«Pfingstmontag abschaffen!»
Eine solche Forderung wurde in den vergangenen Jahren seitens der Wirtschafts- und Arbeitgeberverbände verschiedener Länder Europas gestellt. Da stellt sich die Frage: Wie wichtig ist Pfingsten für die heutigen Generationen noch?
Neben Ostern und Weihnachten ist Pfingsten in den Kirchen abendländischer Tradition ein hoher Feiertag: Es ist das Fest der Sendung des Heiligen Geistes und der Begründung der Kirche. Vielen Arbeitnehmern wird dies wohl nicht so geläufig sein ? sie freuen sich vor allem über den arbeitsfreien Pfingstmontag. Doch in den vergangenen Jahren kamen immer wieder Forderungen auf, diesen abzuschaffen ? zuletzt vor acht Jahren in Deutschland. «Nicht jeder Feiertag muss zwangsläufig arbeitsfrei sein. An Pfingstmontag beispielsweise sollte gearbeitet werden», sagte Anton Börner, Chef des Bundesverbandes des Deutschen Gross- und Aussenhandels. Rückendeckung erhielt Börner von vielen Seiten: Der Präsident der Arbeitsgemeinschaft Selbständiger Unternehmer, Patrick Adenauer, argumentierte beispielsweise, dass die Abschaffung des Pfingstmontags ein Weg zu mehr Wachstum wäre. Die Chefin des Unternehmerverbandes mittelständische Wirtschaft, Ursula Frerichs, ergänzte, der Pfingstmontag sei für die meisten Menschen eh nur ein weiterer Urlaubstag.
Doch aus welchen Gründen wollen die Wirtschaftsvertreter ihren Arbeitnehmern den freien Tag nicht gönnen? Spielen Wirtschaftswachstum und Zukunftsfähigkeit bei der Abschaffung des Feiertages wirklich eine so grosse Rolle? Viele Kritiker dieses Vorschlags waren jedenfalls nicht dieser Meinung und die Befürworter der Abschaffung erhielten harte Vorwürfe aus den eigenen Reihen. So warf beispielsweise der Vorsitzende der IG Metall Bayern, Werner Neugebauer, den Arbeitgeberverbänden «Lug und Trug» vor: «Sie wollen mit dem Opfer eines christlichen Feiertags nicht das Wachstum ankurbeln, sondern in Wirklichkeit in ihre Schatulle arbeiten», erklärte er.
Wie wichtig ist Pfingsten?
Ob nun zukunftsfähiges Wirtschaftswachstum oder purer Eigennutz: Tatsache ist, dass Pfingsten ? sowohl bei Arbeitnehmern als auch Unternehmen ? nicht so beliebt ist wie beispielsweise Ostern oder Weihnachten. Niemand könnte sich nur im Entferntesten vorstellen, einer dieser Feiertage abzuschaffen. Mit Pfingsten ist das aber anders. Obwohl es ein christliches Hochfest und ein gesetzlicher Feiertag ist, ergibt sich der Eindruck, als könne man Pfingsten nicht so richtig einordnen oder gar würdigen. Pfingsten scheint im Vergleich zu den anderen hohen Feiertagen eine Art Schattendasein zu führen.
Vielleicht ist Pfingsten ja auch nicht so beliebt, weil es auch für Werbe- und Marketingstrategen nicht so geeignet ist. So werden beispielsweise an Weihnachten Unmengen von Spielzeug verschenkt, an Ostern dürfen sich alle auf Schokolade und am Valentinstag auf Blumen freuen. Im Vergleich zu diesen hochkommerziellen Feiertagen ist Pfingsten nicht so lukrativ. Wie soll man den Heiligen Geist denn auch bewerben und verkaufen?
Widerstand aus der Bevölkerung
Auch wenn Pfingsten quasi die kleine, graue Stiefschwester von Ostern und Weihnachten und dessen Stellenwert relativ gering ist, so einfach lässt sich die Bevölkerung ihre arbeitsfreien Tage nicht nehmen. In Deutschland wurde der Vorschlag zur Abschaffung von allen im Bundestag vertretenen Parteien mit Ausnahme der FDP abgelehnt. In Frankreich scheiterte ein ähnliches Vorhaben am Widerstand der Bevölkerung: Trotz eines neuen Gesetzes, das den bislang freien Pfingstmontag zu einem normalen Arbeitstag machte, blieben Millionen Beschäftigte zu Hause. Seit 2008 ist Pfingsten in Frankreich wieder ein offzieller Feiertag.
In Schweden wurde der Feiertag im Jahr 2005 tatsächlich abgeschafft. Das störte aber die Schweden nicht so sehr wie die Franzosen ? schliesslich wurde stattdessen im selben Jahr der schwedische Nationalfeiertag, der 6. Juni, zu einem arbeitsfreien Feiertag. Einzig und allein in Italien (mit Ausnahme von Südtirol) wurde der Pfingstmontag als gesetzlicher Feiertag abgeschafft. Es gibt aber mittlerweile Versuche, den Feiertag wieder einzuführen.
Familie ist wichtig
Ob man nun als Gläuber an Pfingsten die Entsendung des Heiligen Geistes feiert oder sich als Arbeitnehmer lediglich über den arbeitsfreien Tag freut ? Tatsache ist, dass sich die Bevölkerung den Feiertag nicht einfach so nehmen lässt. Auch wenn die religiöse Bedeutung des Festes in den Hintergrund getreten ist: Viele verbringen die durch den Feiertag gewonnene Zeit mit ihrer Familie und Freunden, und das scheint wichtig genug zu sein, für den arbeitsfreien Feiertag einzustehen. (sb)
Copyright © 2025 by Vaduzer Medienhaus
Wiederverwertung nur mit vorheriger schriftlicher Genehmigung.