Bad Ragaz: «Hiersein ist herrlich!»
Es ist ein ganz besonderer Charme, den Bad Ragaz umgibt. Sind es die Menschen, ist es der schöne Dorfkern, ist es die Taminaschlucht oder ist es die faszinierende Natur rund um die Gemeinde? Woran es genau liegt, ist schwer zu sagen. Eines steht aber fest: «Hiersein ist herrlich!» Der Ort, der den Dichter Rainer Maria Rilke zu dieser Aussage rührte, zog schon viele in seinen Bann – selbst Thomas Mann. In der tiefen, mystischen Tamina-schlucht im nahen Pfäfers sprudelt 37 Grad warmes Heilwasser aus dem Berginnern. Bereits Mitte des 13. Jahrhunderts pilgerten Genesung Suchende zur Abtei von Pfäfers ins Taminatal.
Der Kurort Bad Ragaz
Die Heilkraft des Wassers belegte dabei kein Geringerer als der berühmte Mediziner, Naturforscher und Philosoph Paracelsus. Damit nahm der Badetourismus seinen Anfang. Wenige Meter vom Alten Bad Pfäfers entfernt, befindet sich der Eingang zur Taminaschlucht. Hier spürt man die immense Kraft des Wassers. Es ist eine enge Schlucht, in die nur mittags etwas Licht dringt. Wenn die schroffen Felsen der Grotte das Sonnenlicht brechen und vom Wasser reflektiert werden, wenn leichter Nebel aufsteigt, dann kann man die Natur hautnah erleben.
Bad Ragaz hat aber mehr zu bieten als beeindruckende Natur. Es ist eine familienfreundliche Gemeinde, was sich zuletzt in den steigenden Bevölkerungszahlen niederschlug. Wer die Entwicklung des Dorfes mitverfolgt hat, der weiss, dass sich in Bad Ragaz in den letzten Jahren sehr viel getan hat. Nicht nur im öffentlichen Bereich, sondern auch privat wurde rege gebaut.
Ein Wermutstropfen
Doch die Gemeinde hat laut Gemeindepräsident Guido German zwei Sorgenkinder: «Das eine ist, dass wir zurzeit und auch in den nächsten Jahren kein Bauland mehr zur Verfügung haben. Das heisst, unsere Entwicklung wird nicht mehr so verlaufen wie bisher. Damit verbunden ist auch die Überalterung der Gesellschaft, die jetzt zum Teil schon überaltert ist.» Das seien widerstrebende Interessen: Der Landverbrauch von landwirtschaftlich gut nutzbarem Land auf der einen Seite und Weiterentwicklung auf der anderen Seite.
Ein zweites Sorgenkind ist es, den Dorfkern verkehrsarm zu machen. Zwar nicht ganz verkehrsfrei, aber mit weniger Verkehr. «Und da gibt es natürlich ziemliche Diskussionen – das war in Vaduz ja auch der Fall», so Gemeindepräsident Guido German weiter. Dabei könnte Bad Ragaz davon profitieren: «Wenn man uns mit anderen Ferienorten vergleicht, dann müsste der Durchgangsverkehr bei uns eigentlich weg aus dem Dorf. Was den Charme und den Charakter des Dorfes betrifft, gäbe es ganz andere Möglichkeiten, denn im Moment wird das Dorf in zwei Teile zerschnitten». (dws)
«Bad Ragaz bietet einfach alles»
Der Gemeindepräsident von Bad Ragaz ist seit elf Jahren im Amt. Seit dem Beginn seiner Amtszeit hat sich einiges verändert. Vieles blieb aber auch gleich, z. B. die Vielfalt.
von Dorothea Wurmbrand-Stuppach
Herr German, Sind Sie in Bad Ragaz aufgewachsen?
Guido German: Nein, ich bin einer, der «ufergeschwemmt isch». Aufgewachsen bin ich in der Region St. Gallen. Jetzt bin ich im elften Jahr hier in Bad Ragaz.
Wie sehr hat sich die Gemeinde in diesen Jahren verändert?
Es gibt vieles, das sich sichtbar verändert hat, und anderes, das nicht auf den ersten Blick oder zum Teil erst später sichtbar wird. Sichtbar ist die bauliche Entwicklung, die Renovierungen der bestehenden Bausubstanz, Anschaffungen, Neugestaltung von Plätzen oder des Dorfkerns. Auch neue Bauten sind sichtbar: Die neue Sporthalle, das neue Giessenparkbad, die Erweiterung des Golfplatzes und ein neues Spa-Hotel. Es gibt aber auch viele unsichtbare Veränderungen. Die Zahlen haben wir zum Beispiel merklich verbessern können: Die Verschuldung von 30 Millionen haben wir in den vergangenen Jahren auf rund 10 Millionen gesenkt. Dabei wurde das Eigenkapital auf über 10 Millionen aufgestockt, obwohl wir in den letzten elf Jahren sehr viel investiert haben: rund 60 Millionen.
Und trotzdem wurden die Steuern gesenkt?
Ja, wir haben den Steuerfuss in dieser Zeit gesenkt. Seit dem Jahr 2003 zahlen die Bad Ragazer 30 Prozent weniger Steuern – das ist eine absolut spürbare Entlastung für die Bürger.
Was ist an der Gemeinde Bad Ragaz besonders attraktiv?
Wir haben eine optimale Verkehrsanbindung und eine sehr hohe Lebensqualität. Bad Ragaz bietet einfach alles: man kann alles einkaufen, auch über den täglichen Bedarf hinaus. Was uns besonders auszeichnet, ist das vielfältige Angebot an Sport und Erholung. Dazu gehört die Anlage des Grand Resorts, das Thermalbad, die Golfpätze, unsere Sporthallen und Sportplätze, die auch von internationalen Topmannschaften besucht werden. Auch die kulturellen Sachen gehören dazu, wie die Pinakothek oder das Alte Bad Pfäfers. Es gibt wahrscheinlich keine Gemeinde dieser kleinen Grösse mit einem so konzentrierten Angebot und so einer Vielfalt. Das Casino gehört natürlich ebenfalls zu unserer Gemeinde, wobei dies nicht so sehr auf Bad Ragaz bezogen ist, sondern eher eine überregionale Bedeutung hat. Die Besucher sind nicht primär Bad Ragazer.
Wo ist Ihr Lieblingsort in Bad Ragaz?
Das sind eigentlich zwei: Der Guschakopf und der Giessensee. Der Guschakopf ist eine Aussichtsplattform. Von dort sieht man ganz Bad Ragaz – mit einer Schweizer Fahne oben, so, wie es sich gehört. (lacht)
Welche Freizeitmöglichkeiten gibt es in Bad Ragaz?
Es gibt zum Beispiel die Finnenbahn: Eine der längsten und breitesten, die es gibt, und zwar an einem wunderschönen Ort: im Föhrenwald. Diese Bahn ist entweder aus Sägemehl oder Holzschnitzeln. Das ist zwar anstrengender, aber dafür schonender für die Gelenke. Und dann gibt es natürlich noch die Pizolbahn.
Welche Anlässe in Bad Ragaz sind ein Muss?
Eine besonderer Anlass ist der Maibär. Das ist ein Brauch im Frühling, genauer gesagt im Mai, an dem sich Menschen als Bäume verkleiden. Diese Bäume bewegen sich auf der Strasse und tanzen dort. Das symbolisiert den Frühling und das Erwachen des Lebens. Auch die Skulpturenausstellung «Schweizerische Triennale der Skulptur Bad Ragartz» sowie «Klassik auf der Strasse» sind besondere Anlässe.
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