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Angela Buddecke ? ein kabarettistisches Multitalent

Für ihr am Freitag im Schlösslekeller inszeniertes Programm «Ausgekoppelt» erntete die Kabarettistin Angela Buddecke Lachsalven und begeisterten Zuspruch.

Die Künstlerin war neben Auftritten in Deutschland, Österreich und der Schweiz bereits 2005 und 2007 im Schlösslekeller zu sehen. Sie hat sich wegen ihres Talents und ihrer einzigartigen Vielseitigkeit einen Namen unter den Freunden der sogenannten Kleinkunst gemacht. Entsprechend war die Begrüssung seitens Silvia Tiefenthalers, der Repräsentantin des Hauses, wie auch seitens der Besucher, die bedauerlicherweise zahlenmässig geringer als früher waren.

Mit Temperament und Charme
 
Angela Buddecke stammt aus Deutschland, betrachtet aber die Schweiz als ihre zweite Heimat. Den Grundstein dazu legte eine Ferienreise der ganzen Familie per Eisenbahn aus dem deutschen Tiefland in die verschneiten Berge, was sie umwerfend komisch darstellte und wozu der Vater bemerkte: « Wer Urlaub braucht, hat den falschen Beruf.» Danach folgten Schlag auf Schlag Proben ihres Könnens. Zum Beispiel sei sie als blutjunge Schauspielerin ans Kölner Theater gekommen, wo sie aber mehr hinter als auf der Bühne zu gebrauchen gewesen sei. Ihr damit verbundener  Vortrag eines ironischen Liedes von Georg Kreisler stellte sie dagegen als dynamische «Troubadourin» und sicher und keck auf dem Klavier jonglierende Pianistin vor.
 
Buddecke liebt es, zu provozieren, ihre satirischen Sprechnummern brachten es auf den Punkt, beispielsweise mit den Worten: «Ich liebe Pausen – weg vom Ereignis – hin zum Event.» Wiederholte Male wurden private Frauenthemen angesprochen. Nach charmantem Durchleuchten des Publikums hiess es: «Ich mag Frauen – mit Geschmack – Ausstrahlung – Geld.» Ihr anschliessendes Lied, bei dessen Vortrag sie sich schwungvoll am Klavier begleitete, vollkommen zu den Gästen gerichtet sass und die Pedale mit dem linken Fuss bediente, hinterfragte mit giftigem Unterton das Miteinander-Schlafen. Kommentarlos – dazu bitter und zynisch zugleich – deklamierte sie danach den Traum einer Frau: «Mein Mann will mich wirklich verlassen – Gott sei Dank! – gespanntes Zuschauen bei seinem Kofferpacken – sein Abschiedsbrief: lächerlich! – und schliesslich ihr enttäuschtes Erwachen aus dem schönen Traum.»
 
Die Künstlerin entwickelte aus ihrem schauspielerischen, pianistischen und gesanglichen Können kabarettistische Glanznummern, wie etwa die Karikatur einer Konzertpianistin, deren Darbietungen eher wie Erschöpfungszustände und Phantasie-Gymnastik als eine Beethoven-Interpretation anmutete. Buddeckes «gemeinsames Übernachten in einem Hotel mit einem Fernseher» nahm das willkürliche Schalten von einem Quatsch zum anderen kräftig aufs Korn. Mimische Meisterschaft sprach aus hexenhaften und teuflischen Grimassen, die so grässlich waren, dass die Rückkehr zu ihrem schönen Aussehen wie ein Wunder schien. Als Komikerin par excellence spielte sie eine Sängerin, die ohne Sprachkenntnisse als «hinreissender Spatz von Paris» debütierte. Die Doppeldeutigkeit ihrer Aussagen kam unter  anderem in dem scharfzüngigen Lied  «Der Tag wird kommen, wo die Kälber auf dem Dach stehen» zum Ausdruck.
 
Buddeckes Gastspiel war also auf Spass, Lachen und Unterhaltung angelegt, hatte aber dank ihrer kritischen Aussagen, der fundierten Vielseitigkeit und der künstlerischen Geschlossenheit Niveau und dürfte deswegen  von nachhaltiger Wirkung sein. (hfh)

Artikel: http://www.vaterland.li/importe/archiv/kultur/angela-buddecke-ein-kabarettistisches-multitalent-art-67429

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