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«Good Morning Hollywood»

Morgen vor fünf Jahren erfüllte sich Silke Kindle einen Kindheitstraum: Sie packte ihr Hab und Gut und reiste mit dem Ziel Hollywood in die USA ? und zwar per Schiff.

Los Angeles. – Jeden Morgen öffnet Silke Kindle das Fenster ihrer Wohnung, die sich Downtown in Los Angeles mit Blick auf das Hollywood Sign – die bekannten grossen Buchstaben – befindet und ruft: «Good Morning Hollywood». Die Triesnerin lebt im Land ihrer Träume und kann sich ein Leben in Liechtenstein nicht mehr vorstellen. «Ich brauche Action und genau das habe ich hier», sagt sie durch die Telefonleitung.

Amerika-Fan

Bereits im Teenager-alter spielte Silke Kindle mit dem Gedanken, nach Hollywood zu reisen und ihr Glück im Filmbusiness zu versuchen. Das Land der unbegrenzten Möglichkeiten hat sie immer schon interessiert, was sich in ihrem Look widerspiegelt: Schuhe, Ohrringe, Uhr, Kleidung, alles ist von der USA-Flagge geprägt. Kein Wunder also, dass die Triesnerin in Liechtenstein auch unter dem Namen Miss Amerika bekannt ist.
Mit 28 Jahren packte sie dann das Fernweh. Sie kündigte Job und Wohnung und machte sich auf die Reise. Ihre Eltern, die Silke Kindle in ihren Vorhaben immer unterstützen, fuhren sie nach Genua, Italien, wo sie ein Frachtschiff bestieg, mit dem sie über den grossen Teich in die USA reisen wollte. Wegen ihrer grossen Flugangst kam ein Flugzeug nicht in Frage. Allerdings fühlte sie sich auch auf dem Frachtschiff nicht sehr wohl. «In Barcelona ging ich wieder von Bord und nach Hause», erzählt Miss Amerika von ihrem ersten Versuch, auszuwandern. Sie überbrückte die Zeit mit einem Sprachaufenthalt in Italien – neben Amerika ist sie auch ein grosser Italien-Fan wie ihr Vater – bis sie den zweiten Anlauf nahm.

Abenteuerliche Reise

Einen Tag nach ihrem 30. Geburtstag, am 13. November 2006, bestieg Silke Kindle nochmals ein Schiff. Diesmal war es ein Luxusschiff und weil ihr keine Minute zu langweilig war, schaffte sie die Überfahrt bis nach Amerika. Ihr Weg führte jedoch nicht direkt in die Stadt der Engel. Zuerst reiste sie durch das Land. «Es war exciting und adventure», schwärmt Silke Kindle, die in ihren Erzählungen immer wieder englische Ausdrücke verwendet. «Ich würde es wieder so machen. Auf dieser Reise habe ich viele Leute kennengelernt und einiges erlebt.»
Schliesslich kam Miss Amerika am 8. Januar, am Geburtstag von Elvis Presley, in Los Angeles an. Ein besonderes Datum für den grossen Elvis-Fan. Ihr neues Leben in ihrer neuen Heimat konnte beginnen. Im ersten Jahr in LA besuchte sie eine Sprachschule, lernte dadurch viele Leute kennen und streckte bereits ihre Fühler Richtung Filmindustrie aus.

Der Traum Hollywood

In einem Film mitzuspielen, ist ein grosser Traum von Silke Kindle. Als Statistin konnte sie bereits in einigen Filmen mitwirken – unter anderem hatte sie dank der liechtensteinischen Stuntfrau Simone Bargetze eine Statistenrolle in «Transformers 3». «Es ist toll, hinter die Kulissen schauen zu können», sagt sie.
Einmal bekam sie eine kurze Sprechrolle und durfte einen Elvis-Fan spielen. «Weil ich selbst ein grosser Fan bin, bekam ich die Rolle», schmunzelt sie. Miss Amerika erzählt weiter von einer Hauptrolle, die sie in einem Musikvideo spielen konnte – wie sie dabei traurig sein und sogar weinen musste. «Das war eine grosse Herausforderung», sagt sie und das glaubt man der fröhlichen Liechtensteinerin sofort.
Natürlich ergaben sich für die Liechtensteinerin auch schon einige Gelegenheiten, um sich mit namhaften Stars zu unterhalten. So traf sie unter anderem Steven Spielberg, Bradley Cooper, Vinnie Jones, Chris Judd, LL Cool J, Snoop Dogg oder Issac C. Singleton.

Von Miss Amerika zu Holly Wood

Auf dem Filmset fühlt sich die Triesnerin wohl. Also wundert es nicht, dass ihr Spitzname in LA nicht Miss Amerika, sondern Holly Wood ist. Die Geschichte allerdings, wie sie zu diesem Namen kam, ist erzählenswert: Eines Tages spazierte Silke Kindle den Hollywood Boulevard entlang, bekleidet mit Hose und Oberteil, welche beide mit auffälligem Hollywood-Schriftzug verziert waren. So auffällig, dass eine Limousine anhielt und das Fenster hinuntergelassen wurde. Der Chauffeur schien von Silke begeistert gewesen zu sein und rief ihr zu: «Hey Hollywood!» Die Liechtensteinerin fand den Namen eigentlich ganz toll und machte daraus Holly Wood. «Viele Leute in LA kennen mich nur unter diesem Namen. Auch wenn ihnen mein richtiger Name besser gefällt, da er in Amerika einzigartig ist», sagt sie.

Kein Heimweh

Und wie sieht es bei Holly Wood mit Heimweh aus? «Habe ich eigentlich nicht», sagt sie, «aber meine Familie und Freunde vermisse ich sehr stark», fügt sie an. Trotzdem wolle sie nicht mehr zurück nach Liechtenstein. «Ich bin als Amerikanerin geboren», sagt sie überzeugt. Aber Liechtenstein vergesse sie nicht und sei dankbar, dort aufgewachsen zu sein und eine tolle Kindheit gehabt zu haben.
Aber ein Leben ohne Filmset, Strand und Action könne sie sich nicht mehr vorstellen. «Trotzdem bin ich stolz, eine Liechtensteinerin zu sein und erzähle den Leuten hier viel von meiner alten Heimat.» Und da kommt Silke Kindle alias Holly Wood noch etwas anderes in den Sinn, was sie aus Liechtenstein vermisst: «Schokolade und frische liechtensteinische Backwaren.» Aber der morgendliche Blick auf die Buchstaben Hollyood in den Hollywood Hills entschädigen sie jeden Tag aufs Neue. (manu)

 

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