausgemacht. «Ich habe mich schnell an das Leben hier gewöhnt und bin viel lieber da, als in Bosnien», erzählt sie. Sie fühle sich nicht als Ausländerin, und das nicht nur, weil sie seit Jahren einen liechtensteinischen Pass besitzt. «Ich habe einfach das Gefühl, hierher zu gehören, hier daheim zu sein – obwohl, machmal bedauere ich es, dass meine Eltern ihre Heimat verlassen haben.» Vor allem weil sie ihre Grosseltern vermisst, ihre Verwandtschaft. Sieht sie jedoch die Armut, die Bosnien immer noch fest im Griff hat, versteht sie die Entscheidung ihrer Eltern.

Nicht reich zu werden, aber komfortabel leben zu können, ist nämlich auch Idaeta Poric wichtig und ebenso, dass sie zum Familieneinkommen ihren Teil beitragen kann. «Ich wollte immer arbeiten, aber ich wollte auch immer Kinder haben – viele Kinder», sagt sie lachend. Mit zwei Söhnen und einer Tochter hat sie nach hiesigem Verständnis viele Kinder. Sie aber hätte durchaus noch einmal so viele gewollt. Allerdings wären ihre Aufgaben als berufstätige Mutter damit so umfangreich geworden, die Kompromisse so zahlreich, dass sie sich – zumindest vorläufig – mit drei bescheidet. Aber Idaeta Poric ist noch jung, wer weiss, was die Zukunft bringt.

Bisher ist ihr Leben allerdings sehr linear verlaufen, überlegt – sehr vernünftig, möchte man fast sagen. Sie ist mit einem Liechtensteiner verheiratet, als sie geheiratet haben, war ihr Mann allerdings noch Bosnier. Sedin Poric konnte sich einbürgern lassen und hat das auch getan. Gibt es in Liechtenstein eine bosnische Community, innerhalb derer Ehen arrangiert werden? «Aber nein», wehrt Idaeta Poric lachend ab. «Ich bin schon seit Sandkastenzeiten mit Sedin befreundet, kenne ihn von klein auf.» Er ist nur drei Jahre älter und war in Kinderzeiten der beste Freund ihres grossen Bruders. Als die Familie Poric Bosnien in Richtung Liechtenstein verliess, verloren sich die beiden für einige Zeit aus den Augen. Als Sedin Jahre später bei seiner Mutter, die ebenfalls in Liechtenstein wohnt, zu Besuch war, traf er seine kleine Sandkastenfreundin wieder und verliebte sich auf der Stelle in die schöne junge Frau.

Fünf Jahre später wurde geheiratet, ein Jahr danach kam das erste Kind und «für Sedin war es schon ein kleiner Schock, als ich ihm eröffnete, dass ich gar nicht daran denke, mit dem Arbeiten aufzuhören». Kinder hätten es doch nirgends schöner als bei der Mama, meinte er. Aber obwohl Idaeta Poric ihre Kinder über alles liebt, ist sie überzeugt, dass dies nicht so ist. «Sicher gibt es Frauen, die gerne bei ihren Kindern bleiben und sie rund um die Uhr versorgen», die sollen das ebenso tun können, ohne schief angesehen zu werden, wie auch eine Mutter, die noch mit drei Kindern erwerbstätig sein möchte.

Das sei Teil ihres Selbstverständnisses, sagt Idaeta Poric. Unabhängigkeit ist ihr wichtig, finanziell und geistig. Durch ihren Beruf als Friseurin kommt sie mit vielen Menschen zusammen, hat eine reiche eigene Erlebenswelt, die über Kinder und Küche hinausgeht. Als ihr eigener Chef kann sie selbstständig arbeiten – im Haushalt wie im Beruf. Leicht ist das aber keinesfalls, drei kleine Kinder, den Haushalt  und ein eigenes Geschäft unter einen Hut zu bringen. «Ich stehe morgens schon um halb sechs auf und mache Hausarbeit», erzählt sie lebhaft. Gut könne sie auch in die Nacht hinein arbeiten, denn Schlaf brauche sie nicht besonders viel. Drei Tage in der Woche gehören der Familie – Sonntag, Montag und Dienstag – die restliche Zeit ist strikte eingeteilt zwischen Job und Kindern. Idaeta Porics Mann kommt nur am Samstag zum Einsatz, sein Arbeitsplatz liegt zu weit entfernt, als dass er kurzfristig einspringen könnte, wenn Unvorhergesehenes die Anwesenheit eines Elternteils verlangt. Aber die junge Mama mit Job trägt das mit Humor und viel Elan und der Hoffnung: «Jetzt, da ich mein Geschäft in Eschen – praktisch Tür an Tür zur Wohnung – habe, wird alles viel, viel einfacher.»
 

 

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