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«Badminton ist wie eine Sucht für mich»

Er ist nicht nur BWL-Student und Berufssoldat, sondern auch Österreichs bester Badminton-Spieler. Die Rede ist vom Vorarlberger David Obernosterer. Nun will der Schwarzacher sein grösstes sportliches Ziel in Angriff nehmen: die Qualifikation für die Olympischen Spiele 2016.

Jubelnd fällt David Obernosterer auf die Knie. Lange hat er auf diesen Tag hingearbeitet, doch selbst jetzt wagt er es kaum zu glauben: Er ist Österreichs Staatsmeister im Badminton. «Für mich geht ein Kindheitstraum in Erfüllung», meint der Schwarzacher nach dem Finalspiel und wird tags darauf in den Medien auch so zitiert.
Heute, neun Monate nach der Meisterschaft, denkt er noch gerne an seinen Titelgewinn zurück: «Im Internationalen Vergleich ist der Staatsmeistertitel vielleicht nicht so bedeutend, doch es war schon immer ein grosses Ziel von mir, einmal der Beste des Landes zu sein.» Sowohl sportlich als auch emotional sei die Staatsmeisterschaft bisher das schönste Erlebnis in seiner Karriere gewesen. Nicht zuletzt auch, weil er im Jahr zuvor nur haarschwarf daran vorbeigerauscht war. «Es war wohl die bitterste und schmerzhafteste Niederlage», erinnert er sich an die Staatsmeisterschaft 2012 zurück. Damals verlor er das Finalspiel knapp in drei Sätzen.

Leistungssportler und Student

Auch wenn David Obernosterer nun endlich den Staatsmeistertitel in der?Tasche hat, auf seinen Lorbeeren ausruhen möchte sich der 24-Jährige nicht. Überhaupt ist Obernosterer nicht die Art von Mensch, die sich gerne ausruht: Er trainiert zweimal täglich mehrere Stunden ? einerseits vom Nationalteam aus, andererseits im Rahmen seiner Tätigkeit als Sportsoldat beim Bundesheer. Ausserdem nimmt er jährlich an rund 20 internationalen Turnieren teil und spielt zusätzlich seit diesem Jahr in der ersten deutschen Bundesliga.
Wann immer Badminton gerade nicht sein Leben bestimmt, widmet sich der Schwarzacher seinem BWL-Studium an der Wirtschaftsuniversität in Wien. Sein grosses Ziel ist es, spätestens im Frühjahr 2015 das Bachelordiplom entgegenzunehmen. Dann nämlich beginnt das Jahr der Olympiaqualifikation und mit ihm die turnier- und reiseintensivste Zeit in Obernosterers Karriere. «Ich werde in jenem Jahr an rund 30 Turnieren teilnehmen ? viele davon werden in Asien oder Südamerika ausgetragen», gibt er Auskunft. Da bliebe für das BWL-Studium nur noch herzlich wenig Zeit. Zeit, die schon jetzt sehr knapp bemessen ist.

Eine grosse Herausforderung

«Leistungssport und Studium unter einen Hut zu bringen, ist eine grosse Herausforderung», gesteht David Obernosterer. Es bräuchte neben Disziplin vor allem auch das Verständnis der Professoren. Oftmals kann er die vorgeschriebenen Präsenzzeiten aufgrund von Turniertteilnahmen nicht einhalten. So war er beispielsweise während des letzten Semsters mehr als einen Monat in Kuala Lumpur. Dort nahm er an der WM teil und trainierte mit den malayischen Profis. In solchen Fällen bittet der Badmintonspieler seine Professoren um eine Ausnahme, was die Präsenzzeiten betrifft. «Wenn man ihnen erklärt, dass man sich gerade auf Olympia vorbereitet, dann hören doch einige hin und zeigen Verständnis für die Situation», meint Obernosterer. Darüber sei er sehr froh, denn anders wäre für ihn das Studium nicht zu bewältigen.

Rückhalt der Mitstudenten

Neidisch auf diese Sonderbehandlung sind Obernosterers Kommilitonen im Übrigen nicht. Schliesslich schreibt er so wie sie die Prüfungen mit ? nur dass er vieles eben autodidaktisch zu Hause lernt, anstatt während der Vorlesung. Vielmehr ist es noch so, dass seine Mitstudenten ihn unterstützen und ihm den Rücken stärken. So pochte ein Professor beispielsweise einmal darauf, dass Obernosterer die Präsenzzeiten einhält: Schliesslich könne dann jeder kommen und eine Ausnahmen verlangen, war dessen Argument. Im Hörsaal entbrannte daraufhin eine hitzige Diskussion zwischen Studenten und dem Professor. Das Ergebnis: es wurde einstimmig beschlossen, dass Obernosterer diese Ausnahme zugesprochen werden sollte. «Solche Momente sind dann schon ziemlich cool und bestärken mich auch ? ich meine: die meisten meiner Kommilitonen kennen mich nicht persönlich und setzen sich trotzdem für mich ein», erzählt der BWL-Student freudig.

