Quellrock Open Air trotzte Regen und Kälte
Bad Ragaz. – Pünktlich zum Start des Open Airs lichtete sich der Himmel über dem St. Galler Kurort und die zahlreichen Festivalbesucher durften sich sogar an ein paar wenigen Sonnenstrahlen und blauem Himmel erfreuen. Das ist wohl auch der Grund, weshalb sich viele Musikbegeisterte noch kurzfristig zu einem Besuch am Freitagabend entschlossen haben. Der Ansturm an der Abendkasse war dann auch gross und die Shuttlebusse pausenlos im Einsatz.
Pünktlich um 18.30 Uhr fiel mit Mouthbeatz der musikalische Startschuss. Die Jungs aus der Region überzeugten mit der hohen Kunst des Beatboxens und unterhielten die ersten Gäste vor der Bühne ganz ohne Instrumente. Mit Walliser Power rockte anschliessend Stefanie Heinzmann den Bad Ragazer Freudenberg. Jung, frisch, spritzig und voller Freude zog die letztjährige Echogewinnerin das Publikum in ihren Bann. Zum Abschluss ihres Auftrittes animierte sie das Publikum und sorgte für einen riesigen Chor vor der Bühne. Immer noch schweizerisch, aber etwas ruhiger, vermochte anschliessend «Da-da ante Portas» zu begeistern. Die vier Berner überzeugten mit emotionalen Beats unter feinem Rockeinfluss. Für einen tanzenden, lauten und romanischen Abschluss des ersten Festivaltages waren die Jungs von Liricas Analas verantwortlich. Die Vertreter der vierten Landessprache verstanden es, während neunzig Minuten Hip Hop und Disco Rap zu vereinen. Wer noch immer nicht genug Musik auf den Ohren hatte, verzog sich anschliessend in eine der beiden Open Air Bars oder genoss Livemusik von «The Straights» im Festzelt.
Regnerischer Start in den Samstag
Für die zahlreichen Campierer auf dem Zeltplatz war es ein feuchtes Erwachen am Samstagmorgen. Dies vermochte aber der guten Stimmung keinen Abbruch zu tun. Im Gegenteil. Weitere Besucher fanden sich auf dem Zeltplatz ein und errichteten sich ihr temporäres Zuhause. Pünktlich zum Start in den zweiten Open Air Tag lichtete sich der Himmel und der Regen liess nach. Amerikan Beauty konnte bereits vor einer würdigen Publikumskulisse auftreten und den Samstag musikalisch eröffnen. Die Temperaturen liessen nach, die Stimmung dagegen stieg an. Der Auftritt von Zibblingz lockte noch mehr Publikum vor die Bühne. Nicht minder rockig war der Auftritt von Redwood. «Das war das Beste, was ich meinen 15 Quellrock-Jahren auf dem Freudenberg gesehen und gehört habe», gab ein völlig durchnässter, aber überglücklicher Besucher bekannt und verschwand Richtung Ausgang.
Schweizer Musikgeschichte
Punkt 22 Uhr war es in Bad Ragaz soweit. Bei meteorologischen 9°C stand das schweizweit exklusive Konzert vom Swiss Rock Roulette auf dem Programm. Reto Burell und seine Band figurierten als Gastgeber und die ganz Grossen der Schweizer Musikszene liessen sich nicht zweimal bitten. Nach den ersten zwei Songs von Burell und seiner Band wurde der bekannte SF Moderator Ueli Schmetzer auf die Bühne gebeten. Was dann folgte, war nicht nur einmalig in der Schweiz, sondern ein Musikgenuss, bei welchem ein Hitsong den nächsten ablöste. Während des Songs «Why» von Sängerin Kisha waren bereits alle Gäste vor der Bühne am Mitsingen. Heidi Happy, Coal und Chris Wicky verstanden es ebenfalls, das Publikum bei Laune zu halten und zum Mitsingen und Tanzen zu bewegen. Dann folgte eine Musiklegende zum krönenden Abschluss: Hanery Amman liess es sich nicht nehmen und setzte sich ans eigens für ihn angeschaffte Keyboard.
Die Ehre, das diesjährige Quellrock Open Air auf der Hauptbühne abzuschliessen gebührte den Berner Wurzel 5 & Friends. Auf ihrer Abschiedstournee gastierten sie als letzte Band und vermochten nochmals die Stimmung – bei mittlerweile wieder trockenen Witterungsbedingungen – aufzuheizen. Eidofun sorgte im Festzelt für den musikalischen Ausklang bis in die frühen Morgenstunden.
Positives Fazit
Die Schafskälte machte mit ein paar Tagen Verspätung ihrem Namen alle Ehre. Unter Berücksichtigung des schlechten Wetters kann das Organisationskomitee aber eine positive Bilanz ziehen. «Wir haben am Freitagmorgen nicht wirklich mit einem erfolgreichen Festival gerechnet. Nun dürfen wir aber zufrieden sein – vor allem in Anbetracht des schlechten Wetters», gibt OK Präsident Andy Hartmann am Sonntagmorgen bekannt. Da der Regen am Freitagnachmittag nachliess, haben sich offenbar viele Gäste noch spontan entschlossen, das Festival zu besuchen. Total haben rund 2600 Personen den Weg auf den Bad Ragazer Freudenberg gefunden. «Wir mussten des Wetters wegen einen Umsatzeinbruch im Catering hinnehmen» erklärt Cateringchef Nevada Hermatschweiler die Auswirkungen der kühlen Temperaturen. Trotz einer vorsichtigen Budgetierung muss mit grösster Wahrscheinlichkeit ein Verlust verbucht werden. «Eine schwarze Null wäre das Ziel gewesen. Aber aufgrund der ersten Abrechnungen müssen wir leider von einem Verlust ausgehen. Vor allem folgen noch die Landschäden, welche durch den Schlamm entstanden sind. Auch diese kosten wieder Geld, welches nicht in diesem Ausmass budgetiert war», analysiert Hartmann das Festival. Genaue Zahlen könne man allerdings erst in ein paar Wochen präsentieren. Nachdem bereits das Festival vor einem Jahr unter dem starken Regen leiden musste, ist das ein finanzieller Rückschlag für die Organisatoren. Gemäss Aussagen der Verantwortlichen habe man aber für solche Fälle Reserven gebildet. Einem Fortbestand des Festivals kann dies also keinen Abbruch tun.
Bewährtes Zeltplatzkonzept
In Zusammenarbeit mit der Ortsgemeinde Bad Ragaz, welche die Eigentümerin der Burgruine ist, ist in diesem Jahr ein neues Zeltplatzkonzept eingeführt worden. Mit einer Depotgebühr wurden die Gäste zur Mithilfe bei der Abfallbeseitigung bewogen. Das Konzept zeigte die gewünschte Wirkung. Die Zerstreuung des Abfalls konnte massiv reduziert werden und der Zeltplatz war bereits am Sonntagmittag vom grössten Müll befreit. (pd)