Burg Schellenberg wird wiederbelebt

Herr Mathis, Sie sind der Präsident und Gründungsmitglied des Mittelalter Vereins Liechtenstein. Was hat Sie zur Gründung eines Mittelalter Vereins bewogen?

Daniel Mathis: Gemeinsam mit Freunden habe ich in der Vergangenheit immer wieder Mittelalterfeste und -märkte besucht. Eines Tages kam die Idee auf, auch nach aussen als Gruppe aufzutreten und dies mit einem einheitlichen Auftritt zu zeigen. Da war der Weg zum Verein nicht mehr weit.

Welche Ideen verfolgen Sie mit dem Mittelalter Verein?

Der Mittelalter Verein Liechtenstein hat sich zum Ziel gesetzt, die Handwerke, Bräuche und Gepflogenheiten des Mittelalters zu erhalten und weiterzureichen. So zum Beispiel am Heerlager zu Schellenberg, das in diesem Jahr bereits zum zweiten Mal stattfindet. Wir möchten dadurch auch gerne Gleichgesinnte kennenlernen und uns austauschen.

Was ist eigentlich ein Heerlager?

Heerlager bezeichnete in der Vergangenheit grosse Feldlager von militärischen Truppen. Sie konnten mehrere Tausend Personen umfassen. Im Mittelalter waren in den Lagern auch die Ehefrauen, Marketender, Wäscherinnen, Prostituierte usw. integriert. Heute bezeichnet man die Gesamtheit der auf Mittelalterveranstaltungen anzutreffenden Hobbydarsteller als Heerlager.

Welche Attraktionen erwarten die Besucher am kommenden Heerlager auf dem Schellenberg in knapp zwei Wochen?

Das Heerlager zu Schellenberg ist eine mittelalterliche Kulturveranstaltung mit den eigentlichen Heerlagern und ihren Handwerkern als Mittelpunkt. Dazu bauen wir zwei Lager bei der Oberen Ruine Schellenberg ? ein frühmittelalterliches direkt bei der Burgruine und ein hochmittelalterliches am Fuss des Burghügels. Die Lager sind entsprechend der jeweiligen Zeit ausgestattet, die Bewohner tragen passende Gewänder und zeigen alte Handwerke. Nebenbei bieten wir allerlei Lehrreiches wie Workshops und Vorführungen sowie Unterhaltung durch Musiker als auch Köstliches aus unserer Küche.

Und Händler? Darf man am Heerlager Schellenberg auch ein reges Markttreiben erwarten?

Nein, das gibt es bei uns nicht. Wir sind ein Lager und kein Markt und möchten vielmehr ein eigentliches Kontrastprogramm zu Märkten wie etwa dem Montfortspektakel von Feldkirch sein. Uns geht es nicht um ein irgendwie mittelalterlich anmutendes Ambiente, sondern um eine möglichst authentische Darstellung des mittelalterlichen Lebens. Deshalb bietet unsere Küche auch nur Speisen aus Zutaten an, die bereits im Mittelalter in Europa erhältlich waren. Kartoffeln, Mais oder Tomaten wird man daher nicht finden, wohl aber einen Linseneintopf mit Speck, selbst gebackenes Brot, Ritterspiesse oder in Honigmet gekochtes Gemüse. (Interview: he)