Eine Gefahr für die heimische Pflanzenwelt
Neophyten, also gebietsfremde Pflanzen, beschäftigen das Amt für Umwelt in Liechtenstein intensiv. Gerade jene Arten, die Schäden verursachen, bereiten Kopfzerbrechen.
Mit dem Organismengesetz aus dem Jahr 2011 begann in Liechtenstein der Kampf gegen Eindringlinge in die hiesige Pflanzenwelt, die massive Schäden verursachen. Die Neophyten breiten sich schnell aus, berauben die heimischen Pflanzen der Ressourcen und bilden Monokulturen, welche die Biodiversität bedrohen. Ein Beispiel: Die kanadische Goldrute im Ruggeller Riet bedroht die Existenz der sibirischen Schwertlilie, die in Liechtenstein heimisch und geschützt ist.
Drei Arten von Schäden
Ökologische Schäden verursachen alle Neophyten, indem sie heimische Pflanzen und von ihnen abhängige Tiere verdrängen. «Es ist schwierig, dieses Problem der Bevölkerung zu vermitteln, weil es nicht mit direkten Verlusten fürs Portemonnaie verbunden ist. Längerfristig steuern wir hier aber auf grosse Ausfälle zu, die sich dann für alle bemerkbar machen», warnt der Biologe Oliver Müller vom Amt für Umwelt vor den Konsequenzen der schnellen Ausbreitung der Neophyten.
Doch nicht nur der Umwelt schaden die Neophyten. «Gerade aktuell gibt es einen Fall von einem Bauplatz in Schaan. Hier wuchert eine Knöterich-Art, die Strassen und Mauern durchdringen kann. Wird dieser Bestand nicht fachgerecht beseitigt, können nach dem Bau grosse wirtschaftliche Schäden für den Bauherrn entstehen.» Müller warnt daher vor einer Vernächlässigung des Problems.
Kosten entstehen nach dem Verursacherprinzip
Im vorliegenden Fall ist es Sache des Bodenbesitzers, die Neophyten zu beseitigen, um negative Folgen zu vermeiden. Gemäss der Freisetzungsverordnung sind auch alle Grundstückbesitzer dafür zuständig, dass sich Neophyten nicht weiter verbreiten. «Die Kosten für die Feststellung einer Verschleppung sowie für die Beseitigung des neuen Bestandes trägt immer der Verursacher. Dies ist der ?Besitzer? der Mutterpflanze, der in der Pflicht ist, eine Verbreitung zu verhindern.» Es lohnt sich also eine kurze Untersuchung des eigenen Grundstücks auf etwaige Eindringlinge. «Je früher man etwas unternimmt, desto kostengünstiger ist deren Beseitigung.»
Die gebietsfremden Pflanzen können aber auch auch gesundheitliche Konsequenzen bei Mensch und Tier haben. Auch dafür hat der Biologe ein Beispiel parat: Der Pflanzensaft des Riesenbärenklaus. «Gerät die Haut in Kontakt mit der Flüssigkeit, passiert zunächst nichts. Gelangt aber Sonnenlicht daran, gibt es eine phototoxische Reaktion, die massive Verbrennungen zur Folge hat.»
Projekte zur Eindämmung ins Leben gerufen
Zur Eindämmung der Neophyten-Verbreitung hat das Amt für Umwelt verschiedene Projekte (s. nächste Seite) ins Leben gerufen. Unter anderem kann auch die Bevölkerung ihren Anteil zum Artenschutz beitragen. (mw)