Trauer ist etwas sehr Persönliches
Die Hospizbewegung Liechtenstein (HBL) gibt es seit rund elf Jahren. Eines ihrer Ziele ist es, dem sterbenden Menschen ein würdevolles Leben bis zum letzten Atemzug zu ermöglichen. Um diesem Ziel gerecht zu werden, stellt die Institution den kranken und sterbenden Menschen – und auch dessen Angehörigen in den Mittelpunkt. «Es geht darum, die Sterbenden und ihr Umfeld auf diesem letzten Stück des Lebensweges zu begleiten», erklärt Franz-Josef Jehle, Präsident und Gründungsmitglied der HBL. Hierzu stehen der Organisation 16 ehrenamtliche Mitglieder zu Verfügung, die auf Wunsch und Anfrage eine solche Lebensbegleitung anbieten.
Tod als Teil des Lebens
Laut Jehle gibt es keinen Königsweg im Umgang mit dem Tod eines nahestehenden Menschen. Es kann jedoch im Vorfeld sinnvoll sein, wenn man sich der Endlichkeit des Lebens bewusst ist. Selbst heute gehört der Tod oftmals noch zu den Tabuthemen, denn man verbindet mit ihm Schmerz und Verlust. Trotzdem ist er – genau wie die Geburt – ein Teil des Lebensprozesses. «Wenn man lernt, den Tod als Teil des Lebens anzunehmen und zu respektieren, erhält man auch einen ganz anderen Bezug dazu», so Franz-Josef Jehle.
Doch auch wenn man mit den Themen Tod und Sterben einen aktiven Umgang findet, wird der Tod eines nahestehenden Menschen stets betroffen, traurig oder gar wütend machen. Der Verlust einer geliebten Person ist schmerzhaft und wird immer eine emotionale Berg- und Talfahrt bleiben. Es hilft jedoch nicht, wenn man diese Situation verdrängt. «Am besten ist es, wenn man sich mit dem Geschehenen auseinandersetzt. Es ist sinnvoll, nachzuspüren und herauszufinden, was man im Moment gerade braucht. Dies sollte man sich dann auch holen», empfiehlt Jehle.
Trauern ist sehr individuell
Im Rahmen der Hospizbewegung, aber auch als ehemaliges Mitglied des Kriseninterventionsteam hat Jehle sich viel mit sterbenden und trauernden Menschen auseinandergesetzt. «Trauer und Abschied sind etwas sehr Individuelles. Jeder Mensch geht anders damit um und man kann diesbezüglich keine pauschalen Aussagen treffen», weiss er zu berichten. Ihm zufolge hängt viel von der Persönlichkeit des Trauernden ab. «Einige reagieren emotional, andere wiederum wollen sich nichts anmerken lassen. In meiner Zeit beim Kriseninterventionsteam habe ich einigen Menschen Todesnachrichten überbringen müssen. Keine der Reaktionen auf die Nachricht war gleich», erzählt Jehle. So wäre beispielsweise eine Frau in ihr Zimmer gegangen und hätte die Bibel zerrissen, während ihre Schwester die Joggingschuhe anzog und laufen ging. Es scheint, so sehr sich die Menschen in ihrer Persönlichkeit unterscheiden, so unterschiedlich ist auch ihr Umgang mit dem Tod. Wichtig ist nur, das dieser Umgang aktiv stattfindet und das Geschehene nicht verdrängt wird. (sb)