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Kritische Stimmen aus dem Volk

Eine sehr erhebende Veranstaltung habe ich am 8. Februar 1973 besucht. Die Spitzen des Landtags, der Regierung und der Gemeinden sowie Fürst Franz Josef II. habe ich in der Aula der Volksschule ausmachen können, die bis auf den letzten Platz gefüllt war.

Sie alle wollten der Gründung einer Institution beiwohnen, die es sich insbesondere zum Ziel gesetzt hat, das nötige Verständnis für die Umweltprobleme zu schaffen – der Liechtensteinischen Gesellschaft für Umweltschutz. Denn manch einer hat festgestellt, dass die Menschen im Regelfall erst dann von ihren liebgewonnenen Gewohnheiten abzubringen sind, wenn sie den Schaden, den sie dadurch verursachen, auch selber spüren.

Den Initianten war ihr Enthusiasmus, sich für eine gute, zukunftsweisende Sache einzusetzen, förmlich anzusehen. Und auch die anwesende Menschenmasse trug zu einer positiven Stimmung bei. Nun sollte es aufwärts gehen mit dem Natur- beziehungsweise Umweltschutz. Dass es keine leichte Aufgabe werden wird, war allen bewusst. «Es ist uns bekannt, wie mühsam der Weg für einschneidende Massnahmen in einem demokratischen Staatswesen ist, wenn Interessenkonflikte unvermeidlich sind», sagte der frischgebackene LGU-Vizepräsident Otto Hasler in seinem Schlusswort. «Umweltschutz ist teuer und er wird illusorisch, wenn wir nicht bereit sind, dafür zu bezahlen.»

Kritische Stimmen gab es denn auch aus der zweiten Reihe. Ich habe mich an dieser Veranstaltung unter anderen mit dem Bürodiener Theobald unterhalten, der sich später in der Zeitung über die «Umweltschützler» ausgelassen hat. Vor allem bemängelte er, dass die Jugend, um die es angeblich gehe, in den oberen Gremien gar nicht vertreten war. «Das Establishment hat sich auch der Umweltmode angenommen, aufdass ja niemand sonst auf die Idee kommen könnte, an alten Gebräuchen zu rütteln», sagte Theobald. «Umwelt schützen heisst nämlich in erster Linie verzichten, und wer von den Herrschaften will in erster Linie verzichten», fragte er rhetorisch. Er befürchtete, dass die LGU einzig eine Alibifunktion übernehmen soll. Nun gibt es den Theobald nicht mehr und ich frage mich manchmal, was er denn knapp 40 Jahre nach der Gründung zur Entwicklung sagen würde. (rb)

 

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