Das Motto lautet: Hauptsache anders!
Herr und Frau Allgäuer, vergangenen Dezember sind Sie in Ihr neues Haus eingezogen. Haben Sie bereits vorher zusammen gewohnt?
Michael: Zumindest nicht eigenständig, so gesehen ist es unser erstes gemeinsames Heim. Wir waren beide lange im Skirennsport aktiv und deshalb oft unterwegs. Wir hatten in unserem Elternhaus einen kleinen Wohnbereich. In der Zeit pendelten wir einfach oft zwischen Tschagguns – meinem Heimatort – und Triesenberg hin und her.
Stand auch eine Mietwohnung zur Dis-kussion, oder war es klar, dass Sie gleich ein eigenes Haus bauen wollten?
Sarah: Wir überlegten uns schon, eine Wohnung zu nehmen. Von der Idee kamen wir aber schnell wieder ab. Meine Eltern ermöglichten uns, dass wir auf ihrem Grundstück, direkt neben ihrem Haus, unser Eigenheim errichten konnten.
Michael: Da hatten wir natürlich grosses Glück. Ansonsten wäre die Entscheidung vielleicht anders ausgefallen.
Mit welchen Vorgaben sind Sie zum Architekten gegangen?
Michael: Es darf gewagt sein, vor allem sollte es modern und hell sein.
Sarah: Das Tageslicht war für mich ein enorm wichtiger Punkt. Als Skirennfahrerin bin ich viel herumgereist und ich empfand es immer als extrem deprimierend, wenn es in den Hotelzimmern dunkel war. Ansonsten liessen wir dem Architekten ziemlich viel Freiheit.
Das Haus ist sehr speziell geschnitten – keilförmig. Ergab sich diese Form aufgrund des Grundstücks?
Sarah: Unser Haus steht auf der Garage von meinen Eltern, die als Fundament dient. Mein Vater hat sie bereits damals so konstruieren lassen, dass man darauf aufbauen kann. So gab die Form der Garage eigentlich die Grundfläche für unser Haus vor. Nur für das Keilstück gegen Süden musste ein neues Fundament erstellt werden
Michael: Von dem Erstentwurf des Architekten waren wir sofort begeistert, weil er einfach speziell war. Auf der Garage aufzubauen, brachte natürlich auch eine ordentliche Kostenersparnis mit sich.
Dann hatte der Architekt eigentlich gar keine Optionen?
Michael: Er hätte mehr nach vorne bauen können, praktisch parallel zum Elternhaus. Aber der Architekt meinte, dass wir junge Leute seien und er deshalb eine mutigere Variante wagen würde. Und sein erster Entwurf hat uns gleich so überzeugt, dass wir an der Grundform eigentlich nicht mehr viel änderten.
Sarah: Nur im Innenbereich haben wir noch lange herumgefeilt.
Es war sicher nicht einfach, sich vorzustellen, wie das Gebäude einmal aussehen würde – aufgrund all der schrägen Wände. Einen 90-Grad-Winkel findet man in Ihrem Haus ja praktisch nirgends.
Sarah: Ich hatte schon meine Mühe (lacht). Zum Glück hat uns der Architekt vom Wohnraum eine 3-D-Visualisierung gemacht.
Michael: Ausserdem hatten wir ja mit der Garage den Grundriss vorgegeben. Mit einem Klebeband haben wir versucht, die Wohnwand einzuzeichen, um zu sehen,
wie gross der Raum wird.
In Triesenberg sind die Bauvorschriften für Gebäude sehr streng. War es schwer, den architektonischen Entwurf bewilligt zu bekommen?
Sarah: Einfach war es nicht, das Haus realisieren zu können. Wir mussten vorsprechen, argumentieren und begründen, warum diese Form die beste ist.
Michael: Neben der Gebäudeform sorgte auch der Sichtbeton der Fassade für Dis-kussionsstoff. Aber schlussendlich wurde glücklicherweise alles bewilligt.
Stand für Sie von vornherein fest, dass die Fassade aus Beton sein sollte?
Sarah: Eigentlich waren wir da offen. Aber da wir so nah an mein Elternhaus gebaut haben, mussten wir gewisse Brandschutzauflagen erfüllen. Wäre die Fassade aus Holz gewesen, hätte sie speziell behandelt sein müssen. Das wäre etwa gleich teuer geworden wie eine Fassade aus Beton.
Michael: Und da uns Beton schon immer gefallen hat, war für uns die Entscheidung klar. Wir haben den Beton glasieren lassen, das heisst mit einer Schutzschicht versehen, damit er weniger verwittert.
In Ihrem Haus sieht man wenig Holz – eigentlich ist nur die Treppe in den oberen Schlafzimmerbereich und die Decke im obersten Stock aus Holz. War ein Parkettboden nie ein Thema?
