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«Der Lindenplatz war immer Mittelpunkt in Schaan»

Ortwin Quaderer ist in Schaan aufgewachsen und erzählt, wie sich das Ortsbild in den vergangenen Jahrzehnten stark verändert hat. Doch der Lindenplatz ist für die Schaaner Bevölkerung ? damals wie heute ? Ort der Begegnung.

Schaan. – Als in Liechtenstein und in Schaan die ersten Autos fuhren, war Ortwin Quaderer noch ein kleiner Junge. Nur ein paar wenige Einwohner konnten sich damals den Luxus eines Autos leisten – dementsprechend wenige Automobile gab es. Vor über 80 Jahren ist Ortwin Quaderer in der Specki in Schaan geboren, wo er heute noch lebt. «Früher konnten wir hier in der Specki unbekümmert Ball spielen. Im Winter sind wir von Dux bis in die Specki geschlittelt oder Ski gefahren». Heutzutage ist die Specki ein beliebter Schleichweg für Automobilisten und eine enorme Lärmquelle für die Anwohner. An einem Tag fahren rund 5000 Motorkraftwagen durch die Strasse, um so nicht den Grosskreisel passieren zu müssen. Früher stand bei der Einfahrt unterhalb von Dux ein grosser Brunnen. Seit dieser Brunnen entfernt worden ist, «ist die Specki eine Abkürzung und Verbindungsstrasse zwischen der Feldkircher- und der Bendererstrasse geworden», ist sich Ortwin Quaderer sicher.
«Fortschritt war damals ein Fremdwort und Liechtenstein sah vor einigen Jahrzehnten anders aus», sagt Ortwin Quaderer. Als Schuljunge musste Ortwin Quaderer, der zusammen mit zwei Schwestern und einer Stiefschwester, die heute 92 Jahre alt ist, in der Specki aufgewachsen ist, jeweils nach der Schule aufs Feld und tüchtig mithelfen. Zu seinen Aufgaben gehörte auch das Vieh hüten. Im Winter hingegen vergnügten sich die Kinder im Schnee. «Doch von Jahr zu Jahr gibt es weniger Schnee in Schaan».

Verkehrsknoten und Treffpunkt

Die jungen Menschen trafen sich damals beim Lindenplatz. Dort befand sich früher ein kleiner Park, gleich unterhalb der Zahnarztpraxis Meier. Dort standen ein paar Parkbänke. Ausserdem befand sich in diesem Park ein Brunnen. «Der Lindaplatz ist seit Langem die verkehrstechnische Verbindung zum Unterland und nach Buchs». Aus diesem Grund sei es auch nicht möglich gewesen, dort Feste zu veranstalten. Die drei Hauptfeste in Schaan waren damals das Musik-, das Gesangs- und das Feuerwehrfest. Es waren sehr schöne Feste, bei denen immer die ganze Bevölkerung mitwirkte. «Diese Feste haben immer bei gutem Wetter stattgefunden. Wenn es regnete, wurden sie ganz einfach auf ein anderes Wochenende verschoben». Damals gab es noch keine Festzelte und die Feiern wurden auf einer Wiese unter Bäumen abgehalten. «Oberhalb der Reberastrasse, neben der Kirche, befand sich diese Festwiese mit Bäumen. Heute ist dort alles verbaut».

Mit 17 Jahren trat Ortwin Quaderer in den Kirchenchor ein, wo er zusammen mit den Gesangskameraden in seiner Freizeit gesungen hat. Als 19-Jähriger begann er eine Maurerlehre beim Bauunternehmer August Wenaweser, die er sehr erfolgreich abschloss. «Es war ein lebhaftes Baugeschäft und wir haben hauptsächlich Einfamilienhäuser gebaut», erinnert sich Ortwin Quaderer. Auf Empfehlung von David Beck, der damals Polier bei einem Zürcher Baugeschäft war, verlegte Ortwin Quaderer seinen Wohn- und Arbeitsort von Liechtenstein nach Zürich, um Geld zu verdienen. In Zürich habe er gelernt, wie man eine Steinmauer baut. Die Löhne waren damals in Zürich zudem um einiges besser als hier. «Der Stundenlohn betrug damals 2.40 Franken, während in Liechtenstein rund 2 Franken bezahlt wurden», erinnert sich Ortwin Quaderer. Er blieb rund anderthalb Jahre in Zürich, bevor er wieder nach Liechtenstein zurückkehrte. Mitte der 50er-Jahre absolvierte er eine Ausbildung zum Polizisten in St. Gallen. Auf diesem Beruf arbeitete Ortwin Quaderer bis 1961.

Industrie und Gewerbe kommt auf

«Bis Mitte der 50er-Jahre war das Leben hier ziemlich armselig». Dann änderte sich alles ganz plötzlich in Liechtenstein. Ende der 50er-Jahre kam in Schaan die Industrie auf. Die Zahnfabrik siedelte sich in Schaan an und auch die Scana, heute Hilcona, fasste in Schaan Fuss. «Plötzlich gab es in Liechtenstein Arbeit» weiss er zu berichten. Doch auch kleinere Unternehmen wie Schreinereien oder Gipsereien wurden mit der Zeit gegründet. «Ferdi Frick war eine dieser Schreinereien. Das Baugeschäft Frick hat das Bauleben aufgebaut. Man musste nicht mehr in die Schweiz abwandern, wenn man Arbeit haben wollte». In den 70er-Jahren kommt mit den ersten Pendlern aus dem nahen Ausland auch mehr Verkehr auf den Strassen von Schaan auf. (lb)

 

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