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Sonntagspresse über Bitcoin und EU-Streit

Die Schweiz als Zentrum für die Blockchain-Technologie, wie weiter im Streit mit der EU und verbilligte Tests zu sexuellen Krankheiten wie HIV: Das und mehr findet sich in den Sonntagszeitungen. Die Schlagzeilen in nicht verifizierten Meldungen:
Die Schweiz, insbesondere der Kanton Zug, entwickelt sich zu einem Zentrum der Blockchain-Szene. Die Technologie dient als Grundlage für elektronische Währungen wie Bitcoin. (Symbolbild)
Die Schweiz, insbesondere der Kanton Zug, entwickelt sich zu einem Zentrum der Blockchain-Szene. Die Technologie dient als Grundlage für elektronische Währungen wie Bitcoin. (Symbolbild) (Bild: KEYSTONE/EPA/SASCHA STEINBACH)

"NZZ am Sonntag"/"SonntagsZeitung"/"Le Matin Dimanche"/"Zentralschweiz am Sonntag"/"Ostschweiz am Sonntag":

Die Schweiz entwickelt sich zu einem Zentrum für die weltweite Szene der Blockchain-Technologie, die als Grundlage für neue digitale Währungen wie Bitcoin dient. Im Kanton Zug wurden 2017 rund 14 Prozent mehr solche Firmen aus der Taufe gehoben, wie die "NZZ am Sonntag" berichtet. Zug empfange im Wochentakt Delegationen aus dem kalifornischen Silicon Valley und aus China. Die Anfang Jahr gegründete Crypto Valley Association zähle bereits 550 zahlende Mitglieder. Zur Szene gehörten Startup-Firmen, etablierte Unternehmer, Anwälte, Berater, Ex-Banker und Programmierer.

Ein Grund für die Goldgräberstimmung sind dem Zeitungsbericht zufolge "Initial Coin Offerings" - auf Kryptowährungen beruhende Finanzierung von Jungfirmen. Vier der weltweit zehn grössten Finanzierungstransaktionen dieser Art seien in der Schweiz erfolgt. Der Wert aller Coins betrage zurzeit 600 Milliarden Franken.

Die Behörden in Bern reagieren auf die Entwicklung. Die Bundesräte Johann Schneider Ammann und Ueli Maurer lancieren laut "NZZaS" mit Regierungsräten aus Zug und Zürich eine Taskforce, die unter anderem Rechtssicherheit schaffen soll. Auch die Finanzmarktaufsicht hat laut "SonntagsZeitung" ein scharfes Auge auf Kryptowährungs-Projekte, nachdem Unternehmer mit digitalen Börsengängen via Internet in der Schweiz Hunderte Millionen Dollar abgeholt haben. Ein Projekt für eine neue Kryptowährung namens Milic der deutschen Fernsehgruppe "Welt der Wunder TV" und der Swisscom als Partnerin hängt deshalb derzeit in der Schwebe.

Den Boom von umstrittenen Digitalwährungen einfach als Blase abzutun, davor warnt ex-UBS- und Credit-Suisse-Chef Oswald Grübel im Interview mit den Zeitungen "Zentralschweiz am Sonntag" und "Ostschweiz am Sonntag". Der Kursanstieg von Bitcoin zeige, dass viele Menschen nicht mehr an ihre Notenbanken und an das herkömmliche Papiergeld glaubten. Bitcoins stellten möglicherweise das anlagesichere Gold der jüngeren, global agierenden Generationen dar.

"SonntagsZeitung"/"SonntagsBlick":

Wie die Schweiz ihre Beziehung zur Europäischen Union regeln soll, darüber sind sich die Spitzenpolitiker des Landes uneinig. Der künftige Bundespräsident Alain Berset (SP) kritisiert im Interview mit der "SonntagsZeitung" den Umgang der EU mit der Schweiz, macht aber klar, dass "geregelte Beziehungen" mit der EU im Interesse des Landes seien. Hierfür gehe die Schweiz den Weg via Rahmenabkommen, sagt der 45-Jährige. Wie allerdings mit dem Kohäsionsbeitrag von rund 1,3 Milliarden Franken zu verfahren sei, dazu wollte er dem Bundesrat nicht vorgreifen.

Die Präsidenten der vier Bundesratsparteien hingegen äusserten sich im "SonntagsBlick" unterschiedlich. Christian Levrat (SP) verlangte, dass Aussenminister Ignazio Cassis (FDP) das Abkommen mit der EU rasch fertig verhandelt und dem Volk vorlegt, damit dieses entscheiden könne, ob der Preis angemessen sei. In der internationalen Politik würden keine Geschenke verteilt, Wohlstand und Sicherheit hätten ihren Preis. Gerhard Pfister (CVP) plädierte weiter für den bilateralen Weg und eine souveräne Schweiz. Der Bundesrat müsse die Interessen der Schweiz gegenüber der EU selbstbewusst, einheitlich und pragmatisch vertreten. Die EU dürfe nicht einseitig die Wettbewerbsfähigkeit der Schweiz schwächen.

