Von der schönsten Nebensache der Welt
Ein Kuss ist nicht einfach nur ein Kuss. Das weiss jeder, der schon einmal geküsst worden ist. «Ein Kuss ist eine anatomische Gegenüberstellung von zwei Ringmuskeln im kontrahierten Zustand», definierte der Arzt Henry Gibbons im 19. Jahrhundert nüchtern. Ein Kuss ist aber viel mehr – eine Wohltat, ein Genuss. Er drückt dem Gegenüber aus, dass man es liebt und ehrt, dass man sich zu ihm hingezogen fühlt und sich zu ihm bekennt.
Drei entscheidende Motive
Mund- und Zungenkontakt sind Partnercheck, Beziehungspflege und Lustbeschleuniger. So fassen Wissenschaftler die Gründe zusammen, wieso der Kuss bis heute ein fester Bestandteil einer Beziehung ist. Beim Küssen ergibt sich durch Geruch und Geschmack unterbewusst ein Bild über die Gesundheit des potenziellen Partners. Seine Verfassung ist entscheidend, will man sich erfolgreich fortpflanzen. Weiter dient der Kuss dazu, abzuchecken, ob in der Beziehung alles in Ordnung ist. Wie sagt man so schön: ein Kuss sagt mehr als tausend Worte oder, wie die Sexualwissenschaftlerin und Autorin des «Kussbuches» aus Bremen, Ingelore Ebberfeld, meint: «Beim Küssen kann man nicht lügen, beim Sex sehr wohl.» Küssen steigert die Lust, das steht ausser Frage. Im Mundbereich wimmelt es von empfindlichen Rezeptoren, die dem Gehirn signalisieren: Da bahnt sich etwas Vielversprechendes an. Es kommt Lust auf, die Eierstöcke und Hoden produzieren Sexualhormone, Adrenalin bringt den Körper in Wallung und die Genitalien rüsten sich für den Geschlechtsakt.
Was im Körper passiert
Neben dem, dass Küssen oft Lust auf mehr macht, werden haufenweise Glückshormone – sogenannte Endorphine – ausgeschüttet, die Stress abbauen und sogar süchtig machen können. Nicht umsonst macht man es immer wieder und kann teilweise kaum aufhören. Wie beim Sport steigen beim Küssen Herzfrequenz und Blutdruck an und der Atem wird schneller. Dabei werden über 30 Gesichtsmuskeln bewegt. Die Wissenschaftler sind sich einig, dass beim Küssen Bakterien ausgetauscht werden. Während die einen jedoch der Meinung sind, dass die Bakterien Karies fördern, sehen es die anderen positiv, weil sie das Immunsystem stärken. Die Schlussfolgerung daraus wäre: Je mehr man küsst, desto fröhlicher und gesünder lebt man.
Die unterschiedlichen Bedürfnisse von Frau und Mann
Verschiedene wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass sich die Verhaltensweisen und Vorlieben der Frauen und Männer beim Küssen unterscheiden. Die meisten Männer können sich Sex ohne Küssen vorstellen. Für die Mehrheit der Frauen wäre das unmöglich. Frauen küssen allgemein lieber als Männer und ziehen das Küssen sogar dem Sex vor. Die Bereitschaft, mit einem schlecht küssenden Partner zu schlafen, ist bei den Männern doppelt so hoch wie bei Frauen. Die beiden Geschlechter verfolgen zudem unterschiedliche Kuss-Strategien. Studien zufolge küssen Männer vor allem, um im Bett zu landen, Frauen jedoch nutzen den Kuss, um die Stimmigkeit in der Partnerschaft zu erspüren.
Absolute No-Go’s
Küssen ist Geschmacksache, und doch gibt es ein paar Dinge, die abtörnend wirken können. Ein absolutes No-Go ist mangelnde Zahnhygiene und Mundgeruch. Damit kann der attraktivste Mensch seinen Partner abschrecken. Bartstoppeln können in einem gewissen Stadion im Gesicht des Gegenübers scheuern. An einer gepflegten Gesichtsbehaarung haben weniger Frauen etwas auszusetzen. Das weibliche Geschlecht sollte darauf achten, dass es seine Lippen nicht zu stark schminkt. Kein Mann mag abgefärbten Lippenstift in seinem Gesicht oder auf seinem Hemd. Spröde Lippen stören bei Frau und Mann. Zungenküsse sollten weder zu feucht noch zu fantasielos sein. (hl)
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