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Erfolgreiches Projekt gegen Gewalt

Schon Kindergartenkinder lernen, dass es auch ohne Fäuste geht. Zwei liechtensteinische Kindergärten testen seit Herbst das Programm «Faustlos» und machen gute Erfahrungen damit.

Dass Kinder auch mal raufen, ist normal. Es gibt aber immer Kinder, die durch negatives und herausforderndes Verhalten auffallen und andere Kinder in einer Gruppe stören. Mit dem Projekt «Faustlos» möchte der Kindergarten eine Möglichkeit bieten, solchen Kindern möglichst früh zu helfen und sie weniger aggressiv, dafür sozial kompetent zu machen.

Das Projekt ist aber nicht nur für auffällige Kinder gedacht, im Gegenteil es soll das Verhaltens- und Erlebensrepertoire aller Mädchen und Jungen im Alter zwischen vier und sechs Jahren erweitern. Sie lernen eigenständig Probleme zu lösen, lernen Gefühle anderer zu identifizieren und sich in andere hineinzuversetzen. Die Kinder gewinnen auch mehr Selbstbewusstsein und erfahren ihre Umgebung positiv.

Gefühle erkennen

Im Herbst starteten die beiden Kindergärten Haberfeld Vaduz und Weiherring Mauren mit dem Pilot-Projekt «Faustlos». Die Kindergärtnerinnen stufen das Projekt als «sehr wertvoll» ein, da es die sozial-emotionale Kompetenz der Kindergartenkinder auf spielerische Weise fördert.

«Die Kinder lernten beispielsweise, Gefühle wie Ärger, Wut, Angst, Freude und Traurigkeit anhand der jeweils typischen Körperhaltungen und des entsprechenden Gesichtsausdrucks klar zu erkennen», sagt Kindergärnterin Vanessa Roperti zur ersten Einheit des Projekts, bei der die Erkennung von Gefühlen und das Hineinversetzen in andere im Vordergrund stand. «Wenn die Kinder die Gefühle erkennen, können sie auch entsprechend darauf reagieren», sagt Kindergärtnerin Hildegard Beigl. «Wir übten beispielsweise wie man Augenkontakt herstellt, aktiv zuhört und wie man sich angemessen ausdrückt.»

Mit Bildern und Rollenspielen wurde das Gelernte vertieft und in alltäglichen Situationen von den Kindern auch angewendet. Auch Eltern interessierten sich in den vergangenen Monaten für das Projekt «Faustlos» und versuchten Verhaltensweisen und Techniken, die im Kindergarten gelernt wurden, auch zu Hause umzusetzen.

Konstruktiv mit Wut umgehen

Das Projekt ist noch nicht zu Ende. In einem zweiten Teil werden die Kinder in den nächsten Wochen lernen, über ein Problem nachzudenken, anstatt unüberlegt zu tun, was ihnen gerade in den Sinn kommt. «Impulskontrolle» nennt sich das, ganz nach dem Motto «Beruhige dich – mach mal Pause und denk nach». In einem dritten Teil wird auf den Umgang mit Ärger und Wut eingegangen. Die Kinder lernen, dass sie mit Ärger und Wut auch konstruktiv umgehen können.

Die Kindergärtnerinnen sind überzeugt, dass das Projekt vor allem das Einfühlungsvermögen der Kinder stärkt. Sie glauben, dass «Faustlos» die Wahrnehmung der Kinder bereits verändert hat und dass sie viel offener und vor allem gewaltfrei auf andere Kinder zugehen. Ob «Faustlos» nach der Pilotphase in den zwei Kindergärten flächendeckend in Liechtenstein eingeführt wird, wird sich nach der Evaluation zeigen. Ziel ist es, dass «Faustlos» in Zukunft ähnlich wie es in Deutschland, Luxemburg, Italien, Österreich und der Schweiz bereits der Fall ist, zum festen Bestandteil der pädagogischen Arbeit gehört. (jak/pd)

 
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