IT-Blackout bei Krisenübung, EU sanktioniert China-Banken und Schweizer Lobbyoffensive in den USA
IT-Blackout bei grosser Krisenübung des Bundes

Anfang November haben Bund und Kantone mit über tausend Personen die Abwehr eines hybriden Angriffs trainiert. Dabei zeigten sich eklatante Probleme. Wie Recherchen der «NZZ am Sonntag» zeigen, ist die elektronische Lagedarstellung der Nationalen Alarmzentrale zeitweise ausgefallen. Dieses System bündelt alle Informationen und soll den Krisenstäben einen Überblick über die aktuelle Lage liefern. «Im Verlaufe des Vormittags konnten wir nicht darauf zugreifen», teilt etwa der Kanton Solothurn mit. Auch andere Kantone wie Zug berichten von «Verzögerungen beim Abrufen der Informationen» und von «Störungen». Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz (Babs) bestätigt die Probleme. «Am 6. November 2025 (. . .) war der Zugang zur elektronischen Lagedarstellung verlangsamt und zeitweise nicht möglich.» Es ist nicht das erste Mal, dass das Babs und seine Direktorin wegen Pannen in der Kritik stehen. Ein interner Revisionsbericht vom Sommer kritisiert, dass die Digitalisierung nicht vorankomme und die Direktorin zu wenig führe. «Es gibt unzählige Baustellen im Amt», sagt der SVP-Nationalrat Mauro Tuena. Die Amtsleiterin müsse diese endlich in den Griff bekommen. «Sonst ist die Schweiz für den Ernstfall nicht gerüstet.»
Wirtschaftsgruppe lanciert Schweizer Lobbyoffensive in den USA
Nach dem Zollstreit fragt sich die Nation: Was passiert jetzt mit dem «Team Switzerland»? Sind die Milliardäre noch dabei, die Anfang November im Weissen Haus waren? Wie der «SonntagsBlick» berichtet, plant Partners-Group-Gründer Alfred Gantner zusammen mit anderen Grössen aus der Wirtschaft sowie Wirtschaftsverbänden, das Lobbying für die Schweiz in Amerika dauerhaft zu verbessern. Dazu ist er derzeit auf der Suche nach einer neuen Lobbyfirma in den USA; Ziel ist, dass gezielt Kontakte mit Gouverneuren und Senatoren von US-Bundesstaaten aufgebaut werden, in denen Schweizer Firmen aktiv sind. Ein Steuerungsausschuss soll mit einer «Pull-Strategie» dafür sorgen, dass die Schweiz einmal pro Quartal Präsenz markiert. Gantner begründet gegenüber SonntagsBlick die Lobbyoffensive: «Die Schweiz hat zu wenig politische und wirtschaftliche Beziehungen in den Vereinigten Staaten. Darum bin ich der Auffassung, dass wir etwas unternehmen müssen. Die Schweiz ist wichtig als der sechstgrösste ausländische Direktinvestor. Es gilt, im Sinne eines «Information and Goodwill Building» präsenter zu sein und besser zu informieren, wie viel die Schweiz zur wirtschaftlichen Leistung und zum Fortschritt in den USA beiträgt.» Bezahlt wird diese Aktion – wie schon die bisherigen Bemühungen – privat. Das Seco ist über die Pläne informiert, wie mehrere Seiten bestätigen.
EU sanktioniert China-Banken – Schweiz hält sich zurück
Die Schweiz hat laut «NZZ am Sonntag» im Unterschied zur EU zwei chinesische Banken nicht sanktioniert. Die Banken sollen Russland bei der Umgehung von Sanktionen geholfen haben. Der Bundesrat habe argumentiert, es gebe keine Hinweise auf Geschäftsbeziehungen Schweizer Firmen mit den Instituten, weshalb ein Transaktionsverbot nicht nötig sei. Recherchen zufolge hätten jedoch auch die laufenden Gespräche über die Aktualisierung des Freihandelsabkommens mit China eine Rolle gespielt. Das Wirtschaftsdepartement (WBF) habe ursprünglich empfohlen, das gesamte 18. EU-Sanktionspaket zu übernehmen, während das Aussendepartement (EDA) vor möglichen Auswirkungen auf die Beziehungen zu Peking gewarnt habe. Der Bundesrat habe daraufhin den Vorschlag des WBF verworfen. SP-Nationalrat Fabian Molina habe kritisiert, die Regierung ordne den Umgang mit China wirtschaftlichen Interessen unter. FDP-Aussenpolitiker Hans-Peter Portmann habe den Entscheid dagegen als korrekt bewertet.
Streit um Tierwohl: Ist Freilauf auch im geschlossenen Stall möglich?

