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«Alles, was eine Oper haben kann»

Ab März wird der Opernverein Vaduz die romantische Oper «Der Freischütz» zur Aufführung bringen. Martin Biedermann, künstlerischer Leiter, erzählt mehr über dieses Vorhaben und weswegen seiner Ansicht nach «Der Freischütz» alles bietet, was eine Oper haben kann.

Herr Biedermann, am 22. März wird der Opernverein Vaduz zur Premiere der Oper «Der Freischütz» in den Vaduzer Saal laden. Was wird die Besucher erwarten?

Martin Biedermann: Eine romantische Oper mit spektakulärem Bühnenzauber, mit teils dämonischer, dann wiederum volkstümlicher Musik.

Freuen Sie sich bereits auf die Aufführung?

Natürlich ist, wie bei jeder Produktion, die Vorfreude, aber auch die Anspannung riesengross. Schliesslich kann man bei allem Bemühen um bestmögliche Qualität nie voraussehen, wie das aktuelle Stück vom Publikum aufgenommen wird.

Worum geht es eigentlich im «Freischütz»?

«Der Freischütz» ist ein Schicksalsdrama um den Jäger Max, der von dämonischen Mächten heimgesucht wird. Ein Stoff, in dem sich viele Motive spannend verbinden: Liebe und Vertrauen, Aufrichtigkeit und Falschheit. Die eigentliche Hauptrolle hat im «Freischütz» aber der Wald, der für die erhabene, aber vor allem dämonische Natur steht.
Der Stoff geht auf eine Sage aus dem «Gespensterbuch» von August Apel zurück, aus der der Dichter Friedrich Kind das Libretto schrieb. Den tragischen Ausgang der Sage ersetzte er, wohl unter Einfluss Webers, durch ein positives Ende: Sieg des Guten über das Böse.

Weshalb hat sich der Opernverein Vaduz dafür entschieden, gerade dieses Stück aufzuführen?

Bereits seit der Gründung des Opernvereins war «Der Freischütz» ein Thema. Wir wollten schon immer dieses fantastische Werk aufführen. Diese Oper bietet einfach alles, was eine Oper nur haben kann: Hinreissende Musik, die teils an Schumann- oder Schubert-Lieder erinnert, teils Wagnersche Klänge hat. Zudem viele volkstümliche Stellen wie der Chor der «Brautjungfern» oder der «Jägerchor» sowie eine leicht verständliche Story mit vielen gesprochenen Dialogen.

Können Sie schon etwas zur Umsetzung verraten?

Wie schon die vergangenen Opern wird auch «Der Freischütz» traditionell inszeniert. Das heisst, alle Produktionen beim Opernverein Vaduz spielen in der Zeit der Entstehungsgeschichte. Auf vielen Bühnen werden Opern heutzutage modernisiert, was allerdings oft nicht meinem Opernverständnis entspricht.

Wie sieht es mit den Proben aus? Wie oft wird geprobt? Und wo?

Mit dem Chor proben wir seit dem 24. November, mit den Solisten seit 20. Februar. Ab 5. März wird dann praktisch täglich geprobt. Teils finden die Proben im Schulhaus Ebenholz statt, in der Endphase im Vaduzer Saal.

Wie viele Leute sind überhaupt an dieser Produktion beteiligt? Und wofür sind Sie zuständig?

Mit Chor, Orchester, Solisten und weiteren Mitarbeitern sind um die 100 Personen beteiligt. Obwohl die Kulisse bei einem professionellen Bühnenbildner in Auftrag gegeben wurde und die Kostüme gemietet werden können, wird ein grosser Teil der Arbeiten von unseren Vereinsmitgliedern auf freiwilliger Basis übernommen.
Meine Zuständigkeit ist als künstlerischer Leiter gegeben. Des Weiteren umfasst mein Aufgabenbereich die Stückwahl, die Auswahl und Verpflichtung der Solisten und Orchestermusiker sowie die Idee zum Bühnenbild. Es versteht sich, dass ich als Vorsitzender des Vorstands auch organisatorische Aufgaben übernehme.

Dies ist bereits die zehnte Oper, die der Opernverein seit seiner Gründung im Jahr 1997 auf die Bühne bringt. Wie haben sich Ihrer Ansicht nach die Aufführungen des Opernvereins verändert?

Eigentlich hat sich nur wenig verändert, denn die Struktur und die Zielssetzungen sind dieselben geblieben: Seit jeher arbeiten wir mit professionellen Solisten und Musikern sowie Chormitgliedern aus der Region zusammen. Wichtig ist uns auch das Einbinden von Nachwuchskräften aus der Region ? das ist uns bisher bei allen Produktionen gelungen und daran möchten wir auch festhalten.

Welches sind die besonderen Herausforderungen der aktuellen Produktion?

Die grösste Herausforderung ist wohl der immense Schwierigkeitsgrad der Musik.Aber auch die Charakterisierung der einzelnen Figuren und Stimmungen stellen an alle grösste Anforderungen.

Ganz persönlich: Welches ist Ihre Lieblingsoper?

Meine Lieblingsoper ist immer die, die wir aufführen. (lächelt)

Welchen Bezug haben Sie zur Oper? Wie sind Sie zur Oper gekommen?

Ich bin in einer dem Musiktheater verschriebenen Familie aufgewachsen. Mein Vater fungierte 42 Jahre als Vorstandsmitglied der Operettenbühne Vaduz, davon viele Jahre als Präsident. So wurde ich, aber auch meine Geschwister von diesem Metier geprägt und erfasst.
Für mich ist die Kunstform Oper ein Gesamtkunstwerk, das Musik, Gesang und Theater verbindet und dessen Schönheit und Ausdruckskraft durch die Verbindung dieser verschiedenen Komponenten entsteht.

Was wünschen Sie sich für die kommende Produktion?

Natürlich Erfolg.

Persönlich
Martin Biedermann wurde 1952 in Vaduz geboren. Sein musikalischer Werdegang begann als Schüler der Liechtensteinischen Musikschule. Danach studierte er am Landeskonservatorium Innsbruck und erlangte 1982 sein Diplom. Neben seinem Hauptberuf als Lehrer an der Liechtensteinischen Musikschule ist Biedermann als Pianist und Dirigent tätig. 1997 entschloss sich Biedermann, in Liechtenstein das kulturelle Angebot durch die Oper zu erweitern und gründete den Opernverein Vaduz.

Artikel: http://www.vaterland.li/importe/archiv/liewo/alles-was-eine-oper-haben-kann-art-86419

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