Reinigung von Körper und Seele
Fasten findet seinen Ursprung in vielen Religionen und hat glaubensübergreifend den Zweck, die Beziehung zu Gott zu festigen. Heutzutage fasten immer noch viele Menschen, einige jedoch nicht aus religiösen, sondern aus gesundheitlichen Gründen.
Fasten ist eine Jahrtausende alte Tradition und ein fester Bestandteil vieler Religionen. Durch das Fasten soll sich der Gläubige wieder mehr auf seinen Glauben konzentrieren und Gott näher kommen. Alle grossen Religionsstifter haben eine Phase des Verzichts erfahren. Mohammed beispielsweise fastete, bevor ihm der Koran offenbart wurde. Moses stieg auf den Berg Sinai und fastete 40 Tage, bevor er Gottes Wort empfing, und Jesus zog sich vor seinem öffentlichen Wirken 30 Tage zum Fasten in die Wüste zurück.
Christen fasten 40 Tage
Hierzulande sind die Menschen wohl am ehesten mit der 40-tätigen christlichen Fastenzeit vertraut. Sie beginnt mit dem Aschermittwoch und endet am Karsamstag. Wer genau nachrechnet, findet heraus, dass diese Passionszeit rein kalendarisch länger als 40 Tage dauert ? Grund dafür ist, dass die Sonntage von der Fastenzeit ausgenommen sind.
In der Fastenzeit soll sich der Christ durch Enthaltsamkeit neu besinnen, Busse tun und die Nähe zu Gott suchen. In der Regel wird in dieser Zeit auf Fleisch, Milchprodukte, Eier und Alkohol verzichtet. Genaue Regelungen, was erlaubt und was verboten ist, gibt es heute keine mehr ? jeder kann für sich selbst entscheiden, wie er die Fastenzeit gestalten will.
Fastenmonat Ramadan
Im Islam ist das Fasten ein göttliches Gebot, eine der sogenannten fünf Säulen dieser Religion. Demnach ist das Fasten für jeden gläubigen Muslim eine Pflicht. Gefastet wird im Ramadan, dem neunten Monat des islamischen Mondjahres. Während 30 Tagen dürfen Muslime zwischen Sonnenauf- und Sonnenuntergang nicht essen, trinken und rauchen. Auch Geschlechtsverkehr ist untersagt. Im Islam hat das Fasten den Charakter der Bussübung. Die Seele soll geläutert und gereinigt und die Beziehung zu Gott und den Mitmenschen gefestigt werden.
Das jüdische Jom Kipur
Im Vergleich zum Christentum und dem Islam kennt das Judentum keine mehrtägige Fastenzeit ? dafür aber einzelne Fastentage. Der wohl am höchsten bewertete ist der Fastentag Jom Kipur. Er ist der Versöhnung zwischen Gott und allen Mitmenschen gewidmet und findet zehn Tage nach dem jüdischen Neujahrstag statt. An diesem Tag müssen alle Juden strenge Regeln befolgen: es wird weder gegessen noch getrunken, Körperhygiene und Arbeiten sind ebenfalls verboten.
Ausser Jom Kipur gibt es noch fünf weitere Fastentage, an denen ähnlich streng gefastet wird. Diese Tage dienen der Erinnerung an besonders tragische Geschehnisse im Laufe der Geschichte des jüdischen Volkes.
Fasten in der heutigen Zeit
Auch wenn Fasten in vielen Ländern eine lange Tradition hat, über die Zeit hat sich seine Bedeutung gewandelt. So fasten heute viele Menschen nicht mehr aus religiösen, sondern aus gesundheitlichen Gründen. Mit dem Verzicht auf Nahrung und dem Trinken von viel Tee und Wasser wollen sie ihren Körper entgiften. Neben dem Zweck hat sich über die Jahre aber auch die Form des Fastens verändert. Statt Nahrungsverzicht sagen immer mehr Leute «Nein» zu lieb gewonnenen Gewohnheiten wie Fernsehen oder Autofahren ? eine Entgiftung des Geistes könnte man dies nennen.
Unabhängig von Beweggrund oder Art, ob man nun aus religiösen Gründen auf Nahrung oder aus psychohygienischen auf das Fernsehen verzichtet ? fast immer erfüllt Fasten den erwünschten Zweck: Reinigung von Körper und Seele. (sbü/pd)
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