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«Mit Kunst habe ich meine innere Leere ausgefüllt»

Sport, Musik und Kunst ? diese drei Disziplinen haben das Leben von Dominik Lippuner aus Grabs massgeblich beeinflusst. Dieses Wochenende lässt der 46-Jährige seine Vergangenheit jedoch hinter sich und wagt einen Neuanfang mit der «Galerie L33» in Werdenberg.

Dominik Lippuner hält in einer Hand eine Bohrmaschine, in der anderen das Telefon. Während er telefoniert, geht er umher und betrachtet die Arbeit, die noch vor ihm liegt: Das Stromkabel muss noch verlegt, die Theke eingerichtet und die Kunstobjekte richtig platziert werden. Heute ? wenige Tage später ? ist die Galerie L33 im imposanten neuen Holzgebäude an der Staatsstrasse in Werdenberg fertig eingerichtet. Die Bilder hängen alle und die Räumlichkeit lädt mit Sitzmöglichkeiten nicht nur zum Schauen und Staunen, sondern auch zum Verweilen ein. Bereits gestern wurde die Galerie zusammen mit dem Sportgeschäft Sprecher, dem Inhaber des Gebäudes, feierlich eröffnet. «Ich habe mir dieses Wochenende einen Traum verwirklicht», erzählt Dominik Lippuner, der von seinen Freunden und Bekannten schlicht Nik genannt wird.

Belmundo-Galerie übernommen

Nik hat zuvor die Belmundo-Galerie in Buchs geführt. Der gelernte Bauspengler hat die Galerie 2007 mit seiner damaligen Freundin übernommen. Sie haben beide gemalt und ihre Bilder jeweils dorthin zum Einrahmen gebracht. Als ihnen der Galerist Bruno Gebhardt erzählte, dass er in Pension gehe, wollten sie das Geschäft aufrechterhalten. Da der Mietvertrag bereits gekündigt war, mieteten sie sich mit der Belmundo-Galerie im Gebäude des «Falken» in Buchs ein. Die Beziehung von Lippuner und seiner Freundin ging kurze Zeit später in die Brüche, Nik entschied sich jedoch, die Galerie alleine weiterzuführen. Das hatte mehrere Gründe: «Plötzlich stand ich am Morgen gerne auf, um zu arbeiten. Das kam selten vor, als ich noch auf dem Bau gearbeitet habe», lacht der 46-Jährige. Dann wird seine Miene ernst. «Vor allem aber habe ich mit Kunst meine innere Leere ausgefüllt.»

Von einem Extrem ins andere

Dominik Lippuner ist in Zürich geboren und in der Region Werdenberg aufgewachsen. Bis zu seinem 16. Lebensjahr dominierte Spitzensport sein Leben. Von Fussball über Leichtathletik bis hin zum Schwimmen ? als Kind war Nik Lippuner in vielen Vereinen aktiv. «Mein Vater war ein begeisterter Sportfan und motivierte mich dementsprechend, starke Leistungen zu erbringen», erklärt er. Den grössten Erfolg erzielte er mit 12 Jahren, als er JO-Vize-Schweizer-Meister im Skifahren wurde und sich für die Kinderolympiade in Italien qualifizierte.
Mit der Pubertät änderten sich seine Interessen jedoch schlagartig: Nik Lippuner machte lieber Musik und feierte mit seinen Freunden, als zu trainieren. «Wie das in diesem Alter so ist, begann ich, gegen die Pläne meiner Eltern zu rebellieren und mein eigenes Leben zu leben», lacht der heute 46-Jährige. Das Ende des Spitzensports bedeutete der Anfang seiner Musikkarriere. Er nahm zuerst Schlagzeug- und dann Bassgitarrenunterricht. Nachdem er in den ersten Schülerbands mitspielte, startete er mit «The Spectres» durch. Dominik Lippuner krempelt den Ärmel seines Hemdes hoch und zeigt auf das Tattoo auf seinem Unterarm: «Ich habe mir den Bandnamen sogar selbst gestochen.»

Auf Tournee mit «B4Nothing»

Überregionalen Bekanntheitsgrad erlangte Domink Lippuner mit der Funk-, Punk- und Rockband B4Nothing. Er und die anderen Bandmitglieder übten täglich nach der regulären Arbeitszeit. Am Wochenende tourten sie durch die Schweiz, Österreich, Deutschland und Frankreich. Sie lernten zahlreiche Menschen kennen, darunter auch professionelle Musiker, die ihnen  schliesslich eine Tournee durch Kanada ermöglichten. Sechs Jahre lang reiste die Band umher, spielte an jedem grösseren Festival und war in den Medien präsent. Der Spengler war damals im Stundenlohn angestellt, damit er die Gigs auch spontan wahrnehmen konnte. «Die Musik war mein Leben», gesteht Nik.
Dementsprechend brach für ihn eine Welt zusammen, als sich die Band nach sechs Jahren kurzerhand auflöste. Er erklärt: «Ich verbrachte zwei Monate in Mexiko, und als ich zurückkehrte, hatte sich die Band einfach aufgelöst.» Alle Versuche des Bassisten, die Band wieder zu vereinen, blieben erfolglos. «Ich fiel in ein tiefes schwarzes Loch.»

