Ruben Conde Gil liebt und lebt den Rap
Von Berufs wegen ist Ruben Conde Gil Steinwerker, aus Leidenschaft Rapper ? mit zunehmendem Erfolg. Und obwohl er weiss, dass er davon nie ganz leben können wird, möchte er mit seiner Musik noch weit kommen.
Acht Silben in einer Sekunde. So schnell kann kaum ein Mensch schreiben, geschweige denn sprechen. Der gebürtige Spanier Ruben Conde Gil ? so sein vollständiger Name ?, der seit seinem zehnten Lebensjahr in Liechtenstein lebt, kann sogar so schnell singen oder besser gesagt rappen. Egal, ob auf Deutsch oder Spanisch. Aus seiner kindlich-jugendlichen Vorliebe für den Sprechgesang ist längst seine grosse Leidenschaft geworden, in die der gelernte Steinwerker jede freie Minute und jeden Rappen investiert. Seit seinen Anfängen als Rapper sind mittlerweile sieben Jahre vergangen, in denen sich seine Leidenschaft vergrössert und er sein Können enorm gesteigert hat. Und dennoch weiss hierzulande kaum jemand, dass Liechtenstein auch einen Rapper hat, der in der Schweizer Rap-Szene bereits für Aufsehen sorgt.
Die Vorbilder
Fast ein bisschen verlegen wirkt der 23-jährige junge Mann, wenn es darum geht, über sich und seine Person zu sprechen. Doch wenn es um die Musik, den Rap im Speziellen geht, zeigt sich Ruben Conde von einer ganz anderen Seite, quasi sein wahres Gesicht. Nun sprudeln die Worte nur so aus ihm heraus, rhythmisch beinahe, wie in einem Rap. Und schnell wird klar: Man hat es hier wirklich mit einem Kenner und Könner zu tun. Ruben weiss, wovon er spricht ? von seinem Rap.
Er sei mit Musik aufgewachsen, lautet seine einfache Erklärung dafür, dass Musik ein fester Bestandteil seines Lebens ist ? schon seit seiner Kindheit. Schnell sollten Old School Rapper wie «50 Cent» sein Bild vom Rapper prägen und ihn dazu bringen, sich intensiv mit dem Hip-Hop auseinanderzusetzen. «Der Hip-Hop besteht aus vier Säulen», klärt der Fachmann auf, «aus Sprayen, Turntabels, Breakdance und Rap». Da die Turntables zu teuer und Breakdance «nicht sein Ding» waren, blieb Ruben beim Rap hängen. Anfänglich bestand der Reiz darin, grosse Rap-Vorbilder, wie Bushido nachzuahmen. Mit 15 Jahren begann er jedoch bereits, eigene Texte zu schreiben und dank dem Computerprogramm MagiX-Musicmaker mit passenden Beats zu unterlegen. «Ich habe mir einfach ein kleines Homestudio eingerichtet und erste Erfahrungen gesammelt», erinnert sich der Musiker. Fortan mischte er Bekanntes mit Eigenem, lernte Leute aus der Szene kennen und eignete sich weiteres Wissen und Können an.
Die Wende
Vor rund drei Jahren kam dann die Wende. Unter dem Künstlernamen «butterfly a.k.a spanische fliege» liess er das blosse Nachahmen hinter sich, schlug einen noch seriöseren Weg in seiner Musik ein und feilte an seinem eigenen Stil, den er als «soziopolitisch und melodramatisch» bezeichnet. Hauptsache «kein Gangsterrap», denn für den stellvertretenden Werkstattleiter in einem Schaaner Marmorwerk steht fest, dass er den Rap nicht zum «Runtermachen», sondern vielmehr dazu verwenden will, um seine eigenen Sichtweisen mitzuteilen. So handeln seine Raps, die er als Wortspiele bezeichnet, von Freundschaft, von Verrat, Liebe, Enttäuschung und seinen Zielen, eben allen Dingen, die ihn beschäftigen. Und gerade mit dieser Authentizität scheint «butterfly» einen Nerv der Zeit getroffen zu haben. So gelang es ihm erst kürzlich, auf einer Rap-Plattform in «youtube» mit einem seiner Raps für Aufsehen zu sorgen und so konnte er in der Folge sogar einen eigenen Videoclip drehen. Seit Dezember 2012 ist er beim independent Label Gilla Doxx unter Vertrag, was seiner Rap-Karriere neue Impulse verlieh. Sein erstes Mixtape «Allein an der Front» steht unmittelbar vor der Fertigstellung und Ideen für sein Debütalbum, das im Frühjahr 2014 herauskommen soll und für das ihm nur noch ein Sponsor fehlt, liegen auch bereits vor. Zudem wird er vermehrt in die Arbeit des Labels, dem auch Rapper g-k, imi-Productions und der Beatmaker D-cano angehören, eingebunden.
