Vergnügliche Stunden mit Gunkl?schem Weltbild
Vaduz. – Man beschreibt ihn als «analytischen Schnelldenker» – eine Charakteristik, die ihm nicht ganz gerecht wird. Was er an dieser ersten Vorstellung der laufenden Saison ins Publikum katapultierte, war unglaublich schnell gesprochener Wortwitz, psychologisch verbrämte Beziehungsfloskeln, eine erzählerische Körpersprache und Geschichten von persönlichen Erlebnissen.
Da war die Geschichte mit Gabi und Franz. Es waren Freunde, die wegzogen und die Gunkl verloren glaubte. Auch die Versicherungen, man würde in Kontakt bleiben, haben ihn über diesen Verlust nicht hinwegtäuschen können. Sein Freund Michael ist ihm aber geblieben und er ist der nächste wichtige Mensch. Doch die beiden trennen Welten. Michael ist der Mann der klaren Linien, er will immer alles ganz genau wissen und grübelt emotionalen Empfindungen nach. In seiner riesigen geerbten Wohnung zieht er dann auch immer mal wieder um, weil er ausprobieren will, wie man sich in den einzelnen Räumen fühlt So ist er einmal ins hintere Zimmer gezogen, hat dort ohne Bad gehaust, das Wasser im Eimer aus der Küche geholt und erlebt, wie das mit dem «Klo am Gang» ist. So hat er Tausenden Gastarbeitern (light), die in billigen Vorstadtwohnungen früher oder auch noch heute leben, nachfühlen können.
Mit kaum zu überbietender Komik erzählt Gunkl eine andere Geschichte, die zeigt, dass Klugheit nicht unbedingt zur Macht gehört. Es sei zur Zeit Gustav Adolfs II von Schweden gewesen, als dieser leicht grössenwahnsinnige Herrscher (vielleicht lag das am Namen?) ein Kriegsschiff in Auftrag gegeben hat. Die «Wasa» (wie das Knäckebrot) sollte zwei Reihen von dicken Kanonen haben. Doch das Freibord eines Schiffes ist begrenzt und so wurde die untere Reihe der Geschütze knapp über dem Wasser in entsprechenden Löchern eingesetzt. Fazit: Das Schiff ist trotz Jubel und Fähnchenschwenken beim Stapellauf abgesoffen. Es war eine richtige «Brezen», wie Gunkl sagte, und fügte zum allgemeinen Verständnis noch «a Scheisserle» hinzu.
Mit Sigmund Freud und dessen Sexverständnis rechnete der ironisch-witzige Analytiker mit wortgewaltigen und schnell prasselnden Pointen ebenfalls ab. Gegen Ende seiner von überwältigender Bühnenpräsenz geprägten Vorstellung erzählte er noch, dass der gradlinige, immer Recht habende Michael, der deshalb ausser ihm keine Freunde hatte, durch Zufall endlich die vollkommene Frau gefunden hat. Es war eine wunderschöne Erscheinung, und Gunkl meinte, wenn er hätte malen können und sie gemalt hätte, würde man um dieses Bild ein Museum bauen. Sie duftete unter anderem nach Pferd, denn sie war Reitlehrerin. Michael ist da zum ersten Mal weich geworden. Beide, Gunkl und er, hätten dann Reitstunde genommen, aber Michael sei kein guter Reiter gewesen. «Und», so grinste der Erzähler, es sei dann wirklich nicht schön gewesen.
Tosender Beifall war der Lohn für diese Vorstellung. Lächelnde Gesichter und der Versuch, alles möglichst richtig zu verarbeiten, konnte man dem scheidenden Publikum anmerken. (ct)
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