Ein «Schockzustand» für den Körper
«Für den Körper ist das Fasten eine Art ‹Schockzustand›», sagt Sonja Hämmerle. Kein Wunder, denn der Körper muss plötzlich auf alle Nahrungsmittel verzichten, die er sonst das Jahr über zugeführt bekommt. Deshalb ist für Sonja Hämmerle wichtig, in ihren Kursen eine sanfte Art des Fastens mit Tee und chinesischer Gerste anzubieten. «Die chinesische Gerste ist ein Heilkraut, das Schadstoffe ausleitet und den Jojo-Effekt verhindert.» Zudem lindere das Getreide Nebenwirkungen wie Kopf- und Gliederschmerzen.
«Geteiltes Leid ist halbes Leid»
Sonja Hämmerle empfiehlt eine Fastenkur in der Gruppe (Kasten rechts unten). Jeden Abend findet ein Treff statt, bei dem die Erfahrungen des Tages ausgetauscht werden. Es werden Fragen gestellt, Anregungen gemacht und diskutiert. Man fühlt sich also nicht alleine gelassen, denn man ist in guter Gesellschaft. «Die Gruppe trägt, motiviert und gibt Halt», erklärt sie. Nicht umsonst heisst es: «Geteiltes Leid ist halbes Leid.»
Sich langsam herantasten
Gestartet wird bei Sonja Hämmerle mit einer Entlastungswoche. «Es ist sinnvoll, eine Woche vor Beginn der Fastenzeit die Nahrungsaufnahme zu reduzieren, um den Körper langsam heranzuführen», erklärt sie. Dabei werde kurz vor Fastenbeginn auch kein tierisches Eiweiss zu sich genommen – sozusagen die vegane Form des Fastens.
Während der Fastenwoche nimmt man dann ausschliesslich Tee und chinesische Gerste zu sich. «Bei den Tees handelt es sich um basische Kräutertees.» Da ausschliesslich Flüssigkeit zu sich genommen wird, sei es wichtig, dass die Ausscheidungsorgane weiterhin gut funktionieren. «Man sollte mindestens zwei Liter Flüssigkeit zu sich nehmen, um die Nierenfunktion anzukurbeln. Auch der Darm muss weiterhin arbeiten und die Leber aktiviert werden.» Bei Verdauungsproblemen kommt Weizenkleie zum Einsatz. Das Getreide beugt Verstopfung vor.
Kein abrupter Abbruch
Nach der Fastenwoche folgt ein langsamer Aufbau von mehreren Tagen. «Dabei führt man den Körper wieder langsam an die festen Lebensmittel heran.» Ziel einer Fastenzeit sei es, Körper und Seele zu reinigen. «Es geht darum, einmal innezuhalten, zu schauen, was einem wichtig ist und an schlechten Gewohnheiten etwas zu ändern», erklärt Hämmerle. Ziel sei es auch, die Essgewohnheiten durch die Fastenkur zu ändern, damit man sich auch nachhaltig gesünder und bewusster ernährt.
Nicht jeder sollte fasten
Es gibt durchaus Personen, für die eine Fastenkur nicht infrage kommt. Das sind Menschen, die eine schwere Erkrankung haben oder diese gerade auskurieren, an Depressionen leiden, schwanger sind oder gerade stillen, an Esstörungen leiden, chronische Entzündungen haben, bestimmte Medikamente nehmen etc. Für welche Personen die Fastenwoche kein Risiko-, sondern einen Wohlfühleffekt bedeutet, klärt Sonja Hämmerle vor Beginn in einem Gespräch mit jedem einzelnen Teilnehmer. Zudem findet sie heraus, ob jemand ein Kälte- oder Wärme-Typ ist. Je nachdem wird die Kur individuell auf den Teilnehmer abgestimmt. «Kälte-Typen beispielsweise sollten eher wärmende Tees wie Ingwer, Zimt und Anis zu sich nehmen.» Bei Wärme-Typen versuche man eher eine kühlende Wirkung zu erzielen. So findet die Ernährungsberaterin für jeden die passende Fasten-Methode. (jul)