­
­
­
­

«Ohne Emotionen ist ein Film wertlos»

Die grösste Herausforderung beim Dreh eines Image- oder Werbefilms ist es, Emotionen entstehen zu lassen. Eine Herausforderung, der sich Daniel Schierscher von der Filmfabrik AG stets aufs Neue mit viel Enthusiasmus stellt.

Herr Schierscher, der Imagefilm auf der Homepage der Filmfabrik trägt den Titel «Alle kochen mit Wasser, wir auch». Darin ziehen Sie Parallelen zwischen der Arbeit eines Kochs und derjenigen der Filmfabrik. Wie entstand diese Idee?
Daniel Schierscher:  «Eigenhandwerk leidet Not» – das war wohl der ausschlaggebende Punkt. Mein Geschäftspartner Tobias Wachter und ich haben uns darüber Gedanken gemacht, wie wir die Filmfabrik filmisch darstellen könnten – mit etwas, das überhaupt nichts mit Film zu tun hat. Mitbewerber aus unserer Branche tun dies oftmals durch die Darstellung der eigenen Film- und Tontechnik, das war uns einfach zu langweilig. So kam die Idee mit der Parallele von Kochen und Filmen. Es hat aber noch seine Zeit gebraucht, bis wir den Dreh dann endlich durchführten.

Und welche Emotionen wollen Sie damit beim Betrachter hervorrufen?
Ihn mit unserer Arbeitsweise und unseren Qualitätsvorstellungen anzufreunden, das war das oberste Ziel. Dass ein Film Sinn machen soll und nicht nur einen Haufen aneinandergereihte Bilder ohne Zusammenhänge zeigt. Speziell beim Imagefilm spielt auch Genuss eine Rolle. Ein Imagefilm soll Spass machen, dazu animieren, sich mit dem entsprechenden Unternehmen in Verbindung zu setzen. Ein Produkt schmackhaft machen. Insbesondere die Slowmotion-Aufnahmen, wie sie in unserem «Genussfilm» zu sehen sind – mit einer Spezialkamera aufgenommen – wecken besondere Emotionen, wirken ruhig und überlegt.

Fliegen Ihnen die Ideen immer so zu oder haben Sie manchmal auch mal kreative Sendepausen?
Dieser Vorgang läuft wohl bei jedem Menschen anders ab. Wir sitzen oft im Team zusammen, um Konzepte, Ideen und Vorgehensweisen auszubrüten. Das ist angenehm, weil jeder dem anderen auf die Sprünge hilft. Sich anzustacheln, nachzudenken, ist ein gesunder Vorgang. Aber ich kann natürlich nicht zu jeder Tages- und Nachtzeit an irgendeinem Sitzungstisch sitzen und über Filmideen nachdenken, die ich anschliessend auch noch sinnvoll finde. Ideen kommen einem im alltäglichen Umgang mit Land und Leuten. Das Wichtigste ist wohl, die Augen offenzuhalten, offen für Neues zu sein, ausgetretene Pfade zu verlassen, zu probieren, zu testen – und dabei auch mal hinzufallen.

Professionelle Werbe- und Imagefilme sind kein billiges Unterfangen. Für wen lohnt sich eine solche Investition?
Für jeden! Film bietet so viel. Bis auf den Geruchssinn werden alle Sinne berührt. Das würde ich als Unternehmer auf jeden Fall ausnutzen. Zudem können Filme sehr vielfältig und auf verschiedensten Plattformen eingesetzt werden. Zum Versand als DVD, im Internet, auf Messen, zur Präsentation, bei Firmenanlässen, im Kino. Zudem ist Print-, Radio- oder Onlinewerbung auf entsprechenden Plattformen ebenso kostenintensiv. Den produzierten Film allerdings kann man immer einsetzen. Ob vor kleinem oder vor grossem Publikum. Wichtig scheint mir zu erwähnen, dass gute Filme nicht nur am Budget hängen. Es zählt nach wie vor die Idee. Die Umsetzung der Idee ist meist sehr vielfältig.