Tagebuch malen

Durch das Malen hat Dominik Lippuner einen neuen Sinn im Leben gefunden. «Ich habe sozusagen Tagebuch gemalt anstatt geschrieben», so der 46-Jährige. Er besuchte nie einen Kurs, sondern verarbeitete seine Gedanken und Erlebnisse in Bildern. Die dabei entstandenen Kunstwerke stehen daher nicht zum Verkauf. Trotzdem haben sie dazu beigetragen, dass er einen allgemeinen Bezug zu Kunst erhalten hat. «Wer bisher gedacht hat, dass ich eine grosse Ahnung von Kunst habe, den muss ich enttäuschen», lacht er. Nik Lippuner hat das Handwerk des Galeristen, wie zum Beispiel Einrahmungen, von seinem Vorgänger Bruno Gebhardt  gelernt. Den Rest erledigt sein Gespür für Ästhetik. Während er in der Belmundo-Galerie jedoch Kunstobjekte für jeden Geschmack und Geldbeutel eingekauft und verkauft hat, konzentriert er sich heute auf den Verkauf von Originalgemälden. Zudem vermietet er Ausstellungsflächen an regionale Künstler. «Mein Wunsch ist es, dass in der Galerie L33 jeden Monat andere Bilder hängen», so der Kunstschaffende, «damit es für die Besucher immer etwas Neues zu entdecken gibt.» Die Öffnungszeiten bleiben vorerst dieselben: Die Galerie hat von Dienstag bis Freitag am Nachmittag geöffnet und am Samstag den ganzen Tag.

Glücksfall Sandro Montonato

Auf die Idee, eine neue Kunstgalerie zu eröffnen, hat ihn schliesslich Sandro Montonato (Coiffure Jugendstil Buchs) gebracht. Der Coiffeur widmet sich in seiner Freizeit ebenfalls der Kunst. «Mich machte ein Bekannter auf Sandro und seine Werke aufmerksam», erzählt Dominik Lippuner. Er kontaktierte Montonato und lud ihn zu sich in die Galerie ein. Die Chemie zwischen den beiden Männern stimmte auf Anhieb und sie planten gemeinsam eine Ausstellung. Die Skulpturen und Gemälde von Sandro Montonato lockten zahlreiche Besucher an. Die Kunst verkaufte sich gut und wertete die Galerie auf. «Es ist ein richtiger Glücksfall für mich, dass ich Sandro kennengelernt habe», schwärmt Nik Lippuner.
Montonato war es schliesslich auch, der erfuhr, dass Sport Sprecher das Obergeschoss seiner neuen Verkaufsstätte in Werdenberg vermietet. Das war die Gelegenheit für Dominik Lippuner, die Vergangenheit hinter sich zu lassen und einen Neuanfang zu wagen. Er überlegte sich ein neues Konzept und taufte die Galerie L33. «Die beiden 3 stellen umgekehrte E dar und deuten den Künstlernamen an, mit dem ich als Musiker unterwegs war», verrät Lippuner. Er führt die Galerie alleine, Sandro Montonatos Kunstwerke sind jedoch präsent. Ausserdem hat er dem Galeristen auch bei den Umbauarbeiten tatkräftig unter die Arme gegriffen. «Die Zusammenarbeit mit Sandro macht wirklich in jedem Bereich viel Spass», lacht Nik Lippuner. (hl)

Steckbrief
Name: Dominik Lippuner
Wohnort: Grabs
Alter: 46
Zivilstand: Verliebt, zwei Kinder
Beruf: Gelernter Bauspengler, heute Galerist
Projekt: Galerie L33 in
Werdeneberg
Hobbys: Sport, Musik, Malen
Leibspeise: Pizza
Getränk: Wasser
TV-Vorliebe: Dokumentationen
Musik: Radiohead, Glen Hansard
Lektüre: Biografien
Stadt/Land? Land
Sommer/Winter? Herbst
Ort: Bei meinem Sohn
Stärke: «Meine Stärke ist es, wieder aufzustehen, wenn ich hingefallen bin.»
Schwäche: «Meine Schwäche ist es, hinzufallen.»
Lebensmotto: «Rock?n?Roll»
Kontakt: info@galerie-L33.com, www.galerie-L33.com

 
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