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Höhere Bildung zahlt sich aus

Öffentliche Mittel, die in Bildung fliessen, zahlen sich letztendlich in Form höherer Steuereinnahmen mehr als aus. Dies geht aus der in dieser Woche veröffentlichten OECD-Studie «Bildung auf einen Blick 2010» hervor.

VON GÜNTHER FRITZ

Paris/Vaduz. – «Im Durchschnitt der OECD-Länder erwirtschaftet ein Mann mit einem Abschluss im Tertiärbereich im Vergleich zu einem Mann, der nur über einen Abschluss im Sekundarbereich II verfügt, im Laufe seines Erwerbslebens zusätzliche 119 000 US-Dollar an Einkommenssteuer und Sozialabgaben», erklärt OECD-Generalsekretär Angel Gurría in seinem Vorwort zur Bildungsstudie 2010 der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) in Paris. Selbst nach Abzug der für die Ausbildung im Tertiärbereich aufgewendeten öffentlichen Mittel verbleiben laut Gurría im Durchschnitt 86 000 US-Dollar, nahezu das Dreifache des Betrags, der pro Studierenden im Tertiärbereich an öffentlichen Ausgaben erforderlich ist. Der wirtschaftliche Nutzen für die Gesellschaft gehe aber noch weit darüber hinaus, denn viele Vorteile einer guten Ausbildung würden sich nicht unmittelbar in Steuereinnahmen niederschlagen.

Bessere Beschäftigungschancen

Laut OECD-Studie trägt Bildung entscheidend dazu bei, dass Menschen länger erwerbstätig sind. Ein Vorteil, der nach den Ausführungen von Angel Gurría langsam zu einer Notwendigkeit wird, da sich viele OECD-Länder demografischen und strukturellen Veränderungen der Arbeitsmärkte gegen­übersehen. Zudem verbessert eine gute Ausbildung die Beschäftigungs­chancen. Die in der Studie vorliegenden Daten beziehen sich hauptsächlich auf die Arbeitsmarktbedingungen im Jahre 2008 und zeigen, dass in den Ländern, die früh von der Rezession getroffen wurden, Menschen mit niedrigeren Bildungsabschlüssen grössere Schwierigkeiten hatten, einen Arbeitsplatz zu finden und auch zu behalten. Im Durchschnitt der OECD-Länder belief sich die Erwerbslosenquote von Absolventen des Tertiärbereichs auf höchstens 4 Prozent, während die Erwerbslosenquoten von denjenigen ohne einen Abschluss im Sekundarbereich II oft mehr als 9 Prozent betrugen.

Liechtenstein nicht erfasst

Die Veröffentlichung enthält Bildungsdaten aus den 31 OECD-Ländern, aus fünf Nicht-OECD-Ländern, die am OECD-Programm «Indicators of Education Systems» (INES) teilnehmen (Brasilien, Estland, Israel, Russische Föderation und Slowenien), sowie aus drei Nicht-OECD-Ländern, die am «Enhanced Engagement Process» der OECD teilnehmen (China, Indien und Indonesien). Liechtenstein als Nicht-OECD-Mitglied wurde in der vorliegenden Studie nicht berücksichtigt, wie das liechtensteinische Schulamt auf Anfrage des «Vaterlands» bestätigte.

Doppelt so hoher Lohn

In Bezug auf die Bildungssysteme ist Liechtenstein am ehesten mit der Schweiz vergleichbar. Ein Blick auf die spezifischen Studienergebnisse, welche die Schweiz betreffen, zeigt, dass dort der Anteil der Hochqualifizierten an der Erwerbsbevölkerung in den vergangenen zehn Jahren um fast die Hälfte gestiegen ist. 2008 verfügten über 34 Prozent der 25- bis 64-Jährigen über einen Uni- oder Fachhochschulabschluss oder aber über eine höhere Berufsbildung. Zehn Jahre früher waren es noch 23 Prozent. Bei den jüngeren Menschen ist der Anteil 2008 gar auf 38 Prozent geklettert. Offenbar bleiben Hochqualifizierte gesuchte Leute: Ihre wachsende Zahl führt nämlich keineswegs zu sinkenden Löhnen. Gemäss der OECD-Studie verdienen Werktätige mit tertiärer Ausbildung durchschnittlich gut doppelt so viel wie ihre Kolleginnen und Kollegen, die nur über eine abgeschlossene Ausbildung auf Sekundarstufe II (Berufslehre, Mittelschulen und Berufsmittelschulen) verfügen.

Hohe Bereitschaft zur Weiterbildung

Die Expansion der tertiären Bildung geht einher mit einer sehr ausgeprägten Bereitschaft zur Weiterbildung und das bis ins höhere Alter. 2007 gaben 45 Prozent der 55- bis 64-Jährigen in der Schweiz an, dass sie an Weiterbildung teilnehmen. Im OECD-Mittel waren es in der gleichen Altersgruppe nur 27 Prozent. Besonders ausgeprägt ist das Engagement zur Weiterbildung bei den ohnehin schon gut Qualifizierten mit tertiärer Ausbildung. Von dieser Gruppe nehmen in der Schweiz 79 Prozent an Weiterbildung teil, bei den Absolventen einer Ausbildung auf der Sekundarstufe II sind es dagegen nur 54 Prozent.

Artikel: http://www.vaterland.li/importe/archiv/politik/hoehere-bildung-zahlt-sich-aus-art-71633

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