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Das Alpwesen in Liechtenstein

Das Alpsystem in Liechtenstein unterscheidet sich von demjenigen im Toggenburg. Julius Ospelt, Leiter der Abteilung Landwirtschaft beim Amt für Umwelt, klärt über die Eigentümer, die Bewirtschaftung und das Brauchtum auf.

In der heutigen Zeit, in der in Liechtenstein nicht mehr die Landwirtschaft im Mittelpunkt steht, sondern Industrie und Dienstleistungen, sind viele Bräuche rund um das Alpwesen in Vergessenheit geraten oder werden zumindest nicht mehr praktiziert. Trotzdem finden sichimmer wieder Leute, die Sinn für Traditionen haben und Bräuche wieder aufleben lassen ? teilweise auch in moderner Form.

Alpabfahrtsherzen

Die Alpauffahrt ist auf jeden Fall unspektakulärer geworden, seit die Tiere nicht mehr in festlichem Aufzug auf die Alp begleitet, sondern mit Lastwagen und Anhänger bis zu den Alpställen gefahren werden. «Das ist nicht nur praktischer für die Bauern und Sennen, sondern auch weniger gefährlich für das Vieh und den Verkehr», weiss Julius Ospelt, Leiter der Abteilung Landwirtschaft beim Amt für Umwelt. Die Alpabfahrt von Gapfahl, Guschgfiel, Gritsch und Pradamee wird hingegen noch zu Fussbewältigt. Auch wenn die Sennenin Liechtenstein keine spezifische Tracht mehr dafür anziehen, ist ein Brauch geblieben: die Herzen an der Stirn der Kühe. Die farbigenHolzherzen, die meistens das Monogramm Jesu (JHS) tragen, zieren die besten Milchkühe.

Das Alpsystem in Liechtenstein

Nicht nur das heutige Brauchtum, sondern auch das Alpsystem in Liechtenstein weicht von demjenigen im Toggenburg ab. Da das Fürstentum nicht viele Voralpen hat, verbringen viele Tiere den Sommer auf der Hochalp. Das Sömmerungsgebiet besteht aus insgesamt 27 Alpen im Fürstentum und 6 in Vorarlberg.Eigentümer sind verschiedene Gemeinden und Genossenschaften. «Die Bewirtschaftung kennt verschiedene Systeme», erklärt Ospelt. Die Eigentümer können die Alp Bauern verpachten oder einen Alpvogt bestimmen, der für die Organisation verantwortlich ist. «Die Aufgabe des Alpvogtes ist es sozusagen, das Personal und das Vieh zu rekrutieren.» Nur eine Alp werde privat von einer Bauernfamilie bewirtschaftet.
Für jede Alp wird ein bestimmter Besatz festgelegt. Dieser gibt an, für wie viele Tiere das Gebiet Futter hergibt. In diesem Zusammenhang stehen auch die Anzahl Tage, welche die Rinder auf der Weide verbringen dürfen. Die Spannweite reicht von 80 bis 150 Tagen.

Sennen aus dem Ausland

«Heute spielen Alprechte keine grossen Rolle mehr», berichtet der Leiter der Abteilung Landwirtschaft. Früher seien die Landwirte froh gewesen, wenn sie Alprecht besassen und ihre Tiere über den Sommer auf der Alp versorgen konnten. Heute gäbe es zu wenig Vieh, um alle Alpen bestossen zu können, weil die landwirtschaftlichen Betriebe seit rund 20 Jahrenabnehmen. Julius Ospelt erklärt sich diesen Trend aufgrund neuer gesetzlicher Regelungen ? unter anderem für den Tierschutz ? sowie wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Entwicklungen. «Es werden daher immer mehr Studenten und Aussteiger aus dem naheliegenden Ausland als Sennen engagiert.» (hl)

 
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