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Die rechte Hand von Herrn Gilbert Gress

Christoph Ehrenzeller ist ein ehrgeiziger Mensch: Der ehemalige Product- und Marketing-Manager einer internationalen Unternehmung hat nicht nur eine eigene Firma gegründet, sondern auch zusammen mit dem ehemaligen Trainer und Fussballexperten Gilbert Gress ein Buch geschrieben.

«Ich bin sehr dankbar für die Möglichkeit, mit einer der grössten und bekanntesten Schweizer Persönlichkeiten zusammenarbeiten zu dürfen und freue mich auf viele weitere Fussballfachgespräche, neue und alte spannende Geschichten aus der Vergangenheit und insbesondere auf die ganz normalen Unterhaltungen unter Freunden» ? so endet das Vorwort der ersten Ausgabe des Buches «Mein Leben für den Fussball». Das 269 Seiten starke Werk handelt vom Leben von Gilbert Gress ? ehemaliger Fussballprofi, Trainer und beliebter Fussballexperte des Schweizer Fernsehens. Seit einem Jahrzehnt begeistert der Fussballexperte mit viel Charme, Schlagfertigkeit und Kompetenz die Zuschauer vor den Fernsehschirmen. Sein unverwechselbarer Retro-Haarschnitt, seine markante Brille mit Goldrand und seine gnadenlose Ehrlichkeit machten ihn zur Kultfigur.
Doch genug von Gilbert Gress. Um ihn geht es zwar in dem eben erwähnten Buch, doch in dieser Geschichte wird er lediglich eine Nebenrolle spielen. Hauptdarsteller soll vielmehr Christoph Ehrenzeller sein ? der Mann hinter dem Buch. Von ihm stammen die oben zitierten Zeilen und auch die Idee zu «Mein Leben für den Fussball». Er ist quasi die rechte Hand von Gilbert Gress und sein Werdegang ist nicht minder interessant als jener des berühmten TV-Experten.

Schritt in die Selbstständigkeit

Schmucke Einfamilienhäuser säumen die Werdenstrasse in Grabs. Viele von ihnen sind von einem Garten umgeben, der bei schönem Wetter nur allzu gerne als Spielplatz für die Kinder des Hauses herhalten muss. Das Haus mit der Nummer 19 bildet da keine Ausnahme. Es ist der Lebensmittelpunkt der Familie Ehrenzeller ? von Christoph, Petra und ihrem zweijährigen Sohn Jaden. Und auch Laurin, Christoph Ehrenzellers zwölfjähriger Sohn aus erster Ehe, ist hier oft zu Besuch. Gemeinsam wird gegessen, geredet und natürlich auch in eben erwähntem Garten gespielt. Doch das Haus an der Werdenstrasse Nr. 19 ist mehr als nur das Zuhause von Christoph Ehrenzeller und seiner Familie. Es ist auch sein Arbeitsplatz. «Vor rund einem Jahr habe ich mich selbstständig gemacht und gründete eine Marketingagentur», erzählt der sympatische Grabser. Zu seinen prominentesten Kunden zählen derzeit die Fussballprofis Valentin Stocker und Tranquillo Barnetta sowie eben auch der allseits bekannte Herr Gilbert Gress.
Geplant hat Christoph Ehrenzeller seinen Sprung in die Selbstständigkeit jedoch nicht ? vielmehr machte er aus der Not eine Tugend: Lange Zeit arbeitete er für den Videospieleentwickler Electronic Arts. Kontinuierlich stieg er während dieser Zeit die firmeninterne Karriereleiter hoch: Eingestellt wurde er als einfacher Verkaufsmitarbeiter, bei seiner unerwarteten Entlassung 12 Jahre später war er Product Marketing Manager. Doch was sich wie ein Schicksalsschlag liest, entpuppte sich tatsächlich als Karrieresprungbrett der besonderen Art.

Valentin Stocker half nach

Begonnen hat alles im April 2000: Christoph Ehrenzeller wurde als Verkaufssachbearbeiter bei der ABC Software in Sennwald angestellt, einer Tochterfirma des bekannten Computer- und Spieleentwicklers Electronic Arts. Ehrenzeller zeigte offenbar grosses Talent für seine Arbeit und wurde deshalb mehrfach befördert, bis er letztlich die Position des Product Marketing Managers innehatte. «Ich war unter anderem für das Marketing der Videospielreihen FIFA und NHL verantwortlich ? Spiele, die sich welt-weit millionenfach verkaufen», beschreibt Ehrenzeller seine damalige Position. Zu seinen Aufgaben habe unter anderem die Acquisition von Topathleten für Werbekampagnen gezählt. So kam es, dass er mit Fussballprofis wie Tranquillo Barnetta oder Eishockey-Grössen wie Mark Streit schon bald bestens bekannt war und sich ein beachtliches Kontakte-Netzwerk aufbauen konnte ? eine Tatsache, die sich später für ihn bezahlt machen sollte.
Im Frühjahr 2012 wurde Christoph Ehrenzellers Stelle jedoch wegen Umstrukturierungsmassnahmen ersatzlos gestrichen. Die Videospielebranche ist eben ein hartes Pflaster und Umstrukturierungen sind nicht wirklich aussergewöhnlich. Ehrenzeller blieb also nichts anderes übrig, als sich auf die Suche nach einer neuen Anstellung zu machen. Mit der Idee, selbstständig zu werden, spielte er bereits zu diesem Zeitpunkt ? den nötigen Schubs in diese Richtung erhielt er damals jedoch von niemand anderem als von Fussballprofi Valentin Stocker. «Einen Monat bevor meine Stelle gestrichen wurde, erhielt ich einen Anruf von Vali. Er fragte mich, ob ich nicht Lust hätte, seine Vermarktung in die Hand zu nehmen», erzählt Ehrenzeller. Damals sei er sich jedoch unsicher gewesen, ob der diesen Nebenjob annehmen sollte, denn er sah darin einen Interessenskonflikt mit seiner damaligen Anstellung. Mit dem Verlust seines Jobs ging aber auch dieser Konflikt verloren, Ehrenzeller packte die Chance am Schopf und nahm Stockers Auftrag an. «Vali war sozusagen mein erster Kunde, noch bevor ich meine Firma überhaupt ins Leben gerufen habe», erzählt Ehrenzeller lächelnd.

