Abgeltungssteuer «keine gangbare Lösung»
Das am vergangenen Dienstag in Vaduz unterzeichnete Steuerkooperationsabkommen mit Grossbritannien hält Fürst Hans-Adam II. für «eine ganz gute Lösung». «Man hat sehr gut verhandelt», erklärte Fürst Hans-Adam II. im Gespräch mit dem «Vaterland» am Samstag im Anschluss an den offiziellen Staatsakt anlässlich des Staatsfeiertags. Es sei vor allem insofern «ein wirklich tolles Verhandlungsergebnis», dass Liechtenstein nun den englischen Kunden eine bessere Lösung zu deren steuerlicher Legitimation anbieten könne als der englische Staat. Dafür sei in Grossbritannien ja auch schon Kritik laut geworden. Der Landesfürst ist davon überzeugt, dass dies der richtige Weg sei. Zum aktuellen Vorschlag der Treuhändervereinigung, als Alternative zum Steuerkooperationsabkommen mit Grossbritannien die schweizerische Idee einer Abgeltungssteuer zu realisieren, sagte der Fürst im «Vaterland»-Interview: «Das ist meiner Ansicht nach auf Dauer keine gangbare Lösung.»
Auch Geschwindigkeit entscheidend
Erbprinz Alois betonte in seiner Ansprache zum Staatsfeiertag, dass der eingeschlagene Weg der Neuausrichtung des Finanzplatzes der richtige und letztlich auch erfolgreiche sein werde. Allerdings müssten die nächsten Schritte «mit der notwendigen Konsequenz und Geschwindigkeit» gesetzt werden. Auch für Fürst Hans-Adam II. ist die zeitliche Dimension mit Blick auf die konkurrenzierenden Standorte von grosser Bedeutung. Auf die «Vaterland»-Frage, ob der Finanzplatz Liechtenstein davon profitieren könnte, wenn er seinen Kunden schneller als andere Standorte günstige Möglichkeiten anbieten kann, das verwaltete Vermögen steuerkonform zu machen, sagte der Landesfürst: «Ich bin ziemlich sicher, dass wir davon profitieren werden.» Es sei auch von verschiedenen Schweizer Stellen bereits gesagt worden, dass Liechtenstein besser und schneller agiert habe als die Schweiz. Dazu das Staatsoberhaupt weiter: «Es wird auch von schweizerischen Vertretern des Finanzdienstleistungssektors gesagt: Wir wären froh, wenn wir so eine liechtensteinische Lösung hätten.»
Treuhänder sollen Chance nutzen
Die Treuhändervereinigung kündigte an, alle Hebel in Bewegung zu setzen, damit das Abkommen in der jetzigen Form nicht umgesetzt wird. Dazu führte Fürst Hans-Adam II. im «Vaterland»-Gespräch aus: «Solange ich mich zurückerinnern kann – und das sind schon mehr als fünfzig Jahre -, hat jede Reform des Finanzplatzes zu Kritik geführt. Immer wieder einmal haben Vertreter des Finanzdienstleistungssektors das Ende des Finanzplatzes prophezeit. Und immer wieder kam ein Neubeginn mit nachfolgendem Wachstumsschub.» Natürlich müsse man sich im Finanzdienstleistungsbereich entsprechend anpassen, erklärte der Fürst. Das habe man aber eigentlich immer sehr gut geschafft. «Gerade für die Treuhänder mit ihrem persönlichen Kontakt zu den Kunden sehe ich diesbezüglich gute Chancen. Auch im Abkommen mit England erblicke ich einen Vorteil für die Treuhänder.»
Keine Überraschungen zu erwarten
Die Liechtensteinische Treuhändervereinigung hat weiter angekündigt, in den kommenden Wochen das Gespräch mit Regierung und Fürstenhaus sowie den Verbänden suchen zu wollen, um der Alternative «Abgeltungssteuer» zum Durchbruch zu verhelfen. Auf die «Vaterland»-Frage, wer hier wen überzeugen werde, sagte Fürst Hans-Adam II.: «Ich glaube, da wird es keine Überraschungen geben. Das ist noch einmal ein letzter Schritt der Treuhändervereinigung. Man muss in diesem Zusammenhang ja auch festhalten, dass Vertreter der Treuhänder mit am Verhandlungstisch dabei waren. Das ist ja alles mit ihnen auch besprochen worden. Ich nehme an, dass sich letzten Endes die Mehrheit der Treuhänder mit diesem Ergebnis zufriedengeben wird.»
«Er macht die Sache hervorragend»
Anlässlich des diesjährigen Staatsfeiertags kann Erbprinz Alois sozusagen sein fünfjähriges Dienstjubiläum als Stellvertreter des Staatsoberhauptes feiern. Fürst Hans-Adam II. blickt sehr erfreut auf diese fünf Jahre zurück: «Er hat es sehr gut gemacht.» Auf die Frage, ob es ihn in dieser Zeit selber nicht manchmal ein bisschen gejuckt habe, stärker ins politische Geschehen einzugreifen, sagte der Landesfürst: «Es hat mich im Grunde genommen nicht gejuckt, weil wir uns in allen wichtigen Punkten untereinander abgesprochen haben. Es war ja auch schon vorher der Fall, dass wir so ein bisschen als Zweier-Team agiert haben. Man ist nicht immer in jeder Frage gleicher Meinung. Aber ich muss jetzt seine Meinung respektieren, denn er trägt ja auch nach aussen die Verantwortung. Ich finde, dass er die Sache hervorragend macht.»
Lob für Koalitionsregierung
Die bisherige Arbeit der neuen Koalitionsregierung bezeichnet Fürst Hans-Adam II. als gut. «Es wurde gerade am Anfang eine Menge an Reformen angedacht und in Bewegung gesetzt.» Der Fürst beurteilt die jetzige Krisensituation als günstige Gelegenheit, tiefgreifende Reformen innenpolitisch durchbringen zu können. «Wir haben mit der neuen Regierung bewiesen, dass wir schnell und zukunftsorientiert handeln können und dass wir da anderen Staaten wiederum einen Schritt voraus sind.» (güf)
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