Lokführer schuld an Glacier-Express-Unglück
Brig. - Das schwere Bahnunglück, bei dem vor einer Woche im Wallis 40 Personen verletzt und eine 64-jährige Japanerin getötet wurde, ist auf menschliches Versagen zurückzuführen. Der Lokführer war zu schnell gefahren. Das teilten die Behörden am Freitag vor den Medien in Brig mit.
Auf dem betreffenden Abschnitt wären 35 Kilometer pro Stunde erlaubt gewesen. Der Lokführer arbeitet seit acht Jahren bei der Matterhorn Gotthard Bahn. Der Untersuchungsrichter prüft nun, ob er strafrechtlich zur Verantwortung gezogen werden muss. Ein Entscheid soll fallen, sobald der Bericht der eidgenössischen Untersuchungsstelle vorliegt.
Der Glacier-Express-Zug war vergangenen Freitag im Oberwallis verunfallt. Der Unglückszug war kurz vor Mittag mit ungefähr 210 Passagieren von Brig herkommend in Richtung Bündnerland unterwegs, als zwischen Lax und Fiesch drei Waggons entgleisten. Die beiden hintersten Wagen des Panoramazuges kippten um, der dritte blieb stehen.
Beim Unfall kam eine 64-jährige Japanerin aus Osaka ums Leben. Insgesamt wurden 40 Personen verletzt in Spitäler gebracht. Die meisten Verletzten stammen aus Japan. Derzeit befinden sich noch acht Personen in Spitalpflege. Drei können voraussichtlich in den nächsten Tagen entlassen werden. Eine Person wird noch künstlich beatmet.
Lokführer beschleunigte zu früh
Bei der Ermittlung der Unfallursache hat die Eidgenössische Unfalluntersuchungsstelle Bahnen und Schiffe (UUS) verschiedene Möglichkeiten untersucht. Ausgeschlossen werden konnten Witterungseinflüsse oder geologische Unregelmässigkeiten.
Auch am Rollmaterial oder an den Geleisen wurde nichts Aussergewöhnliches festgestellt, wie UUS-Leiter Walter Kobelt in Brig erklärte. Zwar wurde eine Verwerfung an den Schienen festgestellt, diese sei aber nicht die Ursache für den Unfall.
Gemäss Fahrdatenschreiber fuhr der Zug zuerst mit 35 Kilometern pro Stunde, dann beschleunigte er auf 56 km/h, bevor wegen der Entgleisung die Schnellbremsung eingeleitet wurde. Erlaubt war diese Geschwindigkeit zwar. Der Zug entgleiste laut Kobelt aber, weil der Lokführer zu früh beschleunigt hatte.
Er habe die Geschwindigkeit schon erhöht, als die Lokomotive das Signal für die Höchstgeschwindigkeit 55 Stundenkilometer passierte. Beschleunigen hätte er aber erst dürfen, nachdem der letzte Wagen das Schild passiert hatte. Die Fliehkraft war nach Kobelts Angaben so stark, dass der letzte Wagen umkippte und zwei weitere Wagen mitriss. (sda)