Die Muttersprache als starke Grundlage
Eltern mit einem Immigrationshintergrund sollen mit ihren Kindern in Deutsch und nicht in der Muttersprache kommunizieren, damit ihre Schützlinge die Zweitsprache schneller beherrschen. Diese Empfehlung kommt wahrscheinlich vielen bekannt vor. Die beiden Referenten der achten Integrationstagung der Stiftung Mintegra sowie viele Besucher sind da aber anderer Meinung – und das mit gutem Grund, wie sie heute Vormittag mit viel Witz und Charme im bzb Buchs schilderten.
Mehrsprachige Erziehung
Der Referent Raffaele De Rosa, Sprachwissenschaftler und Buchautor aus Schaffhausen konnte aus der Perspektive eines Vaters mit italienischen Wurzeln erzählen. Er und seine Frau entschieden sich entgegen der allgemeinen Empfehlung für eine mehrsprachige Erziehung. Jede erwachsene Person im Haushalt De Rosa sprach mit den Kindern eine andere Sprache. Dies führte dazu, dass seine Söhne heute sowohl italienisch, als auch sehr gut deutsch und schweizerdeutsch sprechen können. «Hätte ich damals auf die Lehrer gehört, könnten sich meine Jungs heute nicht mit ihrer Nonna unterhalten», erklärt Raffaele De Rosa.
Bedeutung der Erstsprache
Auch Referentin Svetlana Frick, Lehrerin für Deutsch als Zweit- und Fremdsprache, aus Balzers hat die Erfahrung gemacht, dass es sinnvoller ist, wenn Kinder zuerst ihre Erstsprache beherrschen, bevor sie eine Zweitsprache lernen. «Die Erstsprache stellt eine starke Grundlage für den Erwerb der Zweit- und Fremdsprachen dar», so Svetlana Frick, welche in Serbien aufgewachsen ist. Die eigene Sprache verbinde einem nämlich mit der Herkunft und der Familie, was sich positiv auf die Identitätsbildung auswirke und das Selbstvertrauen stärke.