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Marc Sway ? geprägt von Gegensätzen

Er macht seit 10 Jahren Musik und ist eine echte «Rampensau»: Der schweizerisch-brasilianische Künstler Marc Sway ? der Mann mit dem leidenschaftlichen Soul in der Stimme. In einer Woche bringt er sein fünftes Album auf den Markt. «lifestyle» hat ihn im Zürcher Oberland getroffen und mit ihm über seine Musik und Leben gesprochen.

Herr Sway, Sie haben einmal an einem Konzert gesagt, dass die schlimmste Frage, die Ihnen ein Journalist stellen könne, sei, warum es denn so lange bis zur Veröffentlichung ihres nächsten Albums ging. Das sei vergleichbar mit der Frage, ob man ein paar Kilos zugelegt hätte. Haben Sie darum so Gas gegeben mit Ihrem neuen Album «Black & White»?

Marc Sway: Vielleicht (lacht). Nein, bei diesem Punkt geht es wohl mehr um die Frage, wie inspiriert man gerade ist. Das ist bei allen Künsten dasselbe. Deshalb spricht man ja auch von der Muse ? sprich, die Muse ist weiblich und kommt, wenn sie kommt. Manchmal wartet man sehr lange und manchmal ist man sehr überrascht, wie schnell es geht.

 

Was würden Sie sich denn als Journalist selbst für eine Frage stellen?

Uuh, das ist schwierig. Grundsätzlich finde ich es eigenartig, dass man heute oft gar nicht mehr über Musik reden will, weil man das Gefühl hat, alles rundherum ist persönlicher. Ich bin überzeugt, dass man am meisten über einen Künstler erfahren kann, wenn man sich mit seiner Musik befasst und hier nachhakt. Der Schlüssel zu einem Künstler ist immer sein Werk, das ist die persönlichste Referenz.

 

Dann offenbaren Sie Ihr Innerstes in Ihren Songs?

Grundsätzlich schöpft ein Künstler seine Inspiration aus Erfahrungsschätzen und Emotionen aus dem eigenen Leben. Zum Glück gibt es aber eine Möglichkeit, um sich zu schützen ? und das sind Fantasie und Fiktion. Gäbe es keine Fiktion, würden wir unser ganzes Leben komplett offen auf den Tisch legen. Man muss sich das wie bei einem Aquarellbild vorstellen, auf dem die Farben ineinander verlaufen. In der Musik öffnen wir zwar unsere Seele, aber für den Zuhörer ist es nicht immer klar, was der Künstler nun wirklich erlebt hat und was erfunden ist.

 

Was steckt hinter dem neuen Albumtitel «Black & White»? Der Name erinnert ein wenig an Michael Jacksons Welthit «Black or White».

Nur die Message ist anders. Seine Botschaft lautete: Black or White ? Schwarz oder Weiss. Es ging darum, dass es nicht darauf ankommt, welche Hautfarbe ein Mensch hat. Mein Album heisst: «Black & White» und es handelt von Gegensätzlichkeiten. Ich wollte einen Kontrast zu meinem vorherigen Album «Soul Circus» schaffen ? dem Album der unbegrenzten Möglichkeiten, der Fantasie und der Farben. Das ist mein Ansporn an die Kreativität, das ganze Gebilde auch einmal umzudrehen und einen anderen Ansatz zu versuchen. Kontraste und Gegensätze haben mein Leben immer begleitet. Auch von meiner Persönlichkeit her bin ich ein sehr gegensätzlicher Mensch ? auf der einen Seite sehr offen, das ist der brasilianische Teil in mir, auf der anderen Seite wieder sehr still und nachdenklich.

 

Was meinen Sie damit, dass Ihr Leben von Kontrasten geprägt ist?

Dadurch, dass ich ein südamerikanisches Mami und einen schweizerischen Papi habe, sind bereits meine kulturellen Hintergründe sehr kontrastreich. Ich musste schon als kleines Kind mit Gegensätzen umgehen, verbrachte auch viel Zeit in Brasilien. Das spürt man in meiner Musik. «Black & White» steht für schwarz ? weiss, dunkel ? hell, traurig ?  fröhlich. Es steht auch dafür, Entscheidungen treffen zu müssen. Wir wollten ein reduziertes, skelettiertes Album und mussten jede Minute neu entscheiden, wo es zum Beispiel eine Gitarre braucht und wo nicht. «Reduce to the max» ? so lautete das Motto.

