Tina Weirather boxte sich durch die Vorbereitung
Als einzige Liechtensteiner Skifahrerin stand Tina Weirather beim Saisonauftakt in Sölden bereits im Einsatz. Dabei realisierte sie mit dem fünften Rang ihr bestes Riesenslalom-Ergebnis der Karriere, was Appetit auf mehr macht. «lifestyle» hat sich mit der Weltklassefahrerin im Hinblick auf die Olympischen Spiele unterhalten.
Frau Weirather, Sie haben den Saisonstart bereits hinter sich. Was haben Sie sich für die neue Saison vorgenommen?
Tina Weirather: Meine Ziele sind hoch. Ich will an das Ende der letztjährigen Saison anknüpfen und so viele Podestplätze wie möglich herausfahren.
Der grosse Höhepunkt in diesem Winter sind die Olympischen Winterspiele in Sotschi. Was rechnen Sie sich dort aus und in welchen Disziplinen?
Ich rechne gar nicht. Ich versuche, bis dahin bei jedem Rennen mein Bestes zu geben und die Weichen zu stellen, damit ich mit grossem Selbstvertrauen am Start stehen kann und alles möglich ist.
Welche Erfahrungen von früheren Olympischen Spielen haben Sie? Was ist speziell und anders als sonst?
Die Atmosphäre ist speziell, weil man jedem Athleten, aber auch jedem Trainer, Physiotherapeuten und anderem Betreuer anmerkt, dass es «um die Wurst» geht. Alle sind nervös, man selbst sollte aber cool bleiben ? das ist das Spezielle daran.
Zurück zur normalen Saison: Welches sind neben den Olympischen Spielen für Sie die Highlights? Worauf freuen Sie sich am meisten? Welche Rennen sind speziell?
Ich freue mich besonders auf die neue Strecke in Beaver Creek, die nächste Saison die WM-Strecke sein wird. Und auf Lake Louise, Zauchensee, Garmisch, Cortina und Crans Montana.
Wie war die Saisonvorbereitung? Zufrieden?
Die Vorbereitung war perfekt! Wir waren in Argentinien und Chile und auf den europäischen Gletschern unterwegs und es ist überall gut gelaufen. Ich war nicht immer brandschnell, aber konstanter denn je und ich konnte in Ruhe konzentriert arbeiten. So ging es Schritt für Schritt vorwärts, dafür bin ich sehr dankbar. Auch konditionstechnisch haben wir einige Sachen hinzugefügt ? zum Beispiel war ich mit Marina Nigg regelmässig im Boxtraining bei Jürgen König. Das war mega hart, aber sehr effektiv, weil man beim Boxen ähnlich wie beim Skifahren viel Rumpf trainiert, der Oberkörper muss immer stabil sein und
die Beine trotzdem flink.
Gibts materialtechnisch Veränderungen auf die neue Saison hin?
Veränderungen gibts nicht wirklich, aber sicher einige Weiterentwicklungen und Verbesserungen. Ausserdem habe ich Helm und Brille auf Poc und Oakley gewechselt und fühle mich sehr wohl damit.
Haben Sie in der Vorbereitung etwas Neues ausprobiert?
Ja. Ich denke, es ist wichtig, immer neue Sachen hinzuzufügen und sich weiterzuentwickeln. Es gibt immer etwas zu verbessern. Eben z. B. das Boxtraining oder dass ich heuer zum ersten Mal ganz in der Schweizer Mannschaft integriert war, ohne eigenen Trainer.
Es ist auffallend, wie aktiv Sie sich um Ihre Fans über Facebook oder die Homepage kümmern und mit den Anhängern kommunizieren. Wie wichtig ist Ihnen dieser Kontakt ? gibts dort auch spezielle Geschichten oder Heiratsanträge?
Ich mag Facebook und Instagram deshalb so gerne, weil ich direkt diese Leute anspreche, die auf meiner Seite «gefällt mir» gedrückt haben. Das sind Leute, die es interessiert, was ich gerade mache. So habe ich nicht das Gefühl, jemanden «zuzumüllen», sondern den Leuten zu erzählen, was ich erlebt habe, die es offensichtlich interessiert. Das Feedback ist zu 95 % positiv und es ist cool, dort vielleicht das eine oder andere zu posten, was man sonst nicht in einem Interview sagen und herzeigen würde.
Der Auftakt in Sölden ist bereits Vergangenheit. Es lief wie am Schnürchen, oder?
Sölden ist immer absolut emotional. Man weiss nicht genau, wo man steht und will unbedingt gut in die Saison starten. Mit dem fünften Rang konnte ich wohl alle Erwartungen übertreffen und gehe jetzt ganz relaxt und positiv gestimmt in den letzten Monat der Vorbereitung.
Nach Marco Büchels Ära sind Sie die Leaderin im Liechtensteiner Skisport. Eine wichtige Aufgabe ? die jungen Talente schauen zu Ihnen auf. Sind Sie sich dessen bewusst?
Ja, das ist schon eine schöne Aufgabe! Ich hoffe, die jungen Talente sehen, dass es möglich ist, in unserem winzigen Ländle nach vorne zu kommen! Wenn ich denke, wie ich «Büxi» immer angeschmachtet habe, wird mir meine Verantwortung erst bewusst (lacht). (pk)