Immer mehr FL-Jugendliche wollen auf die Bühne
Von Janine Köpfli
Schaan. – «Wir sind keine Talentschmiede!», betonen Beatrice Brunhart-Risch und Susanne Fretz Bühler, die Leiterinnen des jungen Theaters Liechtenstein. Das heisst aber natürlich nicht, dass sie sich nicht freuen, wenn talentierte junge Menschen bei ihnen anklopfen und Bühnenluft schnuppern wollen.
Und das sind nicht wenige, im Gegenteil, es werden immer mehr. In der vergangenen Spielzeit haben rund 300 Darstellerinnen und Darsteller bei den Produktionen des jungen Theaters mitgewirkt. Sehr viele Kinder im Alter von 6 bis 9 Jahren wollen Theater spielen, aber auch zahlreiche Teenager wirken in den Theatergruppen U17 und U21 mit. Der Einstieg ist immer möglich, sagt Beatrice Brunhart-Risch. Wer regelmässig zu den Proben kommt und fähig ist, sich in eine Gruppe zu integrieren oder dies noch lernen will, ist willkommen. «Wir arbeiten nicht leistungsorientiert. Wir motivieren die Jugendlichen mit theaterpädagogischen Spielen. Dabei erlernen sie die Grundlagen sehr schnell, ohne es überhaupt zu merken.»
Einige Menschen wollen auf die Bühne, um sich zu präsentieren, um zu zeigen, was sie können und um damit Selbstbewusstsein zu erlangen, weiss die Theaterpädagogin. «Am Ende geht es aber immer um das Spielen, die Spielfreude bleibt der wichtigste Motor, der uns die Möglichkeit gibt, Gefühle auszudrücken.» Gefühle, die im Teenageralter oft verrückt spielen und schwer zu deuten sind. In Theaterprojekten können die Jugendlichen ihre Sorgen, Probleme und Gedanken thematisieren. In der aktuellen U21-Produktion «Move» geht es beispielsweise um neue Medien und wie Menschen mit ihnen umgehen und umgehen sollen. «Dabei wird jede Probe zum Erlebnis», sagt Beatrice Brunhart-Risch. Dies sei ein wichtiger Grundsatz, und «unsere Grundsätze sind uns heilig».
Jeder bekommt eine zweite Chance
Theaterpädagogik sei ein ganzheitliches Erziehungsprogramm, das klaren Regeln unterworfen ist. Gruppendynamik spiele dabei eine grosse Rolle. «Jeder Teilnehmer und jede Teilnehmerin muss die anderen Mitglieder als Spielpartner akzeptieren – ohne Wenn und Aber», sagt Susanne Fretz Bühler. Es gibt auch im Theater «schwierige Jugendliche». Die Leiterinnen des jungen Theaters können ein Lied davon singen. Es sei nicht immer einfach, die Regeln durchzusetzen und den Teamgeist zu entflammen. «Oft arbeiten wir hart daran, aber es ist unabdingbar, denn nur wenn wir auch hinter der Bühne ein Team sind, können wir auf der Bühne das Beste geben.» Wer sich nicht an die Regeln hält, bekommt normalerweise eine zweite Chance. «Aber wir scheuen auch nicht davor zurück, einem Jugendlichen eine Auszeit zu geben, denn das Wohl des Einzelnen muss hinter dem Wohl der Gruppe stehen.»
Längst haben zahlreiche Studien bewiesen, dass, wer Theater spielt, fürs Leben lernt und von Fähigkeiten profitiert, die in der Schule oder im Beruf nützlich sein können. Beim jungen Theater Liechtenstein stehen diese Vorteile jedoch nicht im Vordergrund. Ganz bewusst würden Schule oder Beruf von der Theaterprobe getrennt. «Unsere Mitglieder kommen zu uns, um durch das Theater, das Training und die Übungen dem Alltag zu entfliehen und für einen kurzen Moment den Fokus ganz weg von den alltäglichen Problemen zu lenken», sagt Beatrice Brunhart-Risch.
Das junge Theater Liechtenstein ist seit einigen Monaten in der ehemaligen Druckerei an der Zollstrasse in Schaan untergebracht. Die sogenannte Probebühne bietet Kindern und Jugendlichen viel Raum, sich zu entfalten.
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Dossier: Junge Perspektiven
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