200 Millionen Franken schüttet der Bund jedes Jahr an die Landwirtschaftsbetriebe aus, die dem «Raus»-Programm angeschlossen sind, schreibt die Sonntagszeitung. «Raus» steht für «regelmässiger Auslauf im Freien». 85 Prozent der Halter von Rindern beteiligen sich daran und immerhin 50 Prozent der Schweinezüchter. Kein Wunder: Eine «Raus»-konforme Tierhaltung ist für Labels wie IP Suisse, Bio Suisse, Terra Suisse von Migros oder Naturafarm von Coop Voraussetzung dafür, dass das Fleisch unter ihrem jeweiligen Qualitätssiegel verkauft werden kann. Doch jüngst sind laut SonntagsZeitung Zweifel aufgekommen: Haben alle diese Betriebe das «Raus»-Label tatsächlich verdient? Kantonale Prüfer in Luzern hatten festgestellt, dass mehrere zertifizierte Betriebe geschlossene Ställe mit einem Innenlaufhof unter freiem Himmel haben – also quasi lediglich mit einem Loch im Dach. Die Luzerner fragten beim zuständigen Bundesamt nach: Genügt das für «Auslauf im Freien»? Antwort: nein. Das rief die Politik auf den Plan. FDP-Ständerat Damian Müller reichte eine dringliche Motion ein mit dem Ziel, die «Raus»-Kriterien anzupassen und Innenlaufhöfe unter freiem Himmel weiter zu zertifizieren. Tierschützer sind empört und sprechen von «Etikettenschwindel». Der Ständerat hat Müllers Motion aber bereits angenommen. Am Dienstag debattiert der Nationalrat darüber.
Universitäten rüsten gegen Spionage auf: Schwarze Liste geplant
Die Schweizer Hochschulen gehen gegen Wissensspionage vor. Laut der «NZZ am Sonntag» schlägt eine Arbeitsgruppe des Rektorenverbands Swissuniversities vor, dass jede Hochschule eine Anlaufstelle für Wissenssicherheit erhält sowie dass eine zentrale Koordinationsstelle eingerichtet wird. Damit soll verhindert werden, dass autoritäre Staaten auf Wissen und Technologien der Schweizer Hochschulen zugreifen. Die ETH Zürich führt bereits systematische Kontrollen durch und hat innerhalb eines Jahres über achtzig Bewerber abgewiesen. Es gelte, die Massnahmen unter den Hochschulen anzugleichen, sagt der ETH-Rektor Günther Dissertori, der die Arbeitsgruppe geleitet hat, gegenüber der Zeitung. Angedacht ist auch eine Art schwarze Liste: «Es wäre ein Austausch von kritischen Dossiers unter den Universitäten», sagt Dissertori im Interview. «Damit wollen wir vermeiden, dass jemand auf Umwegen ins Schweizer System eindringen kann.» Zudem würden Doppelspurigkeiten verhindert. «Und es stellt sicher, dass alle Hochschulen nach gleichen Kriterien agieren.»
Klaus Schwab redet erstmals über seinen Abgang beim WEF

Der Gründer des Weltwirtschaftsforums, Klaus Schwab, redet zum zweiten Mal über seinen erzwungenen Abgang vom WEF. Bereits kurz nach dem Eklat gab er CH Media ein Interview. Nun blickt er zurück. «Es hinterlässt schon seine Spuren. Man sieht, wer seine Freunde sind», sagt der 87-Jährige zum «SonntagsBlick». Mit «es» meint Schwab den Konflikt, der am 16. April dieses Jahres begonnen hat. In einem anonymen Mail wurden Vorwürfe gegen Schwab erhoben – Machtmissbrauch, Zweckentfremdung von WEF-Geldern und toxische Führung –, die später von einem Bericht entkräftet wurden. «Gar nicht. Gar nicht»: So antwortet der Gastgeber auf die Frage, wie gut er mit den Anschuldigungen umgehen konnte. Es ist nicht nur der Inhalt der Kritik, die ihm zugesetzt hat: «Was besonders wehtut, ist, wenn die Vorwürfe so gestrickt sind, damit sie in der Öffentlichkeit möglichst Antipathie gegen einen bewirken. Es ist erstaunlich, wie selbst Spitzenleute solche primitiven Vorwürfe glauben.» Der WEF-Gründer berichtet aber auch von einer Welle der Solidarität, die er gespürt habe. «Es ist unglaublich, wie viele Zuschriften wir von Leuten erhalten. Leute aus dem Volk, die einfach das Gefühl haben, da geht etwas Ungerechtes vor.» Auf der anderen Seite, so Schwab, «hat man Leute, denen man vertraut hat, die sich plötzlich abwenden, keine Stellung beziehen. Das tut wahrscheinlich am meisten weh, die menschliche Seite». Weiter macht sie der Gründer auch Sorgen um die Zukunft des Forums: «Jetzt steht das WEF am Scheideweg: Entweder entwickelt sich Davos zu einer konzeptionellen Kraft, die die Zukunft mitgestaltet – oder es wird zu einem Ritual ohne Bedeutung. Die Welt braucht keine weitere Konferenz. Sie braucht einen Kompass.»
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