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Wenns knistert, ists aus

Können Frauen und Männer wirklich beste Freunde sein? Oder kommt irgendwann zwingend die «zerstörerische» Erotik ins Spiel? «lifestyle» versucht, die Chancen und Risiken einer gegengeschlechtlichen Freundschaft zu ergründen und kommt zu einem ernüchternden Ergebnis.

Von Niki Eder

Harry und Sally» – wer kennt ihn nicht, den Kultfilm, in dem Meg Ryan ihrem vermeintlich besten Freund Billy Crystal den wohl bekanntesten Film-Orgasmus aller Zeiten vorspielt? Lange pflegten sie eine platonische Freundschaft, bis sie schliesslich doch gemeinsam im Bett landeten. Nur eine Hollywood-Schnulze? Oder ein Abbild des wahren Lebens? Ist es möglich, dass Mann und Frau nur beste Freunde sind? Oder wird ihnen der Sex immer im Weg stehen? Definitiv geklärt wird diese Frage wohl nie sein, die Meinungen der Theorieverfechter werden sich nie decken. Und doch fasziniert das Thema so sehr, dass man es nicht dabei belassen kann. Immer wieder aufs Neue wird darüber diskutiert, gestritten und gelacht. Es werden sogar Diplomarbeiten darüber geschrieben. Und wer einen Blick ins Web wirft, weiss, dass kaum ein anderes Themen die Internet-Foren so heiss glühen lässt.

Warum nicht den Konflikt meiden?

Wäre es nicht das Einfachste, grundsätzlich Freundschaften zwischen Mann und Frau zu meiden? Dann könnte man bequem und gefahrlos mit seinen gleichgeschlechtlichen Freunden auf der Couch abhängen, Popcorn essen und sich die Nächte um die Ohren schlagen. Berührungen wären bedeutungslos. Flirten unangebracht. «Schmutzige» Gedanken ausgeblendet. Logisch. Doch das Leben funktioniert nicht ganz so rational. Denn oft suchen Frauen wie Männer ganz bewusst Freundschaften mit dem anderen Geschlecht.
Auf die Frage nach dem «Warum» gibt es viele Antworten. Frauen schätzen an Männerfreunden, dass diese Probleme lösungsorientiert und ohne grosse Diskussionen angehen. Sie verkomplizieren die Dinge nicht, wie es Frauen gerne tun, und behalten einen objektiven Blick auf Konfliktsituationen. Und Männer kommen vorbei, wenn sie es sagen – nicht wie Frauen, die fünfmal zu- und dann doch absagen. Diese Beherztheit schätzen Frauen an ihren männlichen Kumpels. Und wenn der Mann dann auch noch handwerklich begabt ist, kann «frau» fast schon von einem «Jackpot» sprechen. Der Umzug erledigt für eine Flasche Bier, bleiben da noch Wünsche offen?
Ähnlich schätzen Männer Frauen-Freundschaften, wenn auch aus anderen Gründen. Frauen helfen ihnen, sich sicherer durch männerfremde Welten zu bewegen. Wer kann sie besser in Geschmacksfragen beraten? In der Auswahl der angemessenen Schuhe und der Jeans, welche den Allerwertesten am knackigsten zur Geltung bringt? Und wer – wenn nicht die beste Freundin – kann ihnen die Gedankengänge der eigenen Frau oder Freundin erklären, wenn im trauten Heim wieder mal der Haussegen schief hängt? Sie sind die besten Berater in Sachen Versöhnungsgeschenk und Wiedergutmachungs-Tipps. Sie sind verständnisvoll, erfrischend anders, facettenreicher. Sie haben es nicht nötig, den Macho rauszuhängen. Und bei ihnen kann «mann» auch mal seine emotionale, verletzliche Seite zeigen.
Damit ist eines geklärt: Der Rat, Freundschaften zwischen Mann und Frau zu meiden, ist sinnlos. Dazu ist das Interesse am anderen Geschlecht, die Anziehung, einfach zu gross. Es müssen also andere Strategien gefunden werden, damit Freundschaft Freundschaft bleibt.

Die Hoffnung stirbt zuletzt

Laut einer amerikanischen Studie geht es in jeder gemischtgeschlechtlichen Freundschaft irgendwann heiss her. Ernüchternd, aber kein Grund zu verzweifeln. Nach langen Recherchen im Internet, psychologischen Abhandlungen, Umfragen bei Kollegen und dem Einbezug eigener Erfahrungen zeigt sich ein Hoffnungsschimmer am Horizont: Gegengeschlechtliche Freundschaften können funktionieren. Wenn es sich nur um lockere Bindungen handelt, sowieso. Aber auch dicke Freundschaften sind möglich. Dazu müssen nur gewisse Bedingungen erfüllt sein ... was zugegebenermassen nicht ganz einfach ist.
Zum Beispiel hat eine Freundschaft eine Chance auf eine Zukunft, wenn mindestens eine Person der Befreundeten in einer gefestigten Beziehung steckt. Das grosse – teils unüberwindbare – Problem hierbei: Die Eifersucht der Partner. Nur selten sind sie erfreut über eine enge Freundschaft ihres oder ihrer Liebsten mit dem anderen Geschlecht. Denn wie der amerikanische Psychologe Donald J. O`Meara sagt: «Freunde müssen mit der Tatsache leben, dass gegengeschlechtliche Beziehungen immer ein Potenzial an Sexualität beinhalten und dies in ihrer Beziehung entweder latent oder manifest ist.» Und wer will dieses Risiko schon eingehen?
Vielversprechender ist die Variante: Einer der Freunde ist homosexuell. Sollte die sexuelle Neigung allerdings wirklich das erste Kriterium für eine Freundschaft sein? Dann gibt es die Möglichkeit, dass eine grundsätzliche körperliche Abneigung besteht. Oder anders ausgedrückt, dass man den anderen nicht riechen kann. Doch ist wahre Freundschaft möglich, wenn man sich nicht riechen kann? Glücklicherweise besteht es ja noch die Option, dass es während einer langen Bekanntschaft überhaupt nie dazu gekommen ist, eine körperliche Anziehung zu empfinden. Wenn man seine Jugend gemeinsam im Sandkasten verbracht hat, ist die Gefahr bedeutend geringer. Doch ist sie gebannt? Nicht zu vergessen schliesslich die in Internetforen oft proklamierte Variante: Einmal Sex und dann Freundschaft. Doch irgendwie ist sie doch schon ein Widerspruch in sich und unbefriedigend für eine endgültige Klärung der Thematik.

Das Spiel der Geschlechter

Das Fazit kann somit nicht anders lauten als: Sicher kann man sich nie sein. Eine Freundschaft zwischen Mann und Frau wird nie die gleiche Qualität haben wie eine Freundschaft zwischen Gleichgeschlechtlichen. Man wird nie gefahrlos in einem kleinen Zelt durch Frankreich reisen, im gleichen Bett schlafen oder sich an der Schulter des anderen ausheulen können. In solch intimen Momenten ist es immer möglich, dass die Erotik zuschlägt, die – wenn wir doch ehrlich sind – zwischen Männern und Frauen immer ein bisschen im Spiel ist. Ganz im Sinne von Klaus Lages Klassiker «Tausendmal berührt, tausendmal ist nix passiert, tausendundeine Nacht – und dann hats Zoom gemacht».
Vielleicht klappt es aber doch? Unmöglich ist es nicht. Wer es nicht versucht, wird es nie wissen. So läuft nun mal das Spiel zwischen den Geschlechtern. Und ist das denn eigentlich wirklich so schlimm? Spielen macht doch auch Spass.

 
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