Moderner Kubus nach Feng Shui-Regeln
«Für mich stand immer fest, dass unser Haus nach den Gesetzen des Feng Shui gebaut werden soll», sagt Barbara Isser-Biedermann. Schon vor 20 Jahren befasste sie sich intensiv mit dem Thema, besuchte Feng-Shui-Kurse und -Seminare. «Ich finde es extrem spannend zu erfahren, wie der Energiefluss in einem Haus Einfluss auf die Gesundheit der Menschen nehmen kann. Feng Shui ist eine regelrechte Wissenschaft, bei der Kriterien wie das Horoskop der Bewohner, die Ausrichtung des Hauses, der Räume, der Fenster und die Farben mit einbezogen werden. Das ergibt ein komplexes Zahlenspiel, das es zu interpretieren gilt.» In den Kursen traf sie immer wieder auf Architektin Edith Meier, welche Feng Shui in ihre Arbeit einfliessen lässt. Eine Begegnung, aus der sich Freundschaft entwickelte. «Somit lag es auf der Hand, dass wir ihr Architektenbüro für die Planung unseres Traumhauses beauftragen würden.»
Die Feng-Shui-Elemente
Das Thema Feng Shui zieht sich durch den ganzen Neubau. Die rote Fassade spiegelt das Element Feuer wider. Die anderen Elemente finden sich in den Naturtönen des Hauses sowie dem «Wellenmuster» der Tapete wider. Kaum sichtbar für den Betrachter ist die Tatsache, dass das Gebäude leicht abgewinkelt zur Strasse steht. Die Ausrichtung im Gelände spielt bei der Lehre von Feng Shui eine zentrale Rolle. Ausserdem sollte die Wohnfläche rechteckig angelegt sein. Eine L-Form würde den Energiefluss des Hauses negativ beeinflussen, da sogenannte «Fehlbereiche» geschaffen würden. «Auch sind die Räume nach den Regeln von Yin und Yang konzipiert», erklärt Barbara Isser-Biedermann. «Mein Mann, unsere Tochter und ich haben jeweils spezielle Räume, die ganz auf unsere Persönlichkeit und unser Horoskop abgestimmt sind – sowohl bezüglich des Farbkonzepts wie auch von der Einrichtung her.»
Ganz wichtig bei der Konzeption eines Feng-Shui-Hauses ist es, dass das «Chi» frei durch das Haus fliessen kann. Hierbei spielen die Fenster sowie der Lichteinfall eine wichtige Rolle – zwei Aspekte, auf die in architektonischer Hinsicht ein besonderes Augenmerk gelegt wurde. «Das Fensterkonzept gefällt mir persönlich extrem gut», sagt Simon Biedermann. «Es gibt so viele schöne Ecken im Haus, von denen sich ein atemberaubender Blick auf die Bergwelt ergibt. So geniesse ich zum Beispiel täglich die Aussicht beim Zähneputzen.» Während die Fenster in der Nord- und Ostfassade eher klein gehalten sind, punkten sie in der Südwest-Fassade durch ihre Grösse. Dadurch gibt es zwar schöne Ausblicke, jedoch keine ungewollten Einblicke von aussen. Dies ga-rantiert den Bewohnern trotz Helligkeit im Haus eine schöne Intimsphäre. Die Anordnung der Fenster wirkt sich allerdings nicht nur auf das Wohlfühlambiente positiv aus, sondern auch in energietechnischer Hinsicht, da die natürliche Sonnenenergie optimal genutzt werden kann. «Grundsätzlich war uns die Nachhaltigkeit ein wichtiges Anliegen», erklärt Simon Biedermann. «Das hat jetzt nichts mit Feng Shui zu tun, sondern einfach mit der Überzeugung, dass man Rücksicht auf die Umwelt nehmen muss.» So ist das Haus Minergie-zertifiziert, verfügt über eine Erdwärmepumpe, Solarzellen sowie eine kontrollierte Raumlüftung.
Ein roter Kubus und seine Wohnbereiche
Aus architektonischer Sicht lässt sich das Haus als klarer Kubus beschreiben, dessen Form durch die rote Fassadenfarbe noch zusätzlich betont wird. Sie schafft einen spannenden Kontrast zur grünen Landschaft. Das Beleuchtungskonzept lockert die strengen Formen allerdings wieder etwas auf und auch die verspielten Tapetenmuster kontras-
tieren im Innenbereich angenehm damit.
Im Untergeschoss sind die technischen Räume sowie zwei Hobbyzimmer untergebracht, von denen jeweils ein direkter, ebenerdiger Zugang in den Garten führt. Im Erdgeschoss sind die Tagesaufenthaltsräume wie Küche, Esszimmer, Wohnzimmer und ein Entrée mit Gäste-WC angeordnet. Die Räume sind sehr offen gestaltet, jedoch durch eine Schiebetür zwischen Wohn- und Essbereich trennbar. «Gerade wenn man Kinder hat, muss man auch praktisch denken», sagt Barbara Isser-Biedermann. Des Weiteren finden sich auf dieser Ebene ein überdachter Sitzplatz, welcher in den Baukörper eingeschnitten und somit teilweise gedeckt ist. Über eine filigrane Metalltreppe erreicht man von dort den Garten.
Im Obergeschoss sind schliesslich die Schlafräume untergebracht. Das Elternschlafzimmer verfügt über eine separate Ankleide mit Oberlicht und das Kinderzimmer punktet mit einer eigenen separaten Terrasse auf dem Carport. Abgerundet wird das Wohnkonzept im oberen Stock mit einem gemeinsamen grosszügigen Bad. (ne)
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