Pures Abenteuer abseits der ausgetretenen Pfade
Herr Wellig, Sie haben bereits im Alter von 22 Jahren Ihr Hobby zum Beruf gemacht. Ist es nicht ungewöhnlich, dass sich jemand in diesem Alter entscheidet, Bergführer zu werden?
Diego Wellig: Ich bin mit 14 in die Jugendorganisation des Schweizer Alpenclubs eingetreten, habe meine ersten Bergerfahrungen gemacht und auch mit 14 meinen ersten 4000er machen dürfen. Schon während meiner Berufslehre als Elektromechaniker in Visp habe ich in meiner Freizeit Kurse besucht, um Bergführer zu werden. Nach der Lehre, mit 21, habe ich die Ausbildung abgeschlossen und hatte das Gefühl, dass das für mich interessanter ist und ich mehr Freude daran habe als an der Arbeit in einer Fabrik. Mit mir haben zwar noch einer oder zwei in meinem Alter die Ausbildung zum Bergführer absolviert. Aber gewöhnlich sind die Absolventen eher zwischen 25 und 30 Jahre alt.
Leiteten Sie in Ihren Anfangsjahren noch eher leichtere Touren oder bestiegen Sie mit Gästen gleich 4000er?
Eigentlich ging ich gleich auf 4000er, weil ich hier im Kanton Wallis in einem Ort lebe, wo es in der Umgebung fast 40 Berge über 4000 Meter gibt. Die meisten Touren sind deshalb 4000er. In diesem jungen Alter hat man zwar nicht so viel Erfahrung, ist aber technisch sehr versiert und austrainiert und ich machte deshalb relativ früh auch schwere Touren wie die Matterhorn-Nordwand. Die grossen klassischen Touren habe ich relativ früh schon mit Gästen gemacht.
Was für besonders eindrückliche Erfahrungen bleiben von diesen vielen Touren zurück?
Für mich persönlich sind der Cerro Torre in Argentinien und der Shiviling in Indien – die ich erst vor einigen Jahren mit jungen Kollegen machen konnte – nachträglich sehr eindrücklich. Aber auch die Besteigung des Gurla Mandhata in Tibet 1990, der mit über 7700 m sehr hoch ist, wo es aber praktisch keine Expeditionen gab, oder der Carstensz Pyramide in Indonesien 1987, wo man auch ganz alleine war. Solche Touren zu einer Zeit, als der Rummel noch viel weniger gross war und man sich alleine mit seinen Kollegen durchbeissen und durchkämpfen musste, bleiben einem natürlich.
Faszination Berge – bis zum Everest
Am Donnerstag, um 19.30 Uhr, wird Diego Wellig im SAL in Schaan über seine Erfahrungen als Höhenbergsteiger berichten. Untermalt wird der Bericht mit Bildern aus den vergangenen 30 Jahren aus der ganzen Welt. Der Vortrag richtet sich auch an interessierte Laien, die sich von den Erzählungen Welligs über seine Erlebnisse auf den höchsten Bergen aller Kontinente in die Bergwelt entführen lassen möchten. (rb)