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Suche nach geschichts­trächtigen Begegnungen

Mit seinen Dokumentarfilmen über Schwingerkönig Jörg Abderhalden oder Clownin Gardi Hutter machte er von sich reden. Sein grösstes Interesse gehört jedoch den einfachen Geschichten aus dem Leben. Geschichten, die der Rheintaler Filmemacher Kuno Bont mit viel Liebe und Leidenschaft wiedergibt.

Der Tukan ist nicht nur der Vogel mit dem bunten Riesenschnabel, sondern auch der Namensgeber einer kleinen Filmproduktionsfirma mit Sitz im Sankt Gallischen Werdenberg. Die Tukan Film Productions Werden­berg GmbH ist jedoch nicht nach dem auffallenden Federvieh benannt, weil ihr Besitzer etwa ein Mann mit ebenso auffallend grossem Schnabel wäre. Nein, Kuno Bont ist bestimmt kein Mann der lauten Töne und grossen Sprüche. Für den 60-Jährigen ist der Tukan vielmehr deswegen interessant, da er seit den Dreissigerjahren das Markenzei­chen des Guinness-Bieres ist und somit als Teil irischen Lebensgefühls figuriert. Und Irland wiederum ist so etwas wie die zweite Heimat des Rheintalers Bont. Dort, in einem kleinen Fischerhüttchen auf der grünen Insel, findet er eine seiner beiden Inspirationsorte. Der zweite ist Werdenberg, die kleinste Stadt der Schweiz. Malerisch, ja fast schon einer Filmkulisse gleich und dementsprechend ideal für den Geist eines Filme­machers, sind freilich beide dieser un­scheinbaren Flecken auf der Weltkar­te.

Spürbare Kreativität

Seit mittlerweile 15 Jahren lebt Bont mit seiner Frau, der Keramikerin Bernarda Mattle, in seinem «Städli-Huus» in Wer­den­berg. Die Kreativität ist zwischen den alten Gemäuern förmlich spürbar. Dass Bont eines Tages einmal einer dieser «kreativen Köpfe» werden würde, war für ihn schon von Kindsbeinen an klar. So hat es dem jungen Kuno die Super-8-Kamera seines Vaters besonders angetan. «Eigentlich wollte ich Schauspieler werden», erinnert sich Bont. Auf Drän­gen seines Vaters, doch erst mal einen «richtigen Beruf» zu erlernen, absolvierte er zuerst eine Lehre bei der Gemein­de. Später wurde aus Bont ein Gemein­de­ammann, Journalist, Politiker und vor seinem Schritt in die filmische Selbst­ständigkeit Chefredaktor der Regio­nal­zeitung «Werdenberger & Obertog­gen­bur­ger». Die Kultur im Allgemeinen und der Film im Besonderen begleiteten Bont über all die Jahre. So hat er sich bereits seit seiner journalistischen Tätig­keit intensiv mit der Filmerei befasst. Eine Leidenschaft, die ihm mit seinem ersten Vollprojekt – einem Film über «Die Rhein­holzer» – gleich den St. Gal­ler Kulturpreis und den Ostschweizer Radio- und Fernsehpreis eingebracht hatte.
Um Preise und Anerkennung geht es Bont jedoch nicht. «Mich faszinieren seit jeher die Begegnungen mit Menschen», sagt der Filmemacher. So ist es denn auch nur logisch, dass sich Bont vornehmlich der Dokumentarfilmerei verschrieben hat. Und sein Output lässt sich sehen. «Seit ich als freischaffender Filmemacher tätig bin, habe ich jedes Jahr mindestens einen Film herausgebracht», sagt Bont. Darunter sind ebenso erfolgreiche wie sehenswerte Werke wie «Bal a l’üna» (2008) oder das filmische Porträt «Gardi – Die Unendlichkeit des Spiels» über die Clownin Gardi Hutter. Nicht zuletzt aufgrund dieses Arbeits­eifers könne er, der nie eine Filmhoch­schule besucht habe, mittlerweile aus einem grossen Erfahrungsschatz schöpfen. «Aber natürlich habe ich auch jede Menge Lehrgeld bezahlt», fügt Bont hinzu. Er denke da zum Beispiel an die vielen gescheiterten Subventionsver­hand­lun­gen mit den (Film-)Behörden. Unterkriegen liess er sich ob solcher Rückschläge indes nie. «Ich gebe nicht so schnell auf. Das liegt wohl in meinem Naturell», sagt er lachend.

Sein eigener Herr

Der Durchhaltewillen hat sich gelohnt. Immerhin kann Bond mittlerweile eine funktionierende Filmproduktionsfirma sein Eigen nennen und tritt somit nicht nur als Regisseur, sondern auch als Produzent und Filmverleiher in Er­schei­nung. Zudem ist er ebenfalls zum gefragten Musical- und Theaterregisseur avanciert.
Ein Mangel an Inspiration obschon solch mehrgleisiger Aufgaben ist bei Bont derweil nicht auszumachen. Mit sichtbarer Begeisterung erzählt er von seinen Zukunftsprojekten. Zum einen schwebt ihm eine Dokumentation zum Thema «Mutterliebe bei Strafgefangenen» vor. Zum anderen möchte er ein Familien­schicksal erzählen, das vor Jahren die Region bewegt hatte – für einmal in Spielfilmform.

Erfahrungen weitergeben

Aktuell arbeitet Bont an einer Musical­inszenierung, die noch diesen Herbst auf Schloss Werdenberg aufgeführt werden soll. «Es wird eine poetische Geschichte über ein Findelkind», verrät er. Und ganz seiner Philosophie entsprechend werden bei der Erarbeitung den erfahrenen Vertretern in Bereichen wie Kostüm, Maske, Licht und selbstverständlich Regie, junge, aufstrebende Kräfte zur Seite gestellt, die so in Form eines Workshops Erfahrungen sammeln können. Denn für Bont ist der Erfahrungs­austausch von zentraler Bedeutung. Oder wie er es sagt: «Der Transfer von den grauen Profis zu den jungen Talenten muss fliessen.» (fb)

 
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