Auch für Petra Gössi (FDP) kommt weder eine Abschottung noch ein EU-Beitritt in Frage. Sie rief dazu auf, einen kühlen Kopf zu bewahren und ein neues Fundament für Verträge zu schaffen. Gössi forderte Rechtssicherheit und einen freien Marktzugang. Albert Rösti (SVP) pochte klar auf eine Selbstbestimmung für die Schweiz und sieht das Land durch die EU erpresst. Er forderte, dass der Bundesart den Spiess umdreht. Er erteilte der automatischen Übernahme von EU-Recht eine Absage, will die Kohäsionsmilliarde nicht zahlen und im Einklang mit dem Bundesrat mit der Abschaffung der Stempelsteuer den Schweizer Finanzplatz eigenständig stärken.

"Le Matin Dimanche":

Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) und die Eidgenössische Kommission für sexuelle Gesundheit (EKSG) erwägen eine Senkung der Preise für Tests zu sexuell übertragbaren Krankheiten wie HIV, Syphilis und Chlamydiose. Das Angebot könne sich an gefährdete Gruppen richten, sagte Daniel Koch, Leiter der Abteilung übertragbare Krankheiten beim BAG, der Westschweizer Zeitung "Le Matin Dimanche". Der Bund wolle nicht, dass Menschen einen Test nur aus finanziellen Gründen ausbleiben lassen. Die gemeldeten Fälle solcher Infektionen haben seit mehreren Jahren zugenommen, im letzten Jahr sogar stark. Die Anzahl der Fälle von Gonorrhö hat sich 2016 um 20 Prozent (2270 Fälle), die der Syphilis um 15 Prozent (733) und die der Chlamydiosen um 8 Prozent (11'013) erhöht. Bei HIV stabilisiert sich die Zahl mit 542 neuen Fällen leicht. Heute kostet ein HIV-Test zwischen 60 und 70 Franken.

"SonntagsZeitung":

Bei den SBB gibt es Sicherheitsdefizite bei der Zugabfertigung. Das Bahnunternehmen habe letztes Jahr rund 980 Güter- und Passagiertransporte - im Schnitt mehr als zwei pro Tag - anhalten müssen, weil ein Sicherheitsrisiko bestand, berichtete die "SonntagsZeitung" unter Berufung auf eine Ereignisdatenbank, an die öV-Unternehmen Störungen und Zwischenfälle melden müssen. Grund für die Probleme seien Fehler bei der Zugabfertigung wie eine offen gelassene Türe oder ein unbemerkter Defekt an einem Wagen. Zu den riskanten Zugfahrten und Betriebsunterbrüchen komme es wegen Fehlern des Personals, das Zugkontrollen vornimmt und Angestellten von Firmen, die Güterwagen beladen. Seit 2010 führten die Fehler dem Bericht zufolge zu Kollisionen von Zügen mit Gegenständen, zwei Bränden, einer Entgleisung und weiteren Vorfällen. Auch Güterzüge mit leicht entflammbaren, explosiven oder umweltschädlichen Waren müssten immer wieder gestoppt und aus dem Verkehr gezogen werden. Aus zwei dieser Züge sei Gefahrengut ausgetreten. Das Katastrophenpotenzial sei enorm. Die SBB arbeiten derweil an intelligenten Güterzüge mit Sensoren etwa zur Überwachung von Türsicherungen. Zudem sollen Zugkontrolleinrichtungen aufgerüstet werden.

"SonntagsBlick":

In der Schweiz wird es vorerst weiterhin uneinheitliche Unwetterwarnungen des Bundes und der privaten Wetterdienste geben. MeteoSchweiz und private Anbieter im Verband der Schweizer Meteo-Anbieter (SMA) wie SRF Meteo haben sich nicht auf eine gemeinsame Skala und damit einheitliche Warnmeldungen einigen können, wie der "SonntagsBlick" berichtet. Anlass für die Gespräche war ein Bericht des Bundes und ein Postulat des Obwaldner CSP-Nationalrats Karl Vogler. Er sorgt sich um die Verwirrung in der Bevölkerung und um eine mögliche reduzierte Wirkung der Warnungen. Die Harmonisierung der Unwetterwarnungen ist aus Sicht von MeteoSchweiz nicht erfolgt, weil die Privaten nicht bereit waren, über die einheitlichen Kriterien und Warnstufen zu sprechen. Bei den privaten Anbietern hingegen heisst es, leider habe sich der Bund einer fachlichen Absprache nicht anschliessen können, weil dieser Wetterwarnungen als seine hoheitliche Aufgabe ansehe. Dem Bericht zufolge wollen nun aber die privaten Anbieter untereinander ihre Unwetterwarnungen vereinheitlichen.