Beim Mittagessen mit Rainer

Doch obwohl Christoph Ehrenzeller nun den linken Mittelfeldspieler des FC Basel betreute, sah er diese Tätigkeit erst als einen Nebenjob an. «Eigentlich war ich zu dem Zeitpunkt immer noch auf der Suche nach einer Festanstellung, fand aber lange Zeit keinen Job, für den ich mich begeistern konnte.» Erst als die Monate ins Land gingen und immer noch kein Traumjob in Sicht war, fasste der Marketingberater letztlich den mutigen Entschluss, die Selbstständigkeit zu wagen und gründete seine eigene Agentur. Dank seines beachtlichen Kontakte-Netzwerks konnte er neben Valentin Stocker schon bald auch Tranquillo Barnetta und zwei weitere Fussballprofis zu seinen Kunden zählen.
Wie Ehrenzeller letztlich auch TV-Liebling Gilbert Gress für sich gewinnen konnte und wie es zu dem Buch «Mein Leben für den Fussball» kam, ist jedoch eine Geschichte für sich. Begonnen hat alles mit dem einem Anruf von Rainer Maria Salzgeber, seines Zeichens Fernsehmoderator und langjähriger (Arbeits-)Kollege von Gilbert Gress. «Rainer rief mich an, um sich zu einem gemeinsamen Mittagessen zu verabreden ? ganz ohne geschäftliche Hintergedanken», erzählt Ehrenzeller. Während dieses Mittagessens sei die Sprache auch auf Gilbert Gress gekommen: «Rainer meinte damals, dass ich doch für Gilbert Gress tätig werden könnte, da dieser weder einen Agenten noch einen Marketingberater habe. Ich fand die Idee gut. Rainer stellte den Kontakt her und vier Wochen später lernte ich Herrn Gress persönlich kennen. Es hat von Anfang an gepasst.»

Die Idee zum Buch

Während seiner Arbeit für Gress sei Christoph Ehrenzeller immer wieder in den Genuss verschiedenster Fussballstorys gekommen. «Irgendwann meinte ich zu ihm: ?Herr Gress, Sie haben so spannende Geschichten zu erzählen, die müsste man in einem Buch festhalten?.» Somit war die Idee zu «Mein Leben für den Fussball» geboren. Bis zum fertigen Werk war es jedoch noch ein steiniger Weg: «Anfangs war Herr Gress etwas skeptisch. Da er französischsprachig ist, traute er sich das Schreiben seiner eigenen Biografie in deutscher Sprache nicht zu. Ich bot ihm meine Unterstützung an, und so schrieben wir das Buch gemeinsam.» Dass Gress ein Mensch mit hohen Ansprüchen sei, habe er dabei eher als Bereicherung und nicht als Hindernis empfunden. «Natürlich ist es nicht immer leicht, diesen Ansprüchen gerecht zu werden und ich muss zugeben, dass ich die Arbeit ein wenig unterschätzt habe. Es gab Situationen, da stand ich vor lauter Stress kurz vor den Tränen ? doch heute bin ich stolz darauf, was wir geschaffen haben.»

Bereits neue Pläne

Mehr als 400 Stunden hat der 39-Jährige an dem Buch gearbeitet ? Vor­recherchen nicht eingerechnet. Ab 28. April wird das Werk in den Regalen der Buchhändler stehen. Doch damit scheint dem Ehrgeiz des Grabsers noch nicht Genüge getan. Er hat bereits neue Ideen und neue Pläne: «Ich werde demnächst eine Festanstellung bei einer internationalen Firma antreten», erzählt er. Er sei froh darüber, diese Arbeit gefunden zu haben, denn der neue Job vermittle ihm eine Sicherheit, die er als selbstständig Erwerbener vermisst habe. Seine Marketingagentur werde er aber dennoch weiter betreiben ? nebenbei. Und an dieser Stelle endet die Erfolgs­geschichte des Grabsers ? vorläufig. Denn wer weiss, welche ungeahnten Chancen sich in den kommenden zwölf Jahren ergeben werden. (sb)

Steckbrief
Name: Christoph Ehrenzeller
Wohnort: Grabs
Alter: 39
Beruf: Marketingberater
Hobbys: Kaum Zeit für Hobbys
Leibspeise: «Alles, was meine Frau kocht»
Getränk: Pepsi Maxx und Espresso
TV-Vorliebe: «Black List» und «Game of Thrones»
Musik: Pop, Rock, Hardrock und auch Country
Lektüre: Sachbücher und Biografien
Stadt/Land? Land
Sommer/Winter? Sommer
Ort: Mein Zuhause und Nashville/Tennessee
Stärke: Mein Pflichtbewusstsein
Schwäche: Mein Pflichtbewusstsein
Kontakt: info@uptou.ch

 

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