 

Haben Sie manchmal Angst, dass Ihre Kreativität einmal erschöpft sein könnte?

Natürlich hat man mal kreativere und mal weniger kreative Phasen. Aber mit der Erfahrung erhält man auch einen Rucksack an Handwerkszeug, an technischen Möglichkeiten, wie man einen Song aufbaut. Und je voller dieser Rucksack wird, umso mehr kann man die Talfahrten der Kreativität überstehen. Grundsätzlich schreibe ich gerne zusammen mit Freunden. Musik ist für mich wie ein Pingpong-Spiel. Die Kreativität ist der Pingpong-Ball und die Künstler halten den Ball im Spiel.

 

Sie singen in Deutsch, Englisch und Portugiesisch. Welche Faktoren sind ausschlaggebend für die Entscheidung, welcher Song in welcher Sprache aufgenommen wird?

Das ist sehr intuitiv. Häufig gibt ein Song bereits eine Sprache vor. Eine Melodie kreiert eine Stimmung ? und aufgrund dieser Stimmung beginnt man einfach Wörter zu singen.

 

Ist eine der Sprachen einfacher zum Texten?

Portugiesisch ist wahrscheinlich die einfachste Sprache, weil sie in sich schon so weich ist, dass man es zum Beispiel schafft, einen Song ganz ohne Reime zu schreiben. Dann kommt Englisch und am schwierigsten finde ich Deutsch, da es die härteste Sprache ist.

 

Ihre brasilianische Mutter war Tanzlehrerin und Ihr Vater Rockmusiker. Wie muss man sich das Leben von Klein Marc vorstellen? Ständig umgeben von Musik und heissen Samba-Rhythmen?

Musik war immer ein zentraler Punkt in unserem Leben, vielleicht sogar der beste Kommunikationsweg untereinander. Wir haben viel zusammen musiziert und mit dreieinhalb Jahren stand ich schon das erste Mal auf der Bühne. Meine Mutter spielte Percussion, mein Vater sang und wir Kinder musizierten einfach mit. Für mich gehörte Musik zum Alltag.

 

Wollten Sie schon als Kind Musiker werden?

Eigentlich wollte ich einmal Papst werden. Das hätte mir gefallen, so über die Welt zu wachen. Dann erklärte man mir aber, dass das als Nichtkatholik schwierig werden würde (lacht). So habe ich mich für eine kaufmännische Ausbildung bei einer Werbeagentur entschieden und nebenbei meine Musikkarriere aufgebaut. Dass ich später einmal Musiker werden würde, war für mich klar und nach der Lehre machte ich auch direkt den Schritt ins Musikbusiness.

 

Sie heissen ursprünglich Bachofen mit Familiennamen. Wie entstand Ihr Künstlername Sway?

Der Name entstand in Schweden bei den Aufnahmen meines Debütalbums. Wenn ich im Studio vor dem Mikrofon sass, bewegte ich den Kopf wie Stevie Wonder immer hin und her. Aufgrund der Volumendifferenzen am Mikrofon musste ich mir ständig den Satz anhören: «Please Marc, stop to sway!» Das Team nahm mich dann hoch und nannte mich Mr. Sway. So entstand mein Künstlername.

 

Sie gehören zu den wenigen Schweizer Künstlern, denen es gelungen ist, sich auch ausserhalb des Landes einen Namen zu machen. Was ist das Geheimnis Ihres Erfolgs?

Ich denke, einer der Aspekte, welchen die meisten unterschätzen, ist die Konstanz ? dass man über eine lange Zeit gute Qualität abliefert. Gerade in kulturellen Regionen wie der Schweiz und Liechtenstein muss man sich recht lange beweisen, bis man die «Credits» vom Publikum erhält und als guter Musiker akzeptiert wird. Hinzu kommt, dass ich stets kompromisslos und mit viel Leidenschaft musiziert habe und mir dabei immer treu geblieben bin.

 

Wie Marc Sway damit umgeht, überall erkannt zu werden. Welche Gefühle ihn auf der Bühne leiten und wovon er noch träumt, lesen Sie im «lifestyle»-Magazin.

 

Artikel: http://www.vaterland.li/importe/archiv/magazin/marc-sway-gepraegt-von-gegensaetzen-art-86952

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