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«Wer lesen kann, ist klar im Vorteil»

Lesen ist eine wichtige Kulturtechnik und muss daher auch in der Zeit der Neuen?Medien gefördert werden.

Lesen erhöht die Allgemeinbildung, erweitert den Wortschatz, verbessert den Sprachgebrauch und die Schreibfähigkeit, stärkt die Auffassungsgabe, regt die Fantasie an und beruhigt. Das Schulamt Liechtenstein hat im ganzen Land Lehrer und Schüler zu Lesefertigkeit, -verstehen, -motivation und -förderung befragt, nachdem die Ergebnisse der PISA-Studie 2009 nicht befriedigend ausfielen. Barbara Ospelt vom Schulamt erklärt: «Die Schüler erbringen zwar durchschnittlich gute Leseleistungen, die Motivation zum freiwilligen Lesen ist jedoch so gering wie in kaum einem anderen Land.»

 

Jüngere Schüler lesen lieber

 

Die Schüler wurden anlässlich der Standardprüfungen zu ihrem Leseverhalten befragt. In der 3. Klasse lesen rund 34 Prozent der Schüler freiwillig mehr als 30 Minuten pro Tag, in der 5. Klasse sind es rund 43 Prozent. In allen drei Schultypen der 8. Klasse ist der Anteil Schüler, die pro Tag freiwillig mehr als 30 Minuten lesen, niedriger als in der 3. und 5. Klasse. In der Oberschule lesen nur rund 12 Prozent der Schüler das gleiche Pensum. In der Realschule sind es rund 22 Prozent und im Untergymnasium 26 Prozent. Die Prüfungen bestätigen die Bildungsvorteile des Lesens: Je mehr Zeit die befragten Schüler freiwillig mit Lesen verbrachten, desto bessere Leistungen zeigten sie im Teilbereich Lesen. Ein vergleichbarer Zusammenhang besteht auch zwischen der Lesehäufigkeit und den Leistungen der Schüler in Deutsch. Die Dritt- und Fünftklässler lesen am liebsten Kinderromane, die Untergymnasiasten Jugendromane und die Ober- und Realschüler E-Mails.

 

Lehrer legen Wert aufs Lesen

 

Die Erhebungen bei den Standardprüfungen ergänzt eine Umfrage zur Leseförderung bei den Lehrpersonen und Schulleitungen. Sie wurden gefragt, inwieweit sie in ihrem Unterricht und an der Schule Lesefertigkeit, Leseverstehen und Lesemotivation fördern und mit welchen Mitteln. Denn Lesefertigkeit ist eng verknüpft mit Leseerfahrung und Lesemotivation. Es sind also diese beiden Grundpfeiler, die ausgebaut werden müssen, wenn es gilt, die Leseleistung Heranwachsender zu verbessern. Die Umfrage hat gezeigt, dass bereits viele Lehrpersonen verschiedene Massnahmen treffen, um den Schülern einen engeren Kontakt zum Medium Buch zu ermöglichen.

 

Lesefertigkeiten, -verstehen und -motivation werden auf allen Stufen mindestens wöchentlich gefördert. Das Leseverständnis wird in der Primarschule zum Beispiel durch «Antolin» gefördert. Das ist eine Internetplattform, auf der die Schüler durch das Lesen aufgelisteter Bücher und das richtige Beantworten von Verständnisfragen Punkte sammeln können. In der Oberstufe kommt an dieser Stelle eher das reziproke Lesen zur Anwendung: Der Text wird durch Leseverständnisfragen in Arbeitsgruppen erschlossen.

 

Bibliotheken motivieren

 

Die Schüler zum Lesen zu motivieren, ist laut der befragten Lehrpersonen die zeitintensivste Aufgabe und muss daher zum Teil wegen anderer schulischer Anforderungen weichen. Jedoch werden bei Gelegenheit Lese-Events wie zum?Beispiel Lesenächte organisiert. Ausserdem besuchen Primarschüler als sogenannte Lesebuddys den Kindergarten, um dort den Kindern aus Büchern vorzulesen. Die Schüler profitieren so vom Vorlesen und die Kindergärtler von der Geschichte.

 

Gemäss der Umfrage animieren vor allem Bibliotheken zum Lesen. Die Schulbibliotheken der Region sind gut ausgestattet, sortiert und angenehm sowie kinderfreundlich gestaltet. Sie werden in den Schulalltag integriert und häufig aufgesucht. Ganzheitliche Leseförderung ist an allen Schulen ein grosses Anliegen. Jedoch tragen die Eltern einen wesentlichen Anteil an der Lesekompetenz und -motivation ihrer Kinder. Müttern und Vätern ist daher zu empfehlen, Kindern, solange sie noch nicht lesen können, Geschichten zu erzählen und sie später zu Hause beim Lesen zu fördern, indem sie zum Beispiel gemeinsam mit ihnen ein tolles Buch vor dem Einschlafen lesen. Die Lesemotivation ist dabei – wie in der Schule – grösser, wenn die Kinder die Lektüre selbst auswählen dürfen.

 

Erkenntnisse umsetzen

 

Das Schulamt trägt nun die Ergebnisse der Umfragen zusammen. Die Erkenntnisse werden einerseits in die Lehrerbildung einfliessen, andererseits dazu beitragen, einzelne Kooperationen, zum Beispiel mit dem Literaturhaus Liechtenstein, einzugehen, um die Heranwachsenden vollumfänglich zum Lesen zu motivieren. Denn wie eine Redewendung besagt: «Wer lesen kann, ist klar im Vorteil.» (hl)

 

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