Die Young Boys am Tor zur Königsklasse
Gerardo Seoane blockte an einer Medienkonferenz im Stade de Suisse vor seinem ersten Einsatz als Trainer in einem Europacup-Spiel verschiedene Fragen ab. Über die Aufstellung und die Taktik in diesem für Meister YB sehr wichtigen Playoff-Hinspiel äusserte er sich so wenig wie die meisten anderen Trainer vor solchen Spielen. Ein Wunschresultat für das Hinspiel liess sich der Luzerner auch nicht abringen.
Dennoch wussten die Journalisten nach dem Meeting im Grunde genommen alles - weil es um YB herum in diesen Wochen keine Überraschungen geben kann. Der Trainer wird nach dem knappen Sieg im Cup in Biel schleunigst zur eingespielten Formation zurückkehren, in der die Young Boys aus den ersten vier Meisterschaftsspielen das Punktemaximum herausholten. Die Taktik? YB wird gegen die Kroaten Druck machen und die Tore suchen, ohne die Defensive zu vernachlässigen. Und das Wunschresultat? Jedes, bei dem YB mindestens ein Tor erzielt und der Gegner keines.
Eine gewachsene Mannschaft
Dass es bei YBs Auftritt am Mittwochabend keine Überraschung geben kann, ist ein Indiz für die Sicherheit und die Stabilität, die die Mannschaft schon seit Monaten auszeichnet. Wer wie YB gegen alle Konkurrenten der Super League 19 von 23 Spielen gewinnt und nur zwei verliert (den Cupfinal gegen Zürich eingerechnet), muss so gefestigt sein, dass er sich auch gegen den kroatischen Serienmeister durchsetzen kann.
Seit 2010 kämpften die Young Boys dreimal in den Playoffs um den Einzug in die Gruppenphase. In den letzten zwei Saisons schalteten sie in der vorangegangenen Qualifikationsrunde einen Vertreter der B-Prominenz im europäischen Klubfussball aus. Zuerst Schachtar Donezk und vor einem Jahr Dynamo Kiew. Auch Zagreb ist eine Mannschaft dieses Zuschnitts.
Die besten Berner kosten das Doppelte
Im kroatischen Fussball nimmt Dinamo eine Ausnahmestellung ein, dennoch konnte es keinen einzigen Spieler für die Nationalmannschaft abstellen, die im WM-Final stand. Die besten Kroaten verdienen ihr Geld längst in anderen europäischen Ligen. So muss sich der Klub seinerseits mit ausländischen Kräften behelfen. In der Startaufstellung in Bern dürften nur drei kroatische Feldspieler stehen. Mit dabei sind auch ein "Schweizer" und ein Schweizer: der in Brugg geborene Bosnier Izet Hajrovic und der Schweizer Nationalstürmer und WM-Spieler Mario Gavranovic. In ihren Zeiten bei den Grasshoppers respektive beim FC Zürich waren sie für Schweizer Verhältnisse sehr gute, aber keineswegs überragende Spieler. Das Portal "Transfermarkt" misst den besten 14 Spielern der Young Boys einen Marktwert von 65 Millionen Franken bei, den besten 14 Spielern von Dinamo Zagreb dagegen nur etwa die Hälfte, 33 Millionen.
Dinamo Zagreb dominierte in den letzten 25 Jahren in Kroatien wesentlich stärker als der FC Basel in der Schweiz. Nach der Unabhängigkeit des Landes 1991 wurde 1992/93 die erste kroatische Meisterschaft ausgetragen. Seither errang Dinamo 18 von 25 Titeln, 12 davon in den letzten 13 Jahren. In Kroatien werden die Meister mit dem gleichen Modus ermittelt wie in der Schweiz: zehn Mannschaften, zwei Doppelrunden, 36 Spiele. 2016/17 musste Dinamo dem derzeit härtesten Rivalen Rijeka um zwei Punkte (86:88) den Vortritt lassen.
Dinamo routiniert und erfolglos
Die Kroaten erreichten in den letzten sieben Saisons viermal die Gruppenphase der Champions League. Dort waren sie jedes Mal heillos überfordert. Einem 2:1-Heimsieg gegen Arsenal und einem 1:1 daheim gegen Dynamo Kiew stehen 22 Niederlagen gegenüber. Das Gesamttorverhältnis aus den 24 Spielen ist sagenhaft schlecht: 7:65.
Jedoch kann ein Klub in der Königsklasse noch so schlecht abschneiden, er steht immer noch besser da als jeder Klub, der überhaupt noch nie in der Königsklasse war. Wie YB. (sda)
Zu diesem Thema wurden noch keine Kommentare geschrieben
Kleines Vademecum für Kommentarschreiber
Wie ein Kommentar veröffentlicht wird – und warum nicht.
Wir halten dafür: Wer sich an den gedeckten Tisch setzt, hat sich zu benehmen. Selbstverständlich darf an der gebotenen Kost gemäkelt und rumgestochert werden. Aber keinesfalls gerülpst oder gefurzt.
Der Gastgeber bestimmt, was für ihn die Anstandsregeln sind, und ab wo sie überschritten werden. Das hat überhaupt nichts mit Zensur zu tun; jedem Kommentarschreiber ist es freigestellt, seine Meinung auf seinem eigenen Blog zu veröffentlichen.
Jeder Artikel, der auf vaterland.li erscheint, ist namentlich gezeichnet. Deshalb werden wir zukünftig die Verwendung von Pseudonymen – ausser, es liegen triftige Gründe vor – nicht mehr dulden.
Kommentare, die sich nicht an diese Regeln halten, werden gelöscht. Darüber wird keine Korrespondenz geführt. Wiederholungstäter werden auf die Blacklist gesetzt; weitere Kommentare von ihnen wandern direkt in den Papierkorb.
Es ist vor allem im Internet so, dass zu grosse Freiheit und der Schutz durch Anonymität leider nicht allen guttut. Deshalb müssen Massnahmen ergriffen werden, um diejenigen zu schützen, die an einem Austausch von Argumenten oder Meinungen ernsthaft interessiert sind.
Bei der Veröffentlichung hilft ungemein, wenn sich der Kommentar auf den Inhalt des Artikels bezieht, im besten Fall sogar Argumente anführt. Unqualifizierte und allgemeine Pöbeleien werden nicht geduldet. Infights zwischen Kommentarschreibern nur sehr begrenzt.
Damit verhindern wir, dass sich seriöse Kommentatoren abwenden, weil sie nicht im Umfeld einer lautstarken Stammtischrauferei auftauchen möchten.
Wir teilen manchmal hart aus, wir stecken auch problemlos ein. Aber unser Austeilen ist immer argumentativ abgestützt. Das ist auch bei Repliken zu beachten.
Wenn Sie dieses Vademecum nicht beachten, ist das die letzte Warnung. Sollte auch Ihr nächster Kommentar nicht diesen Regeln entsprechen, kommen Sie auf die Blacklist.
Redaktion Vaterland.li
Diese Regeln haben wir mit freundlicher Genehmigung von www.zackbum.ch übernommen.