Zwei Schwestern machen Lebensfreude sichtbar
Kunstliebhaber haben die handgefertigten, lebensgrossen Unikate der Künstlerinnen Franziska und Mercedes Welte schon längst für sich entdeckt. In ihrer Werkstatt in Feldkirch erschaffen die beiden ambitionierten Vorarlbergerinnen filigrane, metallene und farbintensive Skulpturen.
Feldkirch. - Wie frech die Lust auf Leben inszeniert werden kann, wird einem gleich klar, wenn man die Räumlichkeiten der Künstlerinnen Franziska und Mercedes Welte in Feldkirch betritt. Überall stehen grosse und kleine Figuren in bunten Farben und sinnlichen Positionen, dazwischen angefangene und halbfertige Eisengestelle. Bunte Farbtöpfe und andere Materialien säumen die Regale, dazwischen die strahlenden Schwestern. Auch ihnen ist die Lust am Leben auf den ersten Blick anzusehen. Kein Wunder also, dass die temperamentvollen Künstlerinnen anmutende Kunstwerke voller Lebensfreude erschaffen. Sie bestechen bereits auf den ersten Blick durch Materialvielfalt, Farbintensität und das Zusammenspiel von Sinnlichkeit und Kraft.
Der Anfang der «Nonos» war eher simpel, denn die Figuren bestanden ursprünglich nur aus Draht und Papier. In ihrer schlanken Silhouette erschienen sie fast wie die berühmten Skulpturen des Schweizer Bildhauers Alberto Giacometti. Während Franziska Welte mit ihrer Kenntnis im Bereich des künstlerischen Handwerks das Grundgerüst erschuf, wurde dieses von Schwester Mercedes durch die Hinzugabe von Farbe vollendet. Als sich zeigte, welche beeindruckende Auswirkung dies auf die Figuren hatte, war die Idee der «Nonos» geboren. Sechs Monate später erhielten die Künstler-Schwestern bereits den Westallgäuer Kunstpreis und die Reise begann.
«Die Figuren entstanden zuerst als spontane Inspiration, aus einer Laune heraus», beschreibt Franziska Welte den Start. «Aus unserem Umfeld kam überraschend schnell eine positive Resonanz, die sich enorm auf unsere gestalterischen Visionen auswirkte und im Handumdrehen ergaben sich Ausstellungen im In- und Ausland.» Schon in den ersten Jahren konnten die Künstlerinnen bereits eine umfangreiche internationale Ausstellungsliste vorweisen, die ihre Kunstwerke in die international arbeitende LDXArtodrome Gallery nach Berlin und auf die «Art Palm Beach», eine der wichtigsten Kunstmessen Floridas, brachte. Dazwischen waren die Skulpturen in Wien, Barcelona, Malta, Shanghai, Taipeh, Amsterdam und bis nach New York zu sehen. Trotzdem kam der wirkliche Durchbruch zum heutigen Erfolg nicht über Nacht. «Der Weg war beschwerlich und hat uns viel Geduld und Durchhaltevermögen abverlangt», erinnert sich Mercedes Welte. «Wir waren natürlich vom ersten Tag an von unseren «Nonos» überzeugt und fühlten uns von einem starken inneren Drang angetrieben. Dazu gehört natürlich auch eine anständige Portion Motivation und jede Menge Mut ? das darf nicht unterschätzt werden.»
Die Vorarlberger Schwestern leben für ihre Kunst, auch wenn in ihrem Privatleben mit vier mittlerweile fast erwachsenen Kindern so einiges los ist. Davon gehören drei Kinder im Alter von 12, 18 und 19 Jahren zu Franziska Welte (46 Jahre) und eines im Alter von 16 Jahren zu Schwester Franziska (44 Jahre). Kinder, Kunst, Arbeit und das Leben unter einen Hut zu bringen, bedeutet für beide Verzicht auf Luxus und Ausschweifer. Dafür sind sie stets mit Überzeugung bei der Arbeit. Franziska Welte: «Der Beruf bildet einen grossen Teil unseres gemeinsamen Lebens. Er ist unser Hobby und beinhaltet das, was uns beide so eng verbindet ? Visionen, Ideen und Kreativität. Unser gesamtes Wirken macht uns zufrieden und glücklich und das strahlen auch unsere Figuren aus.»