Die Lebensart
Ruben Conde liebt nicht nur den Rap, er lebt ihn. «Caps, Nike-Kleidung und weite Hosen gehören einfach dazu», äussert er sich sichtlich stolz. Gepaart mit seiner lockeren Art und der ganz speziellen Art, sich zu bewegen und zu reden ? «hey, Mann», «was geht ab, Alter» ?, ist das Rapper-Klischee komplett. Etwas, das «butterfly» jedoch nicht zu stören scheint. Ganz im Gegenteil, sei er doch schon «immer gegen den Strom geschwommen». «Das ist mein Markenzeichen. Ich fühle mich so wohl, weil ich nun mal so bin», lautet seine Begründung. Und auch, wenn er sich immer wieder mit pauschalisierenden Vorurteilen konfrontiert sieht, würde er seine Lebensart nicht ablegen wollen. «Das lässt mich kalt, denn ich bin stolz darauf, ein Rapper zu sein», klingt es mutig. Doch postwendend gibt Ruben zu, dass es ihn schon stört, wenn sich Leute nicht einmal die Mühe machen, ihn wirklich kennenzulernen. Er hat es wohl akzeptiert, dass das Leben als Rapper zwei Seiten hat. Dies spiegelt sich auch in seinem Künstlernamen wider.
«butterfly» ? zu Deutsch: Schmetterling ? steht für ein schönes, farbenfrohes und friedvolles Tier. Aber auch für eine spezielle Art von Klappmesser, etwas Gefährliches und Düsteres. «Das entspricht auch den zwei Seiten meiner Persönlichkeit», gibt der Rapper, der sich selbst lieber als «Sprachgesangsartist» bezeichnet, offen zu. Der Zusatz «a.k.a spanische fliege» spielt auf seine Herkunft und ein spanisches Enthemmungsmittel an. Mit Rauschmitteln soll dies nichts zu tun haben; vielmehr möchte Ruben mit seiner Musik enthemmen. Genauso wie er durch den Rap seine Gefühle besser zum Ausdruck bringen kann und ihm dabei keine Grenzen gesetzt sind, möchte er junge Menschen dazu ermutigen, ihre wahren Gefühle zu zulassen und zu ihnen zu stehen.
Der Einfluss
Vorbilder auf seinem musikalischen Weg gibt es viele. Doch nur wenige, die er gerne einmal kennenlernen würde, wie den spanischen Rapper Nach, den Ruben als «Ikone des spanischen Raps» bezeichnet. «Sein poetischer Rap-Stil und seine Liebe zur Musik haben meinen Stil massgebend beeinflusst», ist sich «butterfly» sicher und möchte in Zukunft ebenfalls Musik machen, die sich Werten widmet und die Jüngeren etwas mitgeben kann. Aber auch dem melodramatischen Rap von Chakuza (A) und Bizzy Montana (D) kann Ruben Conde viel Positives abgewinnen. Der Musik von Rapperkollegen gegenüber ist er ohnehin aufgeschlossen und gönnt ihnen den Erfolg. «Wenn jemand was kann, muss man das anerkennen», ist Ruben überzeugt. Fairness und Vertrauen werden bei dem Wortkünstler grossgeschrieben.
Der Erste
Dass er sich als Liechtensteiner Rapper am Schweizer Markt oftmals behaupten muss, scheint ihn wenig zu stören. Er weiss, was er kann und ist stolz, «der erste Rapper Liechtensteins» zu sein, «der die richtigen Schritte macht und es ernst damit meint». Gerade deshalb würde er es sich auch wünschen, von seiner zweiten Heimat noch mehr unterstützt zu werden. «Als Rapper nimmt man mich hier kaum wahr», gibt Ruben Conde zu und gibt gleichzeitig zu verstehen, dass er für jegliche Auftrittsmöglichkeiten offen sei. «Live wirkt meine Musik immer besser als auf «youtube» und die Live-Auftritte sind wichtig, sonst wird man schnell zum Studio-Rapper.» Kaum verwunderlich, dass seine Hoffnungen nun voll auf seinem Debütalbum «Nur ein Tag im Leben» liegen, mit dem er auf weitere Aufmerksamkeit in der Rap-Szene hofft. Den Austausch mit der Öffentlichkeit scheut «butterfly» keineswegs. So hat er unter «butterfly a.k.a spanische fliege» ein eigenes Facebook-Konto eingerichtet, um sich direkter über seine Musik austauschen zu können. Und die 40 000 Clicks auf «youtube» sind ein Zeichen dafür, dass «butterfly» sehr wohl wahrgenommen wird. Zu Kopf soll ihm sein Erfolg jedoch nicht steigen. «Ich weiss, dass ich von meiner Musik nie ganz leben werden kann», lautet seine realistische Einschätzung. Dennoch will er auch in Zukunft seinen Brotberuf und seine grosse Leidenschaft miteinander verbinden. Sollte es so gelingen, einen «gewissen Bekanntheitsgrad zu erreichen» und irgendwann sogar zur «Rap-Elite» zu gehören, ginge sein grösster Wunsch in Erfüllung.
Ruben Conde ist noch jung und hat in Sachen Rap den nötigen Biss, diesen, seinen eingeschlagenen Weg beständig weiterzugehen. Und dank seiner bereits geknüpften Kontakte, eine gute Ausgangslage, um in der Branche weiterzukommen. «Jetzt kommt es auf den Willen, die Leidenschaft und das Talent an», lautet seine eigene Einschätzung. Und so authentisch wie Ruben Conde seinen Rap lebt, kann davon ausgegangen werden, dass «butterfly» noch viele Rap-Liebhaber erreichen wird ? innerhalb und ausserhalb der Landesgrenzen. (ehu)
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