Michael: Eigentlich schon. Zu Beginn wollten wir im Wohnraum Parkett und in den Zimmern Spannteppich, weil es angenehm zu laufen ist. Gescheitert ist dieser Plan daran, dass uns der Architekt riet, im offenen Wohnbereich unbedingt durchgehend den gleichen Boden zu haben. Da wir aber in der Küche auf keinen Fall einen Holzboden wollten, haben wir die Idee schnell fallen lassen.
Sarah: Dann schlug man uns vor, den Boden im Eingangsraum, einen eingefärbten Estrich, durch das ganze Haus durchzuziehen. Das wäre die billigste Variante gewesen. Aber nachdem wir einige Gebäude besichtigt haben, kamen wir zum Entschluss, dass es für den Wohnbereich doch etwas zu fabrikmässig aussehen würde.
Michael: Die Machart hat uns aber gefallen. Deshalb haben wir uns auf die Suche nach einem ähnlichen Produkt gemacht. So stiessen wir schliesslich auf das Naturprodukt Naturofloor, welches auch für die Nasszellen geeignet ist.
War das Thema Nachhaltigkeit wichtig für Sie?
Sarah: Dadurch, dass wir heizungstechnisch komplett mit der Ölheizung des Elternhauses verbunden sind, war es ehrlich gesagt kein grosses Thema. Eine gute Isolierung der Fenster und Wände gehört heute ja schon zum Standard. Das merkt man extrem. Wenn wir im Sommer morgens lüften, ist das Haus abends noch kühl. Gleichzeitig speichert das Haus im Winter viel Wärme. Teilweise haben wir die Heizung auf das Minimum gedreht und wärmen die zwei oberen Stockwerke praktisch nur mit dem Holzofen im Wohnraum.
Ich stelle es mir schwer vor, dieses Haus einzurichten. Haben Sie viele Einbauschränke und Massanfertigungen?
Sarah: Eigentlich sind nur die Kleiderschränke im Schlafzimmer, die Badezimmermöbel sowie die Küche massangefertigt. Die restlichen Möbel sind Standardmodelle. Allerdings haben wir sie sorgfältig ausgewählt und uns dabei viel Zeit gelassen.
Haben Sie auch Baumessen besucht?
Sarah: Das haben wir, aber nicht so viele. Vor allem haben wir Baumagazine studiert und die Möbelhäuser der Region abgeklappert.
Michael: Wir sind nicht mit einem Gesamtkonzept für unseren Wohnraum gestartet – so, wie es ein professioneller Innenarchitekt machen würde. Wir haben uns einfach von einem Ende zum anderen vorgearbeitet und uns überlegt, was wohin passen könnte.
Dafür passt aber alles sehr gut zusammen. Der Schrank im Essbereich mit den bunten Wohnzimmermöbeln und den farbigen Lichtern ... Kompliment!
Michael: Wir sind auch sehr zufrieden mit uns (lacht). Es passt wirklich – auch die grosse, exzentrische Lampe über dem Ess-tisch fügt sich gut ins Gesamtbild.
Ist die Lampe eigentlich bewusst nicht mittig über dem Tisch aufgehängt?
(beide lachen)
Sarah: Ja, das muss so sein.
Michael: Im Geschäft hat man uns vorgeschlagen, dass die Lampe noch spezieller wird, wenn sie nicht in der Mitte platziert ist. Das hat genau unser Motto getroffen: «Hauptsache anders».
Dieses Konzept ziehen Sie konsequent durch. Ich habe auch noch nie die Kombination einer grünen Couch mit violetten Stühlen gesehen.
Sarah: Michael liebt Farben und ich lasse mich von so mutigen Entscheidungen gerne überzeugen.
Haben Sie eigentlich beim Hausbau auch selbst Hand angelegt?
Michael: Sogar ziemlich viel. Den Aushub über der Garage und die Bohrungen ins Garagendach habe ich mit meinem Schwiegervater gemacht. Eigentlich die gesamten Vorarbeiten. Auch während der Baumeisterarbeiten half ich jede Woche ein bis drei Tage auf dem Bau mit. Da ich beruflich flexibel bin, konnte ich es mir einrichten. Während meines Studiums habe ich mehrfach im Sommer auf dem Bau gejobbt. Diese Erfahrung hat mir geholfen.
Sarah: Mein Götti Norbert Schädler war unser Baumeister und hat uns auch die Geräte für Vorarbeiten zur Verfügung gestellt. Wir haben die Betondecke geschliffen und zahlreiche weitere Hilfsarbeiten erledigt, die möglich waren. Dazu gehört auch die Bepflanzung des Aussenbereichs.
Welchen Raum Ihres Hauses empfinden Sie am gelungensten?
Michael: Den Wohnbereich. Wenn ich auf der Couch sitze, schaue ich oft einfach nur in die Tiefe des Raums und geniesse die Kombination aus super modern und Natur. Und wenn die Dämmerung hereinbricht und wir die farbigen Lampen einschalten, entsteht eine unglaublich schöne Atmosphäre.
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