Wenn ich als Kunde mit dem Auftrag zu Ihnen komme, einen Image- oder Werbefilm für mein Unternehmen zu entwickeln, wie muss ich mir die Zusammenarbeit vorstellen?
Dann trinken wir zuerst mal ganz viel Kaffee! Wir versuchen dann im gemeinsamen Gespräch herauszufiltern, welche Wünsche vorhanden sind, was der Stil der Produktion werden soll, was geht, was geht gar nicht, wie experimentierfreudig oder mutig ist der Kunde. Meist sind schon Ideen vorhanden – wenn der Kunde über eine Agentur kommt, existiert oftmals schon ein Rohskript. Wenn nicht, liegt der grosse Teil der Arbeit noch vor uns. Es gilt zu eruieren, was mit dem Film bezweckt werden soll, wen er ansprechen soll, wo er gezeigt wird. Schlussendlich entscheidet natürlich auch das Budget über die Ausarbeitung einer Idee und die Möglichkeiten der Umsetzung. Allerdings können auch die besten Ideen kostengünstig in einem Film verpackt werden.

Ist das prinzipielle Vorgehen eines Filmteams dasselbe – egal ob es sich um einen Imagefilm für ein Shampoo, ein Skigebiet oder ein Bankunternehmen handelt?
Im Grundsatz schon, ja. Allerdings gelten natürlich je nach Produkt oder Unternehmen von Beginn weg andere Ansätze in der Umsetzung. Aber die Fragen nach Zielpublikum, Zielsetzung, technischer Ausführung, Budget, filmischem Stil, Vertonung, usw. bleiben gleich. Teils haben Kunden Vorstellungen im Kopf, welche nach unserer Ansicht nicht funktionieren. Darauf hinzuweisen und entsprechend auch Beratung anzubieten, ist oft schwierig. Und dann gibt es auch jene Kunden, die uns freie Hand lassen, die Freiräume bieten und einfach darauf gespannt sind, was rauskommt. Das ist das Schöne an unserem Beruf, die unglaubliche Vielfalt an Themen und das Wissen, dass unsere Arbeit oft von vielen Leuten betrachtet und beurteilt wird.

Gibt es ein Richtmass, wie lange ein Werbe- oder Imagefilm maximal sein darf?
Je nach Distributionskanal, also je nachdem, wo das Produkt dann gezeigt wird, gibt es natürlich direkte Längenangaben. Speziell bei Werbespots gilt es, die entsprechende Geschichte möglichst kurz zu erzählen, weil jede Sekunde weitere Kosten verursacht. Beim klassischen Imagefilm tritt dies eher in den Hintergrund. Als Richtmass würde ich hier 3 bis 8 Minuten nennen. In dieser Zeit Interesse und Spannung zu halten, ist schwer genug. Es gibt nichts Langweiligeres als einen Film, der mit der Aussenansicht des Unternehmens beginnt und zum Schluss die Mitarbeiter zusammen mit der Autoflotte zeigt.

Mit welchen filmischen Mitteln und Tricks können Emotionen hervorgerufen werden?
Kaum etwas ist so schwer zu erfassen, wie die Welt menschlicher Gefühle. Berührt die eine Einstellung den einen bis ins Tiefste, so ruft die gleiche Einstellung bei jemand anderem weniger oder gar keine Gefühle hervor. Das ist der Punkt. Einstellungsgrössen regeln die Nähe und Distanz der Zuschauer zu den Figuren und dem Geschehen. Schauplätze und Handlungsorte werden zumeist in der sogenannten «Totalen» eingeführt, also der Ansicht aus der Distanz. Diese wirkt meist weniger emotional. Ein Gesicht in Grossaufnahme signalisiert Emotionalität. Freude, Trauer, Betroffenheit sind im Gesichtsausdruck genau zu erkennen. Eine sehr intime Einstellung.