"NZZ am Sonntag":

Der jahrzehntelange Trend zur Auslagerung der Produktion in Billiglohnländer wird sich nach Meinung von ABB-Präsident Peter Voser, umkehren. Die Digitalisierung ermögliche, die Fabrikation wieder nahe an die Absatzmärkte zu bringen, sagte der Chef des Technologiekonzerns in einem Interview mit der "NZZ am Sonntag". Von dieser grundlegenden Veränderung profitiere dereinst auch die Schweiz, in der dieses Jahr wieder zahlreiche Stellen in der industriellen Fertigung gestrichen worden sind. Voser zeigt sich überzeugt, dass Roboter nicht nur die Produktivität erhöhen, sondern sich unter dem Strich auch positiv auf die Beschäftigung auswirken. Die Länder, die besonders viele Roboter einsetzten, hätten durchwegs sehr tiefe Arbeitslosenquoten. Das funktioniere aber nur, wenn das Bildungssystem angepasst werde. Voser, der seine Karriere mit einer KV-Lehre begann, fordert die Schweiz und insbesondere die Unternehmen dazu auf, mehr zu tun. Die technologische Entwicklung sei heute so schnell, dass man die Menschen mit 35 oder 40 Jahren noch einmal neu schulen müsse. Und später vielleicht noch einmal, wenn sie 50 seien.

"SonntagsZeitung":

Die Chefs der grossen Schweizer Unternehmen sehen 2018 optimistisch entgegen. Mehr als 80 Prozent der Wirtschaftsführer rechnen mit positiven Konjunkturaussichten für die Schweiz, wie die neuste Managerumfrage der "SonntagsZeitung" unter 47 Topmanagern zeigt. Vor einem Jahr war nur jeder dritte Manager zuversichtlich für die Wirtschaftsentwicklung. Knapp 30 Prozent der Firmen wollen die Investitionen aufstocken, im Vergleich zu 19 Prozent im Jahr zuvor. Allerdings rechnet nur etwa ein Drittel der Firmenchefs damit, 2018 zusätzliche Stellen zu schaffen - im Vordergrund steht vielfach die Auslastung der Produktionskapazitäten. Mit Bundesbern sind die Wirtschaftsführer mehrheitlich zufrieden. Der Notenschnitt des Gesamtbundesrats verbesserte sich von 4,1 auf 4,4. Grundsätzlich stellen sich die Manager aber gegen die Einmischung des Staats. Eine strikte Frauenquote (81 Prozent Nein-Stimmen) oder einen gesetzlichen Vaterschaftsurlaub (70 Prozent Nein) wollen sie sich nicht aufzwingen lassen.

"SonntagsBlick":

Der Verband der Schweizer Schuhbranche erlaubt Frauen das Tragen von Kopftüchern in seinen überobligatorischen Lehrlingskursen nur, wenn die Betroffenen eine Bestätigung ihres Lehrbetriebs vorweisen können, dass sie dies auch dort tun. Wie der "SonntagsBlick" berichtet, hat Schuhschweiz ein entsprechendes Merkblatt herausgegeben. Verbands-Ehrenpräsident Dieter Spiess sagte der Zeitung, so wie die Jugendlichen im Geschäft gekleidet seien, so sollten sie auch in den Kursen gekleidet sein. Das bedeute etwa auch keine Caps und Trainerhosen. Den Kursleitern sei aufgefallen, dass zunehmend junge Frauen Kopftuch tragen würden. Der Verband wolle aber dem Umstand Rechnung tragen, dass die Schweiz eine offene Gesellschaft sei, in der in der Regel kein Kopftuch getragen werde. Für Ausnahmen müssen demnach die Ausbildungsbetriebe den Lehrtöchtern schriftlich eine Bestätigung mitgeben. Die Föderation Islamischer Dachorganisationen Schweiz und der ehemalige Bundesrichter Giusep Nay halten die Regelung für diskriminierend. In den Kursen hätten die Mädchen keinerlei Kundenkontakt, sagte Nay. Die Dachorganisation sieht die Religionsfreiheit eingeschränkt.

"SonntagsZeitung":

Die seit kurzem für Profi- und Hobbyköche erhältlichen Schweizer Mehlwürmer sind nach wie vor eine teure Delikatesse - sogar teurer als etwa Entrecôte. Wie die "SonntagsZeitung" berichtet, kostet das Kilo gefrorene Mehlwürmer beim bislang einzigen Anbieter von Schweizer Ware, Entomos, 87 Franken. Die gleiche Menge Schweizer Entrecôte gibt es für rund 80 Franken. Für Grillen und Heuschrecken müssen Konsumenten noch tiefer in die Tasche greifen. Entomos-Chef Urs Fanger begründet den Preis mit der aufwendigen Herstellung, die im Gegensatz zu anderen Lebensmitteln nicht hoch industrialisiert sei. Die Fütterung der Insekten erfolge von Hand, genauso wie die Sortierung und die Kontrollen. Er rechnet damit, dass mit steigenden Mengen auch die Preise sinken. Für einen Schub sorgen könnte dem Bericht zufolge Coop. Die beim Grossverteiler erhältlichen Burger, Bällchen und Riegel aus Insekten enthalten bislang vor allem Tiere aus Belgien. Langfristig will das Unternehmen jedoch alle Insekten aus dem Inland beziehen. (sda)

 
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