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Koalitionspolitische Fahnenkunde: Liechtenstein-Koalition

Gemäss einem Artikel im Standard ist die Kenia-Koalition abgesagt, Eritrea war einmal - wie wär's mit Armenien oder der Liechtenstein-Koalition? Josef Pröll war noch nie in Kenia, außerdem hat er "auch Angst vor Malaria" und darum mag er lieber keine "Kenia-Koalition" probieren. Das ließ der neue ÖVP-Chef und mutmaßlich schon bald Rot-Schwarz koalitionsverhandelnde Noch-Umweltminister am Mittwoch verlauten. Vielleicht irritiert Pröll auch irgendwie, dass auf der schwarz-rot-grün-gestreiften Flagge Kenias in der Mitte ein Schild und zwei Speere prangen. Das mag für eine Koalitionsflagge nicht unbedingt das ideale Omen sein. Malawi wird Pröll ebenfalls nicht überzeugen. Auch schwarz-rot-grüne Streifen, aber im Schwarzen eine aufgehende rote Sonne ist dann doch zu viel des Roten. Jedenfalls dürfte die von Ex-EU-Kommissar Franz Fischler im Interview mit dem Standard vorgeschlagene Ausweitung der großkoalitionären Kampfzone nur bei den Repräsentanten des unteren Streifens auf der kenianischen Flagge Zustimmung finden: den Grünen. Für die Grünen hätte die Flaggenparade etwas ganz Besonderes zur Verfügung: Mit der libyschen Flagge stünde sogar ein einfärbiges Tuch für den Fall einer grünen Alleinregierung zur Verfügung. Aber grüne Revolution hat hierzulande dann doch eine etwas andere Konnotation als im Wüstenstaat. Ein anderer afrikanischer Staat landete 2006 in der Innenpolitik. Die "Eritrea-Koalition" habe ORF-Chef Alexander Wrabetz gewählt und sei ein Testlauf für eine Koalitionsbildung ohne die ÖVP, sagte der damalige ÖVP-Generalsekretär Reinhold Lopatka über die rot-grün-blau-orange Wahlgemeinschaft. Eine leichte farbliche Unschärfe war damals notwendig, denn das Orange ist in echt keins. Man nehme großes rotes Dreieck links, kleines grünes Dreieck rechts oben, kleines blaues Dreieck links unten - und fertig ist Eritrea. Fast. Ein gelber Olivenkranz mit gelbem Olivenzweig, der wohl golden meint, schmückt das rote Eck. Diese Reise nach Afrika wurde ebenso wenig angetreten wie in Deutschland der politische Trip in die Karibik. Die "Jamaika-Koalition" aus schwarzer CDU/CSU, grünen Grünen und gelben Liberalen harrt noch immer der Dinge. Eine, wenn auch hauchdünne Mehrheit, hätte jetzt Glück, wenns darum ginge, ein Referenzland für ihre Koalition zu nennen: die "Liechtenstein-Koalition" . Was brauchts dafür? Rot unten, Blau oben. Was von der Optik schon einmal ein psychologisches Hindernis für die SPÖ sein könnte. Die Krone des Fürsten im blauen Feld, na ja, die müsste man sich halt wegdenken. Das BZÖ hat einen flaggentechnischen Nachteil. Die Farbe Orange kommt nicht oft vor. Allerdings gibt es eine lupenreine Dreierkoalition, ohne jedwedes Einsprengsel: Rot-Blau-Orange. Aber auf Armenien machen will Faymann ja "keinen einzigen Tag" Ansonsten wird Orange in der Flaggenwelt gern mit Grün kombiniert - immer durch ein weißes Element getrennt. Aber diese Kombination wird sich nicht nur rechnerisch auf absehbare Zeit nicht ausgehen, auch inhaltlich ist der realpolitische Weißraum zwischen Orange und Grün in Österreich breiter, als er auf einer Flagge noch gut aussehen würde. (Lisa Nimmervoll/DER STANDARD Printausgabe, 2. Oktober 2008)

Artikel: http://www.vaterland.li/importe/archiv/koalitionspolitische-fahnenkunde-liechtenstein-koalition-art-53097

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