So entstehen mit viel Freude, aber auch in mühevoller Hand- und Kleinarbeit die zarten und doch massiven Skulpturen. Sie bestechen sichtbar durch Materialvielfalt, Farbintensität und das Zusammenspiel von Sinnlichkeit und Kraft. Mercedes Welte: «Für die Unterbau-Herstellung der grossen Skulpturen verwenden wir Metall und Kunststoff. Das Gerüst wird anschliessend mit Fiberglas und Epoxidharz ummantelt und schliesslich mit lichtechten Pigmenten übergossen. Durch die Verwendung dieses besonderen Materials ? es ist kälte-, wärme- und hitzebeständig ? sind die Figuren gegen jedes Wetter geschützt und damit nicht nur für den Indoor-, sondern auch für den Outdoorbereich geeignet.» Dass die «Nonos»-Figuren auffallend sind, muss nicht gesagt werden. Mit einer Grösse zwischen 0,20 und 2,80 Metern Höhe sind sie als Blickfang auf vorspringenden Dächern zu sehen, auf Terrassen, in öffentlichen und privaten Gartenanlagen und sogar in so manchem Pool oder Teich. Gestalterisch wirken sie an Hauswänden wie auch in einer angeordneten Gruppe in Foyers. In ihrer positiven Kunstform drücken sie an jedem Ort leidenschaftliche Erotik und eine leichte Form der Bewegung aus. Durch ihre filigrane Optik schränken sie weder den Blick in die Ferne ein noch versperren sie den Weg.
Wie auch die «Nonos»-Figuren in ihrer jeweiligen Inszenierung wirken, leben auch die beiden Künstlerinnen Mercedes und Franziska Welte eine Portion Verrücktheit, um in der Kunstszene wahrgenommen zu werden. Franziska Welte: «Kunstperformance ist eine langwierige Entwicklung, ein Prozess der Selbstdarstellung und Verwirklichung. Vor allem aber ist es ein guter Weg, die eigene Kunst einer breiten Öffentlichkeit näherzubringen.» Und das erledigen die beiden ambitionierten Vorarlbergerinnen mit Bravour ? auf dem Boden in diversen nationalen oder internationalen Ausstellungen und Events oder auch spektakulär in der Luft, wie zum Beispiel der «Kunstflug» im letzten Jahr. Mercedes Welte (lacht): «Der war wirklich etwas ganz Besonderes. Wir flogen mit zwei Skulpturen von Altenrhein in der Schweiz nach Wien auf unsere «Nonos»-Wien-Premiere Red Night im Design Tower in Wien. Den Flug, der natürlich auch von anderen Passagieren gebucht war, nahmen wir zum Anlass, eine noch nie dagewesene Kunstperformance zu realisieren: Die Vernissage «Kunstobjekte als Passagiere» in 12'000 Metern Höhe wurde begeistert aufgenommen. Ein toller Erfolg!» Ebenso erfolgreich war die darauf folgende «Nonos Red Night» mit Gästen wie Moderatorin Claudia Stöckel und Modedesigner La Hong. Die beiden Skulpturen Lady Rose und Sara wurden bei der Aussichtsplattform des Wiener Donauturms installiert und werden dort einem internationalem Publikum präsentiert.
Was der Name Nonos genau bedeutet, wird zum Abschluss des Gespräches jedoch nicht verraten. Der Name sei striktes Geheimnis, beteuern die Schwestern wie aus einem Mund. «Nur so viel», sagt Mercedes Welte lächelnd, «er muss auf der ganzen Welt aussprechbar sein.» Und das sollte er auch, weil die Skulpturen bereits nach Übersee und Asien verschickt werden. Einen Trennungsschmerz verspüren die Künstlerinnen nicht, wenn mal wieder eine Figur den Hof des Ateliers verlässt. «Unsere Kunden lieben die Skulpturen und deswegen geben wir sie gerne her. Uns ist nämlich sehr wichtig, dass man ihnen einen besonders schönen Platz zukommen lässt.» (jj)