Wenn das Image bröckelt
Der dumme August und andere Clowns brachten einst die Kinder zum Lachen – und tun es oft auch heute noch. Auch die nachdenkliche Komponente der oft tragischen Clownfigur funktioniert brillant. Dennoch gibt es Menschen, die eine Phobie gegen die sonst so angenehmen Zeitgenossen entwickelt haben. Der Schauspieler Johnny Depp, Harry-Potter-Star Daniel Radcliffe, Rapper P Diddy – sie alle sollen eine tief sitzende Furcht vor den schrill geschminkten Spassmachern haben.
Der Horrorfilm «Es» machte den Clown böse
In Horrorfilmen wird mit Ängsten der Zuschauer gespielt. Gerade Stephen King vollführt diese Kunst auf hohem Niveau. Mit seinem Kult-Schocker «Es» hat er es geschafft, eine ganze Generation zu traumatisieren. «Es» ist ein Monster, das bereits seit Millionen von Jahren auf der Erde lebt. Es verkörpert das pure Böse und kann Illusionen erzeugen, welche die Menschen für real halten, wie den Clown Pennywise, welcher nicht wirklich existiert. Durch diese Illusionen konfrontiert «Es» seine Opfer oft mit deren grössten Ängsten. «Es» tritt jedoch zumeist als der Clown Pennywise auf. Mit diesem Kostüm und bunten Luftballons lockt «Es» die Kinder der Stadt an, um sie erst zu quälen und später zu fressen.
Ein aktuelleres Beispiel des bösen Clowns findet man auch in den Batman-Comics und -Verfilmungen. So ist der «Joker» in den frühesten Batman-Geschichten der beginnenden Vierzigerjahre sowie in der gewaltigen Mehrheit der neueren Batman-Interpretationen seit den 1970er-Jahren ein gewalttätiger Psychopath, der aus purer Freude mordet. Die Dimension des Jokers offenbarte sich Ende Juli beim Amoklauf von James Eagen Holmes bei der Premiere von «The Dark Knight Rises» in der Realität:?12 Tote und 59 Verletzte waren die Bilanz des Wahnsinnigen. Dabei hatte er neben der Filmfigur auch ein anderes prominentes Vorbild. Denn auch der Fall des Serienmörders John Wayne Gacy trug nicht zum guten Image der Clowns bei. Der Amerikaner, der oft als «Pogo der Clown» an Kindergeburtstagen auftrat, missbrauchte und ermordete mindestens 33 Jungen und junge Männer. Dass einem da Angst und Bange werden kann, wenn am an Clowns denkt, ist verständlich.
Clowns bei Kindern nicht beliebt
Die pathologische Angst vor Clowns, die sogenannte Coulrophobie, ist keine Seltenheit. Immerhin zählt sie zu den zehn der am häufigsten auftretenden Phobien. In einer Studie der englischen Universität Sheffield wurden Kinder in britischen Krankenhäuser befragt, wie die bevorstehende Neudekorierung einer Kinderstation aussehen sollte. Das Ergebnis war eindeutig: bitte keine Clowns! Alle der 250 befragten Kinder im Alter von vier bis sechzehn Jahren gaben an, dass sie Clowns nicht mochten oder Angst vor ihnen hätten.
Undurchschaubarkeit als Angstauslöser
Über die Gründe einer Coulrophobie gibt es nur unzureichende wissenschaftliche Erkenntnisse. Coulrophobiker berichten allerdings oft über die gleichen, meist aus der Kindheit stammenden Auslöser ihrer Angst. Zum einen ist es das breite aufgemalte Grinsen, die undurchdringliche Maske, die ein Erkennen wahrer Gefühle nicht zulässt. Ob ein Clown freundlich ist oder sich ein böses Wesen hinter der Schminke verbirgt, ist schwer auszumachen. Zudem sind Clowns meist laut und aufdringlich, und sie benehmen sich merkwürdig. Dieses Verhalten kann insbesondere sensible Kinder einschüchtern und ihnen Angst machen.
Als einer der Prominentesten seiner Zunft hält immerhin noch Ronald McDonald das positive Clown-Image aufrecht. Zumal auch hier schon Ernährungskritiker der Firma McDonald’s vorwerfen, mit dem Clown kleine Kinder zum ungesunden Essen zu animieren. (mw)