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Die «Vuvulezas» stehen bereit

Morgen fällt der Startschuss für die Fussball-Weltmeisterschaft in Südafrika. Eine ausgewanderte Liechtensteinerin und eine eingewanderte Südafrikanerin können den Anpfiff zum Grossereignis kaum erwarten.

Von Bettina Frick

In ganz Südafrika werden die «Vuvuzelas», die Tröten, für die WM-Zeit bereit gehalten – und morgen kommen sie zum ersten Mal so richtig zum Einsatz. Auch im Gästehaus von Esther Mattle und Remo Amsler steht an der Rezeption eine «Vuvuzela» bereit. Vor sechs Jahren ist die Triesnerin mit ihrem Freund nach Kapstadt ausgewandert, wo die beiden mit viel Engagement und Erfolg ihre Lodge «Elements» aufgebaut haben. Die vergangenen Wochen und Monate waren für Esther Mattle und Remo Amsler besonders speziell: Alles dreht sich um die Fussballweltmeisterschaft, zu welcher morgen der Startschuss fällt.

«Soccer Friday» eingeführt

«Die Stimmung ist sehr gut und das Land freut sich auf den Grossevent», schreiben die beiden in einer E-Mail. Überall treffe man auf verschiedenste Fussballdekorationen und Fanartikel. «Bereits vor Wochen wurde der ‹Soccer Friday› eingeführt: Viele Südafrikaner tragen an diesem Tag das südafrikanische Nationaltrikot mit Jeans und Sportschuhen», berichtet Esther Mattle. Vor den Häusern hängen Flaggen und an den Rückspiegeln der Autos sind Hütchen in den Nationalfarben montiert. «Nicht nur die Stadien, sondern auch sonst wurde im Hinblick auf die Fussball-WM viel gebaut», schreibt Esther Mattle. «Obwohl viele daran gezweifelt haben, ist alles rechtzeitig fertig geworden und Südafrika ist bereit, die Welt zu begrüssen.»

Willkommen geheissen werden Fussballfreunde von überall her. «Wir haben ein paar Buchungen von Fans aus Liechtenstein und der Schweiz.» Der grosse Teil komme aber aus Ländern wie England, Frankreich oder Deutschland. Ganz allgemein reisten aber nicht so viele ausländische Fans nach Südafrika wie ursprünglich erwartet. «Aber die Stadien werden voll sein und die afrikanischen Fans werden mit ihren Vuvuzelas bestimmt genau so für eine tolle und ausgelassene Stimmung sorgen», ist Esther Mattle überzeugt.

Unnötig negative Berichte bedauert

Da Esther Mattle und Remo Amsler nun schon seit sechs Jahren in Südafrika leben, haben sie die gesamte Vorbereitungszeit auf die WM miterlebt: Von der enormen Freude, die in dem Land herrschte, als Südafrika die Zusage für die WM erhielt, bis hin zum tatsächlichen Event, zu welchem morgen der Startschuss fällt. Die Südafrikaner seien sehr stolz, dass die WM in ihrer Heimat stattfinden darf. «Deshalb fanden wir es sehr schade, dass es im Vorfeld viele unnötige negative Berichterstattungen und Zweifel an Südafrika gab», bedauern die beiden. «Manchmal hatten wir sogar das Gefühl, dass die ganze Welt darauf wartet, bis hier etwas schief läuft.» Auch der Vorwurf, dass die Armen von den Stadien vertrieben werden, stimme so nicht: «Der Weltfussballverband FIFA erlaubt innerhalb eines bestimmten Radius um das Stadium nur den Verkauf von anerkannten Händlern und Sponsoren.

Deshalb fühlen sich die lokalen Verkäufer schlecht behandelt», erklärt Esther Mattle. Dies sei aber keine Entscheidung der Regierung gewesen, sondern eine allgemeine Regel, welche die FIFA dem jeweiligen Austragungsland auferlegt. «Wir denken auf keinen Fall, dass die Armen in der Bevölkerung benachteiligt werden – im Gegenteil: Es gibt für Einheimische sogar ein speziell günstiges Kartenkontingent mit Preisen ab 40 Rand (zirka 20 Franken), damit jeder live dabei sein kann.»

Live dabei im Green Point Stadion

Natürlich werden auch Esther Mattle und Remo Amsler live bei der WM sein und haben sich Tickets für zwei Vorrundenmatchs im Green Point Stadion in Kapstadt besorgt. «So etwas Einmaliges können wir uns nicht entgehen lassen», sind sie sich einig. Einige Spiele werden sie sich zusätzlich am FIFA-Fan-Fest oder an der Long Street in der Innenstadt ansehen. «Dabei unterstützen wir natürlich das südafrikanische Team und hoffen, dass die Mannschaft weit kommen wird.» Normalerweise sei Fussball der Sport der schwarzen Bevölkerung und die Weissen interessierten sich eher für Cricket oder Rugby. «Umso schöner ist es zu sehen, wie die Unterstützung der südafrikanischen Nationalmannschaft das Land zusammenschweisst.»

«Gemeinschaft im Vordergrund»

Auch Yvonne Odoni-Hickley wünscht sich, dass es durch die Fussballspiele mehr Solidarität unter der südafrikanischen Bevölkerung geben wird. Die Südafrikanerin lebt zwar seit 27 Jahren in Liechenstein – ihre Heimat aber vergisst sie nie. Südafrika vereint insgesamt elf Nationen. «Leider geht es unter ihnen im Moment nicht sehr harmonisch zu und her», bedauert sie. Deshalb gehe es ihr bei der Weltmeisterschaft auch weniger um den Sport als um die Gemeinschaft: «Diese muss im Vordergund stehen.»

Die Fussballspiele wird sie bei den Public Viewings in Schaan oder Vaduz oder gemütlich zu Hause mitverfolgen. «Und natürlich werde ich fleissig mit meiner Mutter telefonieren, damit ich auch was das Geschehen vor Ort betrifft auf dem Laufenden bin.» Ihre Mutter wohnt etwas ausserhalb von Kapstadt – Yvonne Odoni hat sie kürzlich gerade besucht. «Die Menschen in Südafrika freuen sich ungemein und können kaum erwarten, bis es los geht», erzählt sie. Und natürlich wird auch sie der südafrikanischen Mannschaft die Daumen drücken. «Ich hoffe, dass sie wenigstens zwei Runden überstehen werden», sagt sie. «Aber noch mehr hoffe ich, dass längerfristig Ruhe in das Land einkehren wird.»

Video: Lagebericht Südafrika

Mehr zur FIFA WM: Vaterlandonline WM-Seite

Artikel: http://www.vaterland.li/importe/archiv/fussball-wm2010/die-vuvulezas-stehen-bereit-art-50696

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