Wir scheuen keinen Vergleich mit gestandenen Labes
Herr Vitali, wieso trägt die Marke den Namen «Ja und?»
Nicola Vitali: Ich bin eine eigenständige Persönlichkeit. Mit einer eigenen Meinung, mit eigenen Veranlagungen. Ein bisschen anders als du – ja und?». Genau diese Haltung strahlt die Marke aus und passt deshalb perfekt zur Stiftung Arwole und zu unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Der Name des Labels soll stutzig machen, aber keineswegs Gleichgültigkeit widerspiegeln, sondern Stolz und Selbstbewusstsein.
Die Firma Swissmade kreierte das Label. Wie kam es zu der Zusammenarbeit?
Die Zusammenarbeit mit der Firma Swissmade in Zürich entstand vorerst durch ein Pilotprojekt für die Herstellung von Lederartikeln. Daraus wuchs die Idee, speziell für die Stiftung Arwole Produkte zu kreieren. Als wir dann eine Produktpalette zusammen hatten, machten wir uns auf die Suche nach einem geeigneten Label.
Was erhofft sich die Stiftung Arwole von der Eigenmarke?
Mit «Ja und?» möchten wir die regionalen Grenzen überschreiten und so unseren Kundenkreis vergrössern – und nicht zuletzt auch den Detailhandel bedienen. Um in Zukunft eine ausreichende Auslastung in unseren Werkstätten zu erreichen, brauchen wir diese Expansion.
Inwiefern profitieren die Menschen mit einer Behinderung?
Die betreuten Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, die direkt an den «Ja und?»-Produkten arbeiten, wissen, dass diese nicht nur bei uns im Shop verkauft werden. Es ist auch für sie eine zusätzliche Herausforderung, denn unsere Produkte müssen von sich aus die Kunden ansprechen und erst dann erfährt der Kunde, wo und von wem sie hergestellt wurden. Es macht uns irgendwie ‹normal›, ohne Sonderbonus. Dank dem Label «Ja und?» entstehen nicht zuletzt attraktive Arbeitsplätze – und damit neue Perspektiven für Menschen mit Behinderung.
Welche Artikel werden von der Marke «Ja und?» hergestellt?
Im Bereich Leder und Textil bieten wir Lifestyle-Artikel an, die von der iPhone-Hülle bis zum modischen Schal mit dem gewissen Extra reichen. So haben z. B. unsere Schals eine bis zwei kleine Öffnungen, die mit Leder verstärkt werden und zum Einschlaufen des Schals dienen. Die Holzprodukte aus Nussbaum, Buche, Ahorn und Esche fallen durch ausgefallene Formen oder witzige Brandzeichen auf. Unsere Küchenbrettli werden fast alle von Hand ausgeschnitten, also richtige Handarbeit. Das macht unsere Artikel einzigartig.
Wo werden die Produkte hergestellt?
Sie werden in unserem Textil- und Holzatelier hergestellt. Das sind nur zwei von verschiedenen Abteilungen in der Stiftung Arwole. Wir unterscheiden zwischen Abteilungen für die Produktion, Industrieaufträge, Gartenpflege und -bau sowie Beschäftigungsgruppen. Somit können wir geeignete Arbeitsplätze für die verschiedenen Begabungen und Stärken anbieten.
Wie kommt die Eigenmarke bisher auf dem Markt an?
Die Produkte wurden im Verlauf des letzten Jahres bis zur Reife weiterentwickelt. Wir haben Testverkäufe in verschiedenen Läden durchgeführt, um erste Feedbacks von den Verkäufern und Kunden zu bekommen. Seit März haben wir unser Webshop www.jaund.ch lanciert und diverse neue Läden gesucht, die unsere Produkte anbieten möchten. Die Rückmeldungen sind bis jetzt sehr positiv ausgefallen.
Wo gibt es die Produkte zu kaufen?
Die Läden, die unsere Produkte in ihr Sortiment aufgenommen haben, sind auf unserer Homepage www.jaund.ch aufgeführt. Was uns natürlich ganz besonders freut, ist, dass das Kunstmuseum Liechtenstein in Vaduz «Ja und?»-Produkte anbietet. Das Preis-Qualitäts-Verhältnis stimmt absolut und wir scheuen keinen Vergleich mit gestandenen Labels. (hl)
Persönlich
Nicola Vitali ist 44 Jahre alt und wohnt mit seiner Frau und seinen zwei Kindern in Chur. Bevor er vor einem guten Jahr bei der Stiftung Arwole als Leiter der Ateliers eingestiegen ist, war er 15 Jahre lang als Bühnenbildner, Lichtdesigner und bei grösseren Projekten auch als Technischer Leiter tätig.
Die Stiftung Arwole in Sargans bietet Menschen mit geistiger oder psychischer Behinderung seit vielen Jahren einen Arbeitsplatz, Wohn- und Lebensraum. Im Frühling 2012 lancierte die Stiftung Arwole die Marke «Ja und?» und macht damit einen weiteren wichtigen Schritt in Richtung gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Integration.
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