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Eine Nebensache macht Karriere

«SMSen» erfüllte ursprünglich einen ganz anderen Zweck als heute.

Eine berühmte Anekdote besagt, dass ein Apfel den englischen Naturforscher Isaac Newton auf das Gravitationsgesetz gebracht hat. Er soll ihm auf den Kopf gefallen sein und dabei schmerzlich die Kraft der Erdanziehung in Erinnerung gerufen haben. Die grössten Errungenschaften der Menschheit werden angeblich oft durch Zufall entdeckt. Im Fall des SMS stimmt das tatsächlich: Ursprünglich sollten über den Kurznachrichtendienst bei der Telekommunikation Mitteilungen über Netzstörungen – oder ähnliche Informationen – an die Nutzer gesendet werden. Das System ermöglichte aber auch den Datenaustausch zwischen zwei Handys, und so entstand das SMS fast zufällig als Nebenprodukt bei der Entwicklung von Mobilfunk.

160 Zeichen sollten genügen

Technisch ist das SMS eine schriftliche Nachricht, die über den GSM-Mobilfunk versendet wird. GSM ist die Abkürzung für Global System for Mobile Communications. 1984 überlegte man sich bei den europäischen Telekommunikationsgesellschaften zum ersten Mal, einen Textnachrichtendienst zu errichten. Die erste Version des endgültigen Standards wurde Anfang 1989 verabschiedet. Der ursprüngliche Konzeptvorschlag für einen Short Message Service wurde von Friedhelm Hillebrand von der damaligen Deutschen Bundespost erarbeitet. Die Beiträge stammten von Bernard Ghillebaert von der PTT (Vorgänger der France Télécom). Hillebrand legte die Länge auf 160 Zeichen fest, weil er festgestellt hatte, das praktisch alle Postkarten und Telexe weniger als 160 Zeichen enthielten.
Die erste Kurzmitteilung des Short Message Service wurde am 3. Dezember 1992 mit dem Text «Merry Christmas» von einem PC an ein Mobiltelefon im britischen Vodafone-Netz gesendet. Dies war etwa ein Jahr nach der Einführung des GSM-Standards für Mobiltelefone in Europa.

In der Kürze liegt die Würze

Das Versenden von Kurznachrichten mit einem Mobiltelefon erfreute sich bald grosser Beliebtheit. Denn es funktionierte bereits damals einfach und schnell – und erreichte den Empfänger, auch wenn dieser nicht sofort Zeit zum Antworten hatte. Im deutschsprachigen Raum wird das Senden von SMS umgangssprachlich «SMSen» oder «Simsen» genannt. Das ist deutlich kürzer als «Kurzmitteilungen senden». Abkürzungen spielen in der SMS-Kultur allgemein eine wichtige Rolle. Um mehr Inhalt in die auf 160 Zeichen beschränkte Nachricht zu bringen, haben sich viele Abkürzungen eingebürgert.

Mit Satzzeichen Gefühle ausdrücken

Beim «SMSen» wird die Gross- und Kleinschreibung weniger beachtet und über die Rechtschreibung und Grammatik wird oft hinweggesehen. Bei Jugendlichen ist besonders beliebt, Worte genau so zu schreiben, wie man sie ausspricht. Als Folge dieses lockeren und oft sehr kreativen Umgangs mit der Sprache sind einige SMS sehr schwierig zu lesen und für Aussenstehende kaum zu verstehen. Gefühle werden mit entsprechenden Emoticons ausgedrückt. Sie bestehen aus normalen Satzzeichen und müssen daher mit links (manchmal auch rechts) geneigtem Kopf gelesen werden. Ein lächelndes Smiley wird zum Beispiel durch Doppelpunkt, Trennstrich und runder geschlossener Klammer geformt. (hl)

Artikel: http://www.vaterland.li/importe/archiv/liewo/eine-nebensache-macht-karriere-art-80593

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