Hauptberuflich Soldat

Obwohl David Obernosterer auf dem besten Weg ist, im Frühjahr 2015 seinen Bachelor in Wirtschaftswissenschaften entgegenzunehmen, spielt das Studium für ihn zurzeit eine untergeordnete Rolle. Hauptberuflich ist der Schwarzacher nämlich beim Österreichischen Bundesheer angestellt ? und zwar als Sportsoldat. Neben der Erfüllung seiner militärischen Aufgaben gilt das Bundesheer als der grösste Förderer des österreichischen Leistungssports. So kommen jährlich rund 150 Spitzensportler in den Genuss, nach der Basisausbildung ins Heeres-Sportzentrum versetzt zu werden, um dort vollamtlich ihrem Sport nachzugehen. David Obernosterer ist einer dieser 150: «Offenbar sah das Bundesheer Potenzial in mir», erklärt sich der Schwarzacher seine Verpflichtung. Das dem so wäre, ist nicht unbedingt abwegig: Bereits als Jugendlicher hatte er über 30 Nachwuchstitel geholt und blieb in seiner Zeit als Junior (U11 bis U22) bei allen österreichischen?Meisterschaften im Einzel ungeschlagen.

Ein Hoffnungsträger

Als Sportsoldat ist es David Obernosterers Aufgabe, an seinen sportlichen Leistungen zu arbeiten, damit er an internationalen Wettkämpfen teilnehmen und Österreich repräsentieren kann. Für ihn ? wie auch für viele andere ? ist die Aufnahme ins Heeres-Sportzentrum die einzige Möglichkeit, Leistungssport zu betreiben. «Mit Randsportarten wie Badminton lässt sich kaum Geld verdienen ? nur dank des Bundesheeres ist es mir möglich, diese Sportart professionell zu betreiben», gibt Obernosterer Auskunft. Aus diesem Grund sei er auch sehr froh darüber, als Bundesheer-Leistungsportler tätig sein zu dürfen.
Der Beruf des Sportsoldats ist jedoch nicht nur ein Privileg, sondern auch ein Knochenjob. Schliesslich geht es nicht darum, einfach nur ein bisschen Federball zu spielen ? es werden auch Erfolge erwartet. Nicht umsonst werden nach offiziellem Wortlaut nur «Hoffnungsträger des österreichischen Spitzensports» als Bundesheer-Leistungssportler verpflichtet. So wird von Obernosterer unter anderem auch erwartet, dass er im Jahr 2016 an den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro teilnimmt. Die Teilnahme ist jedoch nicht nur ein auferlegtes Ziel, sondern auch ein persönliches: «Die Olympischen Spiele sind ganz klar ein Ziel für mich, seit ich den Badminton-Sport für mich entdeckt habe», gibt der Sportler Auskunft. Damit sich Obernosterer überhaupt für die Spiele in Rio qualifizieren kann, muss er einerseits die Nummer 1 seines Landes sein und andererseits unter den Besten 75 der Welt. «Im Moment stehe ich auf der Weltrangliste auf Platz 88. Das ist bisher mein bestes Ranking», meint der ehrgeizige Vorarlberger. Wenn er sich also in den kommenden rund zwei Jahren um ein paar Plätze verbessert, sieht es mit der Qualifikation ziemlich gut aus.

Karriereende in Planung

Die Teilnahme an den Olympischen Spielen ist jedoch nicht Obernosteres einziger Plan für das Jahr 2016. Unabhängig davon, ob er sich qualifizieren wird, hat er beschlossen, 2016 seine Karriere als Leistungssportler an den Nagel zu hängen. Er wolle sich von da an voll und ganz seinem Masterstudium und seinem beruflichen Werdegang widmen. «Zu diesem Zeitpunkt habe ich zehn Jahre lang aktiv Leistungssport betrieben ? das ist genug. Schliesslich ist das Leben als Sportler doch ziemlich anstrengend und zeitraubend», erklärt er seinen Entscheid.
Den Badmintonschläger endgültig aus der Hand legen will der 24-Jährige dann aber doch nicht ganz: «Das mit dem Karriereende sage ich jetzt so einfach vor mich hin, aber leicht wird es bestimmt nicht», ist sich der Schwarzacher bewusst. Man könne nicht von elfmal Training in der Woche auf null umstellen ? das mache auch der Körper nicht mit. «Badminton wird immer ein Teil meines Lebens sein ? Badminton ist wie eine Sucht für mich», gibt er zu. Aus diesem Grund wird Obernosterer dem Badmintonsport wohl erhalten bleiben ? nur eben nicht mehr als Profi. (sb)

Steckbrief
Name: David Obernosterer
Wohnort: Schwarzach
Alter: 24
Beruf: Berufssoldat und Student
Hobbys: Beachvolleyball, Radfahren, Zeit mit Freunden verbringen
Leibspeise: Curryreis
Getränk: Erdbeerpago mit Wasser
TV-Vorliebe: «96 hours»
Musik: Alles Mögliche ? je nach Lust und Laune
Lektüre: Jussi Adler-Olsen
Stadt/Land? Jetzt Stadt, später Land
Sommer/Winter? Sommer
Lieblingsort: Zu Hause bei der Familie
Stärke: Dass ich es schaffe, wenn ich es mir vornehme
Schwäche: Ungeduld
Kontakt: www.davidobernosterer.com

 

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