Worin liegt die grösste Herausforderung für einen Filmemacher? 
Emotionen entstehen zu lassen, ist die eigentliche Herausforderung beim Film. Ohne sie wird ein Film wertlos. Es ist wohl eine Binsenweisheit, dass die emotionale Bewertung der wirtschaftlichen Lage wesentlich wichtiger für deren weitere Entwicklung ist als die «facts and figures» der Statistiken. Ob das Glas als halb leer oder halb voll empfunden wird, entscheidet über den Konjunkturverlauf. Und eine optimistische Stimmung des «Ja, wir können!» entfaltet bisweilen mehr Antrieb als ein mehrseitiger, analytisch wissenschaftlicher Text ohne Emotion. Das Zusammenspiel von Einstellung, Lichtsetzung, Schnitt, Musik und
Geräuschen macht das Gericht geniessbar oder eben nicht. Diese feinen Gewebe eines Gefühls herauszuarbeiten, ist die Herausforderung an sich.

In welchen Abständen sollte ein Imagefilm erneuert werden?
Dann, wenn er nicht mehr aktuell ist. Wenn sich grundlegende Werte geändert oder verschoben haben. Eine alte Produktion zu verwenden, nur weil sie vorliegt, macht überhaupt keinen Sinn. Das ist so, als verwende man altbackene Mitarbeiterfotos im Internet, bei denen auf den ersten Blick erkenntlich ist, dass die Unternehmung wenig Wert auf Veränderung oder Erneuerung setzt. Das ist kontraproduktiv. Zudem stellt sich die Frage, ob ein Film erneuert werden kann oder gänzlich neu produziert werden soll.

Gibt es ein Traum-Filmprojekt, das Sie irgendwann einmal verwirklichen wollen?
Aktuell beschäftige ich mich mit einer grossen Naturdokumentation über das Rheintal und im Speziellen über Liechtenstein. Dieses Projekt lag bei mir schon lange brach, jetzt ist es finanziert und der Drehstart vollzogen. Was mich sehr freut! So ein Projekt beschäftigt uns jetzt etwa zwei Jahre. Eine sehr bereichernde Arbeit.

 
Lädt

Schlagwort zu Meine Themen

Zum Hinzufügen bitte einloggen:

Anmelden

Schlagwort zu Meine Themen

Hinzufügen

Sie haben bereits 15 Themen gewählt

Bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits

Entfernen

Um «Meine Themen» nutzen zu können, stimmen Sie der Datenspeicherung hierfür zu.

Ähnliche Artikel

Abo

Léonie Guerra schafft den Hattrick

Die Schaaner Dressurreiterin feierte mit Stute Galina auf internationaler Stufe (U25-Level) in San Giovanni bei Rimini einen Dreifachsieg.
24.02.2025
AboGenerationenwechsel

Verling Architekten: «Es ist immer gut,  mehrere Varianten zu prüfen»

Helmut Verling prüfte mehrere Optionen zur Unternehmensübergabe, bevor Sohn Stefan Verling das Architekturbüro übernahm.
31.01.2025
AboRegisseurin Hannah Biedermann mit zwei Produktionen im TAK

Blickwinkel mit perfektem Kollektiv erweitert

Mit gleich zwei Produktionen wird die deutsche Regisseurin Hannah Biedermann in den kommenden zwei Monaten die TAK-Bühne bereichern: Mit «Um Kopf und Kragen» und dem Tanztheater «Die letzte Show».
26.03.2025

Wettbewerb

VaduzSOUNDZ: 5x2 Tickets für den Mittwoch, 25. Juli 2025 zu gewinnen
MEGAWATT

Umfrage der Woche

Ist der von der Regierung zugesagte Betrag von 100 000 Franken als Soforthilfe für die von der Naturkatastrophe betroffene Gemeinde Blatten angemessen?
­
­