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Statistik widerspricht "Erosion der Mitte"

Die Belastungen für den Schweizer Mittelstand haben entgegen landläufiger Meinung nicht zugenommen. Bei den mittleren Einkommensgruppen blieb die Umverteilung durch Steuern, Sozialabgaben und Transfers zwischen 1998 und 2015 insgesamt relativ konstant.
Die mittlere Einkommensgruppe hat im Schnitt durchschnittlich 15 Prozent mehr Einkommen nach Steuern, Sozialabgaben und Transfers zur Verfügung als noch 1998. (Themenbild)
Die mittlere Einkommensgruppe hat im Schnitt durchschnittlich 15 Prozent mehr Einkommen nach Steuern, Sozialabgaben und Transfers zur Verfügung als noch 1998. (Themenbild) (Bild: KEYSTONE/CHRISTIAN BEUTLER)

Im Vergleich zu den Einkommensstarken weist die Mitte aber eine tiefere Arbeitszeit auf.

Im öffentlichen Diskurs wird immer wieder davor gewarnt, dass in der Schweiz eine Erosion der "Mitte" stattfinde. Diese Gruppe - das sind Personen, deren Haushalt über ein Bruttoäquivalenzeinkommen zwischen 70 Prozent und 150 Prozent des Medians verfügt - müsse verhältnismässig mehr leisten als die Einkommensstärkeren bzw. -schwächeren, um ihren Besitzstand zu wahren, wird immer wieder behauptet.

Dem ist aber nicht so, wie eine vom Bundesamt für Statistik (BfS) am Donnerstag veröffentlichte Untersuchung zeigt. Gemäss dieser sind weder eine verhältnismässig höhere Belastung der Einkommensmitte noch eine allmähliche Polarisierung der Einkommensgruppen seit 1998 statistisch nachweisbar.

Mitte arbeitet weniger als Einkommensstarke

Bei den mittleren Einkommensgruppen sei die Umverteilung durch Steuern, Sozialabgaben und Transfers zwischen 1998 und 2015 insgesamt relativ konstant geblieben, schrieb das BfS.

Das durchschnittliche verfügbare Äquivalenzeinkommen, welches nach diesen Abzügen für den Konsum und eventuelle Ersparnisse übrig bleibt, verzeichnete gegenüber 1998 in der Mitte und der einkommensstärksten Gruppe gar einen Zuwachs (je 15 Prozent), während es bei den Einkommensschwachen um 8 Prozent zunahm.

Dabei arbeitet die mittlere Einkommensgruppe, die wöchentlich 31,4 (untere Mitte) bzw. 35,3 Stunden (obere Mitte) leistet, weniger als die einkommensstarke, aber mehr als die einkommensschwache Gruppe. Während erstere auf ein Arbeitspensum von 39,3 Stunden pro Woche kommt, arbeitet letztere wöchentlich 23,9 Stunden.

Als Hauptgrund für die geringeren Arbeitspensen wird gemäss BfS die Vereinbarkeit von Familie und Beruf erwähnt. Dies gelte für alle Einkommensgruppen, aber besonders deutlich für die untere Mitte.

Flexible Arbeitsbedingungen als Nachteil

Die mittlere Einkommensgruppe sei dennoch in gewissen Aspekten des Erwerbslebens vergleichsweise benachteiligt, schreibt das BfS. So sei sie öfter mit flexiblen Arbeitsbedingungen konfrontiert als die einkommensstarke Gruppe (jedoch seltener als die Einkommensschwachen). Tendenziell sei die Mitte mit ihren Arbeitsbedingungen und der Arbeitsatmosphäre denn auch etwas weniger zufrieden als die anderen Einkommensgruppen.

Die mittlere Einkommensgruppe umfasst gemäss der vom BfS verwendeten Definition 57,3 Prozent der Bevölkerung (26,6 Prozent untere Mitte, 30,7 Prozent obere Mitte). Zu ihr gehören im Jahr 2016 beispielsweise Alleinlebende mit einem monatlichen Bruttoeinkommen zwischen 3'840 und 8'228 Franken oder Paare mit zwei Kindern unter 14 Jahren mit einem monatlichen Haushaltseinkommen von brutto 8'063 bis 17'279 Franken. (sda/awp)

 
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