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Liechtensteins Chefredaktoren sind die grössten Haudegen

Vaduz FL (sda) Das Fürstentum Liechtenstein erlebt die emotionale Schlussphase eines monatelangen Wahlkampfes. Wenn am 8. Februar das neue Parlament gewählt ist, heisst es auch Ende Feuer für zwei Chefredaktoren. Das «Ländle» kennt zwei grosse Parteien und zwei Tageszeitungen. Die Parteien heissen Fortschrittliche Bürgerpartei (FBP) und Vaterländische Union (VU). Die Zeitungen sind klassische Parteiorgane, jenes der FBP ist das «Liechtensteiner Volksblatt», dasjenige der VU das «Liechtensteiner Vaterland». Wahlkampf in Liechtenstein erinnert irgendwie an Streit unter Verwandten. Je mehr es ins Detail geht, desto verbissener wird gestritten. Die grossen Parteien sind bürgerlicher Provenienz und unterscheiden sich ideologisch nicht voneinander. Wer Recht zu haben glaubt, der drückt seine Meinung durch alle Böden durch. Die globale Finanzkrise, die Krise auf dem heimischen Finanzplatz, das Rauchverbot oder die Schulreform sind Hauptthemen, über die gestritten wird. Eine wichtige Rolle im Wahlkampf spielen die Chefredaktoren der Tageszeitungen. Sie sind die personifizierten Speerspitzen der Parteien. Die Kommentare, die Günther Fritz vom «Liechtensteiner Vaterland» und Tino Quaderer vom «Liechtensteiner Volksblatt» für ihre Parteien in den letzten Monaten in den Computer gehämmert haben, sind ungezählt. Gegen Ende des Wahlkampfes wird die Kadenz nochmals erhöht. Dabei ergibt in der Hitze des Gefechts ein Wort das andere. Ein Kommentar provoziert den nächsten. Aussenstehende mögen ob dem Schnellfeuer bisweilen den Eindruck haben, die Chefredaktoren könnten sich ihre Zeilen der Einfachheit halber gleich hin- und herfaxen, um Platz in den Blättern zu schaffen für anderes als Parteipolitik. Leserinnen und Leser werden nicht nur mit Kommentaren bombardiert, sondern überdies mit Lobpreisungen an die Spitzenkandidaten überhäuft. Spitzenkandidaten sind die Anwärter auf den Posten des Regierungschefs. Sie bewerben sich zwar nicht um einen Sitz im Landtag, werden nach den Wahlen aber vom Parlament in die Regierung gewählt. Kaum ein Tag vergeht, ohne dass der amtierende Regierungschef Otmar Hasler nicht mit Bild im «Liechtensteiner Volksblatt» zu sehen wäre. Vizeregierungschef Klaus Tschütscher, der auf den Chefsessel möchte, erscheint mit der gleichen monotonen Regelmässigkeit im «Liechtensteiner Vaterland». Die dritte Partei im Fürstentum, die grün-alternative Freie Liste (FL), verfügt über keine Tageszeitung als Plattform und hat es schwerer, sich im Gebrüll der Grossen Gehör zu verschaffen. Die Kleinpartei kandidiert erstmals für die Regierung. Vor dem Fürst sind alle gleich: Ob die FL an ihren Wahlerfolg vor vier Jahren anknüpfen kann, ist fraglich. Ihre offene Haltung gegenüber dem Ausland in Sachen Steuerkooperation wird ihr schwer übel genommen. Des Landesverrats wird sie unterschwellig bezichtigt. Die Partei ziehe das Land «in den Dreck», wurde ihr in einem anonymen Zeitungsinserat vorgeworfen. Die grossen Parteien werden nach den Wahlen erneut koalieren und vier Jahre gemeinsam regieren. Alle werden sich mehr oder weniger arrangieren, zum Wohle des kleinen Landes. Das war früher schon so. Denn ob sie nun der einen oder der anderen Partei angehören: vor dem Fürstenhaus sind letztlich alle gleich.
 

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