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«Ausgezeichnete Beziehungen»

Zwischen den Niederlanden und der Region bestehen gute Beziehungen. Das bestätigen der Honorarkonsul der Niederlande in Liechtenstein, Roland Jansen, und der Präsident der Niederländischen Vereinigung in Liechtenstein, Jos van de Velde.

68 Niederländer leben in Liechtenstein, etwa dreimal mehr in der ganzen Region. «Die meisten werden, wie ich, von der Liebe in die Region geholt. Viele kommen aus beruflichen Gründen hierher ? man denke an die vielen Physiotherapeuten, die hier praktizieren», erklärt Jos van de Velde, Präsident der «Nederlandse Vereniging in Liechtenstein». Auch in Pflegeberufen sind Holländerinnen und Holländer sehr gefragt. Doch nicht nur ihre professionellen, sondern auch die integrativen Fähigkeiten werden geschätzt.

Ein Besuch lohnt sich

Obwohl in der Region die Menschen generell eher konservativ und reserviert sind, was Fremde angeht, kommt die Mentalität der Holländer hier gut an. «Das liegt sicher auch daran, dass wir nicht in ein Land kommen und allen unseren Glauben und unsere Weltanschauung aufzwingen wollen. Wir Holländer sind hier sehr anpassungsfähig», meint van de Velde. Das historische Erbe der Niederländer, die nicht zuletzt aufgrund der relativ geringen Landesfläche zu einem Auswanderer-Volk geworden sind, tue sein übriges dazu.
«Die lange Tradition als Handelsnation hat sicher auch ihre Spuren in der Geisteshaltung aller Holländer hinterlassen», erklärt van de Velde. «Wir wissen, was sich gehört und was nicht, und das wird von den Gastgebern geschätzt.» Zur Geschichte der Niederlande empfiehlt sich besonders ein Besuch im Rijksmuseum in Amsterdam, das nach 9 Jahre dauernden Umbauarbeiten seit 13. April wieder für Besucher geöffnet ist.
Holländer seien generell offen für Neues, nüchtern, spontan, freiheitsliebend und meist frei von Vorurteilen, was ihnen das tägliche Leben auch in anderen Ländern und Kulturen vereinfacht. Als Beispiel nennt Roland Jansen die holländische Invasion in der Schweiz während der Fussball-Europameisterschaft 2008. «80 000 Holländer befanden sich in der Schweiz und haben ihr Lager aufgeschlagen ? dabei war kein einziger negativer Zwischenfall zu vermelden. Das macht mich schon stolz», erklärt der niederländische Honorarkonsul.

«Wir haben keine Feinde»

Auch wenn bei deutsch-holländischen Treffen oft eine gewisse Rivalität aufkeimt, die man hierzulande über die deutschen Medien vermittelt bekommt, haben Holländer eigentlich keine Feinde. «Diese Rivalität mit den Deutschen rührt sicher noch von den Ereignissen im Zweiten Weltkrieg und der grossen Fussball-Rivalität in den 70er- und 80er-Jahren her. Wirklich bösartig ist das aber nicht ? auf offizieller Ebene ist man hier sehr kooperativ und freundlich miteinander», erklärt Jansen.
In der Region bestehe ein grosses gegenseitiges Interesse, ein positives Verhältnis zu pflegen. So wird am kommenden Dienstag auch die Fürstenfamilie Liechtenstein in Amsterdam vertreten sein. Erbprinz Alois und Erbprinzessin Sophie werden zu den Abdankungs- und Krönungsfeierlichkeiten in die Niederlande reisen und diesem historischen Ereignis beiwohnen. Botschafter Martin Frick, Amtsleiter beim Amt für Auswärtige Angelegenheiten, bestätigt: «Wir haben in der Tat gute und freundschaftliche Beziehungen mit den Niederlanden.» Im Bereich der Aussenpolitik erfolge eine enge Zusammenarbeit zum Thema Internationaler Strafgerichtshof. Auch im Bereich der Menschenrechte bestehe eine gewisse Zusammenarbeit. «Wie Liechtenstein engagieren sich die Niederlande stark im Bereich der internationalen Humanitären Zusammenarbeit und Entwicklung.» Was die Steuerkooperation angeht, verfügt Liechtenstein mit den Niederlanden seit 2010 über einTIEA.

«Fremdenhass ist ein Thema»

Bei allen Attributen, auf welche die Holländer stolz sind, gibt es natürlich auch Schattenseiten. Die Toleranz und die liberale Zuwanderungspolitik des Landes hat zu gesellschaftlichen und sozialen Problemen geführt. «Im Zuwanderungsland haben sich so verschiedene Subkulturen, vor allem unter den ca. 360 000 Marrokanern im Land, entwickelt», erklärt Roland Jansen. Dass viele Einwanderer die liberale Gesetzgebung ausnützen, sorgt für Missstimmung im Rest der Bevölkerung. So ist Fremdenhass aufgrund von missglückter Integration der Zuwanderer in letzter Zeit ein immer grösseres Thema geworden. Die Wahlerfolge der rechten «Liste Pim Fortuyn» und der politisch motivierte Mord am Parteiführer sowie die Ermordung des Journalisten Theo van Gogh erfuhr in diesem Punkt weltweite Beachtung.
Auch beim Thema Überalterung der Gesellschaft ? 16 Prozent der Bevölkerung sind über 65 Jahre alt ? sind die Holländer, wie viele andere Industrienationen auch, gefordert, nachhaltige Lösungen für ihr Rentensystem zu erarbeiten. «Als Holländer vertraue ich darauf, dass diese Probleme gelöst werden. Und von unseren Lösungsansätzen können ? wie in vielen anderen Bereichen in der Geschichte ? auch andere Länder profitieren», ist der niederländische Honorarkonsul von der Innovationskraft seiner Landsleute überzeugt. (mw)

 

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